Noch Mitte März sah es für die neue Bodenseefähre mit Flüssiggasantrieb der Konstanzer Stadtwerke nicht gut aus: Der Ausbau der sogenannten LNG-Fähre hatte sich massiv verzögert, die Arbeiten waren zum Erliegen gekommen. Die Stadtwerke kündigten an, vom gemeinsamen Vertrag mit der ausführenden Hamburger Werft Pella Sietas in Teilen zurückzutreten, sollte diese die Arbeiten nicht unverzüglich wieder aufnehmen und die Fertigstellung zum Jahresende garantieren.
Stadtwerke und Werft konnten sich einigen: Kosten steigen um rund 14 Prozent
Doch jetzt die Wende: Der Ausbau des LNG-Fährschiffes geht weiter. Das teilen die Stadtwerke in einer Pressemeldung mit. Geplant sei, dass die Arbeiten bis Mitte März 2022 abgeschlossen werden – und damit rund ein Jahr später als ursprünglich vorgesehen. Ende März könnte das Schiff dann endlich in See stechen, wie Stadtwerke-Pressesprecher Christopher Pape auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärt: „Dieses große Ziel wollen wir erreichen.“
Während der vergangenen Monate hätten die Stadtwerke mit der Hamburger Werft Nachverhandlungen geführt, da infolge der Corona-Pandemie die Bau- und Materialkosten gestiegen seien. Auch die von der Werft veranschlagten rund vier Millionen Euro an Mehrkosten waren dabei Thema. „Diese sind für uns nicht nachvollziehbar gewesen“, begründet Stadtwerke-Pressesprecher Pape.
Jetzt habe man sich aber geeinigt. Vorgesehen seien nun Mehrkosten von 2,5 Millionen Euro. Damit steigen die Gesamtkosten um rund 14 Prozent von 17,7 auf 20,2 Millionen Euro. Dies sei für die Stadtwerke tragbar, so Pape.
Werft-Direktorin: „Während des Projekts kam es mehrmals zum Lockdown“
Die Bauverzögerungen und Mehrkosten, begründet die Direktorin der ausführenden Werft, Natallia Dean, in der Pressemitteilung der Stadtwerke wie folgt: „Während des Projekts kam es wegen der Covid-19-Pandemie mehrmals zu einem Lockdown. Mit den entsprechenden Beschränkungen und Erschwernissen, auch im Arbeitsalltag unserer Teams. All dies hatte Einfluss auf die Bauzeit und die Kostenkalkulation.“
Die entstehenden Mehrkosten seien leider ein Resultat der aktuellen Krisensituation, die auch an der Schiffsbaubranche nicht spurlos vorbeigegangen sei, wird Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter zitiert. „Wir hoffen, dass das Schiff jetzt zügig fertiggebaut werden kann.“
Das Schiff soll dereinst bis zu 60 Fahrzeuge zwischen Meersburg und Konstanz transportieren und Platz für 700 Passagiere bieten. Sie wird die Fontainebleau ersetzen, die höchstens 40 Autos und rund 600 Personen über den See bringen kann. Trotz größerer Kapazität wird die Gasfähre im Verhältnis dazu weniger Energie verbrauchen und weniger Schadstoffe ausstoßen. Die Fähre soll auch anteilig mit Biogas betrieben werden, um sie klimafreundlicher betreiben zu können.