Michaela Wussow und ihre mobile Crêperie. Seit 34 Jahren im Sommer wie im Winter Anziehungspunkt für unzählige Konstanzer auf Festen unter freiem Himmel: Weihnachtsmarkt, Fasnacht, Oktoberfest, Flohmarkt, Weinfest, Suserfest, Fischerfest in Staad, Dorffest in Dettingen, Hafenfest in Wallhausen, Kirchweih in Hilzingen oder das eigene Bühnenschlachtfest in der Opelstraße – überall gibt es ihre Crêpes und überall stehen die Menschen Schlange. „Viele Stammkunden sind Kinder meiner Stammkunden“, erzählt die 55-Jährige lächelnd.
In diesem Jahr jedoch ist vieles anders. Kein Bummel auf dem Weihnachtsmarkt, kein geschäftiges Gedränge in der Innenstadt, oh je, du Fröhliche. Da ist Michaela Wussow mit ihrer Crêperie ein kleiner Lichtblick, ein wenig Normalität trotz des Lockdowns, eine süße Erinnerung an bessere Zeiten.

„Toll, dass sie trotzdem ihren Stand betreiben darf“, sagt Severino Spinazzola. Der gebürtige Konstanzer ist Kunde der ersten Stunde. „Das sind die besten Crêpes, die ich jemals gegessen habe.“
Seine Frau Tugi Spinazzola erzählt: „Wir kommen jedes Jahr zu ihr auf den Weihnachtsmarkt. Schade, dass der Markt nicht stattfindet.“ Die beiden sind davon ausgegangen, dass ihr vorweihnachtliches Ritual in diesem Jahr ausfallen würde. „Wir sind zufällig hier vorbeigekommen“, berichten sie. „Und als wir sie gesehen haben, mussten wir einfach unser Crêpes essen.“
Der kleine Stand steht in diesem Jahr etwas versteckt in der Sigismundstraße – auf privatem Grund. „Das war die einzige Möglichkeit, dass ich aufmachen konnte“, sagt Michaela Wussow. „Die Feuerwehr hat den großen Holzstand nicht abgenommen. Zum Glück hatte ich diesen hier noch im Lager.“
Die Fläche wird vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge angemietet – gegen eine Spende darf Michaela Wussow hier ihrer Leidenschaft frönen. Seit dem 1. Dezember hat sie geöffnet.
„Aber erst am 2. Adventssamstag war etwas los“, sagt sie. „An den ersten Tagen kam kaum jemand, weil niemand wusste, dass ich doch da bin. Ich vermisse den Weihnachtsmarkt.“ Eine Genehmigung für die Marktstätte habe sie für 2020 nicht erhalten.

Nachdem Michaela Wussow als 21-jährige Bäckergesellin von ihrem Chef vor die Tür gesetzt wurde, wagte sie den Sprung in die Selbstständigkeit. „Ich habe es einfach mit dem Crêpes-Stand versucht.“ Der erste stand noch unter den Arkaden neben dem Hertie. „Kunden von damals kommen heute noch.“
Severino Spinazzola und seine Ehefrau Tugi sind solche Stammkunden. „Als kleiner Junge stand ich schon vor dem Stand und habe mir gedacht: Was sind denn Crêpes?“, erinnert sich Severino Spinazzola. „Und als ich zum ersten Mal versucht habe, konnte ich nicht mehr aufhören. Seitdem komme ich immer wieder.“

Von Montag bis Samstag ist Michaela Wussows Stand in der Sigismundstraße zwischen 11.30 und 18.30 Uhr geöffnet. Eigentlich müsste sie am 23. Dezember den Platz wieder räumen. „Ich hoffe aber noch, dass ich bis Silvester bleiben darf“, sagt sie.

Insgesamt ging es auch am zweiten Adventssamstag gesittet zu in der Innenstadt. Vor den Läden bildeten sich ab Nachmittag Schlangen, die Menschen hielten in der Regel die AHA-Regeln ein – Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmaske tragen.

Auch die meisten Einzelhändler zogen eine positive Bilanz: „Ich bin zufrieden, wenn man Corona berücksichtigt“, sagt stellvertretend Olaf Süßke, Inhaber und Geschäftsführer der Boutique Kim and Friends.
„Was mich freut: Kein einziger Kunde hat nach Rabatten aus dem Internet gefragt.“ Im Gegenteil: „Einige haben gesagt, dass sie uns lokale Händler unbedingt unterstützen wollen und bereit sind, mehr Geld als im Internet auszugeben.“ Wenige Tage vorher war seine Laune deutlich schlechter. „Am 1. Dezember stand ich acht Stunden für 18 Euro einen Umsatz im Laden.“
Peter Kolb vom Sporthaus Gruner: „Im Vergleich zum Vorjahr waren es zwar rund ein Drittel weniger Kunden“, sagt er. „Aber wir beschweren uns nicht. Wir können ja nichts ändern.“ In der jetzigen Zeit ginge es um positive Gedanken und darum, Zuversicht zu verbreiten. „Wir müssen zusammen halten und uns gegenseitig helfen.“

Vor seinem Haus regelten die Verkehrskadetten den Verkehr zwischen 12 und 19 Uhr – zum ersten Mal in diesem Winter. Im Parkhaus Lago seien die Parkplätze freiwillig reduziert worden, um Abstandsregeln einhalten zu können.