Eine junge Mutter mit Kinderwagen läuft zum Aufzug an der Brücke über die Gleise am Bahnhof, sieht eine rote Anzeige und zögert. „Aufzug außer Betrieb“, ist in leuchtenden Lettern zu lesen. Zeitgleich trägt ein Paar ihren Kinderwagen die Treppe hinunter, das Baby im Arm. Die Eltern ärgern sich über den immer wieder defekten Lift an der Bahnhofbrücke.

Auch in der Facebook-Gruppe „Du bist aus Konstanz, wenn…“ regen sich mehrere Nutzer darüber auf, dass sie zuletzt rund zwei Wochen lang Umwege in Kauf nehmen mussten – zumal auch der benachbarte Lift über die Lagobrücke schon länger außer Betrieb ist. Wo sollen Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer über die Gleise kommen? Warum ist der Aufzug immer wieder kaputt? Und was kosten die Reparaturen?

Auch hier bei der Brücke zum Lago ist der Aufzug seit einiger Zeit außer Betrieb.
Auch hier bei der Brücke zum Lago ist der Aufzug seit einiger Zeit außer Betrieb. | Bild: Kirsten Astor

Der SÜDKURIER hat bei der Stadt Konstanz nachgefragt. Die Pressestelle gibt an: „Beide Aufzüge haben ein Modul eingebaut mit Aufschaltung zur Aufzugsfirma. Dieses Modul prüft den Aufzug und seine Funktionsfähigkeit alle 24 Stunden.“

Zum Zeitpunkt der Anfrage für den jüngsten Ausfall im März habe die Firma keine Information über eine Störung gehabt, auch hätten Passanten nicht die Störungsnummer (Aufkleber neben dem Aufzug) gewählt und sich auch nicht telefonisch oder per E-Mail beim Hochbauamt gemeldet. „Das heißt, der Aufzug stand weniger als 24 Stunden“, so die Stadt.

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Als der Fehler bei den Kabinentüren-Kontakten dann bekannt wurde, habe die Reparatur etwa eine Stunde gedauert. Also doch keine zwei Wochen, wie Konstanzer Nutzer monieren? Wie lange der Aufzug tatsächlich außer Gefecht war und wie viele Störfälle es seit Inbetriebnahme 2009 gab, konnte zunächst nicht in Erfahrung gebracht werden. Die Aufzugfirma konnte eine Anfrage mehrere Tage lang nicht beantworten, da der zuständige Sachbearbeiter krank sei.

Stahlbrücke immer wieder in der Kritik

Der Aufzug und die Brücke standen zu Beginn unter keinem guten Stern. Allein das Fundament für den großen Kran, der die Brücke an die richtige Stelle heben sollte, kostete eine sechsstellige Summe und sorgte damals für Irritationen bei der Bevölkerung und bei Stadträten. Und nach der Inbetriebnahme streikten die Aufzüge regelmäßig. So berichtete der SÜDKURIER allein im Jahr 2013 über zehn Störungen. Im Jahr 2014 war der Aufzug auf der Seeseite 13 Mal außer Betrieb, der zur Bodanstraße hin 9 Mal.

Die Designer-Brücke sorgte 2009 für Ärger, weil sie deutlich teurer wurde als ursprünglich geplant. Ein Fachmann sagte damals, ein ...
Die Designer-Brücke sorgte 2009 für Ärger, weil sie deutlich teurer wurde als ursprünglich geplant. Ein Fachmann sagte damals, ein Modell von der Stange wäre deutlich günstiger gewesen. | Bild: Kirsten Astor

Im Jahr 2013 kosteten die Reparaturen der Anlage 10.600 Euro, wovon rund die Hälfte auf einen Wasserschaden im Schacht zurückzuführen waren. Auch 2014 fiel mit 7000 Euro eine größere Summe an. In den Vorjahren war es etwas weniger: 2010 kamen 3400 Euro Reparaturkosten zusammen, 2011 waren es 662 Euro und im Folgejahr 2740 Euro.

Bei der jüngsten Störung im März 2023 seien keine Material-, sondern nur Personalkosten für den Mechaniker angefallen, sagt der städtische Pressesprecher Walter Rügert. Insgesamt hätten sich die Reparaturen im Jahr 2022 auf rund 12.000 Euro für beide Aufzüge belaufen. Zu Buche schlägt vor allem die Beseitigung von Vandalismusschäden.

Auch unsachgemäße Nutzung habe im Lauf der Jahre immer wieder zu Störfällen geführt. In der Folge waren Türen verbogen, Verriegelung und Antrieb funktionierten nicht mehr. Da die Aufzüge aus dem Jahr 2009 stammen, fallen sie nicht mehr unter Gewährleistung. Die Baufirma muss also keine Reparaturkosten übernehmen. „Gewährleistung würde bei Vandalismus auch nicht greifen“, teilt die Stadt mit. Um das Problem in den Griff zu bekommen sei im vergangenen Jahr der Wartungszyklus erhöht worden.

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Anzeigen oft selbst defekt

Für Ärger bei den Nutzern sorgen auch die digitalen Anzeigen an den Liften. Eigentlich sollen sie die Bürger darauf hinweisen, wenn einer der Aufzüge nicht funktioniert – sie sind mitunter aber selbst defekt. „Die Displays fallen allenfalls mal witterungsbedingt aus“, schreibt die städtische Pressestelle dazu. „Generell sind außenliegende Aufzüge und deren Technik wegen der Witterung, Häufigkeit der Nutzung und mehr Vandalismus als bei innenliegenden deutlich anfälliger.“

Die englische Schrift an der Anzeige war zunächst falsch programmiert. Inzwischen ist dies korrigiert.
Die englische Schrift an der Anzeige war zunächst falsch programmiert. Inzwischen ist dies korrigiert. | Bild: Kirsten Astor

Eine Frage aber bleibt: Wie kommen Passanten mit Kinderwagen, Fahrrad oder Rollstuhl über die Gleise, wenn die Aufzüge nicht funktionieren? „Es gibt dann nur die Möglichkeit, dass die Unterführung an der Markstätte genutzt wird“, antwortet die Stadt schlicht.