Sechs Mal nutzte Eugen Bohl im Dezember den Zugang zum Gleis 2 des Konstanzer Bahnhofs, und sechs Mal musste er sein Gepäck wegen eines Defekts des Aufzugs sowohl bei der Ankunft als auch bei der Rückkehr die Treppen hoch und runter schleppen.

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Er machte seinem Ärger in einem Schreiben an die Stadt Konstanz Luft – wohl wissend, dass prinzipiell die Deutsche Bahn zuständig ist. Gleichwohl sollte eine funktionstüchtige Infrastruktur nach Ansicht von Eugen Bohl im Interesse der Stadt liegen. „Konstanz will ein Touristenzentrum sein, und es fällt auf die Stadt zurück, wenn schon bei der Ankunft am Bahnhof nichts funktioniert.“

Eine Generalkritik nur wegen des Ausfalls eines Aufzugs? Eugen Bohl sieht das anders. „Ab 21 Uhr ist alles geschlossen“, so heißt es in seiner Beschwerde bei der Stadtverwaltung, „und dann kommt man auf den Vorplatz zur Bushaltestelle – alles vergammelt, dreckig.“

Die Kulisse des Konstanzer Bahnhofs hat etwas Pittoreskes. Bei genauerem Hinsehen lässt sich der Sanierungsbedarf allerdings unschwer ...
Die Kulisse des Konstanzer Bahnhofs hat etwas Pittoreskes. Bei genauerem Hinsehen lässt sich der Sanierungsbedarf allerdings unschwer erkennen. | Bild: Hanser, Oliver

Seine Auflistung geht munter weiter: Es gebe keinen Fahrkartenautomaten, keinen Hinweis auf Fahrtkosten und auch keine digitale Information darüber, wann der nächste Bus kommt. „Hinweise in Englisch? – Fehlanzeige“, so schreibt er weiter. Und was die Abstimmung der Fahrpläne bei Ankunft aus der Schweiz anbelangt, so komme in seinem Fall der Zug um 21.50 Uhr an und der Bus fahre um 21.50 Uhr ab.

Reparatur verzögerte sich wegen Weihnachten

Im Rathaus wollte man es daraufhin genauer wissen und holte Infos bei der Deutschen Bahn ein. Das Unternehmen bestätigte demnach den Ausfall des Aufzugs, dessen Wiederinbetriebnahme sich aufgrund der Weihnachtstage und fehlender Ersatzteile verzögert habe. Seit 28. Dezember sei der Aufzug wieder in Betrieb.

Was die Gesamtsituation am Bahnhof betrifft, so verweist Walter Rügert als Pressesprecher der Stadtverwaltung auf die Umsetzung des C-Konzeptes – das C steht dabei für die neue Verkehrsführung, wodurch der bestehende Ringverkehr zugunsten eines weitgehend autofreien Bahnhofsplatzes aufgegeben wird. In diesem Zuge wird der Platz komplett umgebaut und modernisiert.

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Konkret bedeutet dies die Umgestaltung zu einem Verkehrsknotenpunkt für den öffentlichen Nah- und Radverkehr. An der Dammgasse werde es eine Wendemöglichkeit für Autos geben, am Fischmarkt und am Lago-Einkaufszentrum können Lastwagen die Richtung wechseln. Kurze Wege zwischen Bahnhof, Bushaltestellen, Taxiständen, Radstellplatz und Leihstation sollen einen raschen Umstieg sowie eine zügige Weiterfahrt mit Bahn, Bus, Taxi oder Fahrrad ermöglichen.

Platz soll „erholsamen Charakter“ bekommen

Dass alles besser wird, hängt allerdings auch vom Zutun der Deutschen Bahn ab. Im Zuge des Umbaus des Bahnhofplatzes soll das Bahnhofgebäude frei gestellt und damit städtebaulich aufgewertet werden. Zur Steigerung der Aufenthaltsqualität seien 31 Sitzbänke geplant, außerdem sollen 26 Bäume gepflanzt werden. „Die Begrünung soll dem Platz einen erholsamen Charakter verleihen und die Aufenthaltsqualität insgesamt erhöhen“, so das Versprechen von Walter Rügert an Eugen Bohl.

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