Noch gibt es Hoffnung, und der Betriebsrat spricht inzwischen sogar von „konstruktiven Gesprächen“: Das Aus für die Fertigung von Brief- und Paketsortiermaschinen in Konstanz ist noch nicht besiegelt. Das sagen die Arbeitnehmervertreter, und sie machen damit nicht nur sich selbst und ihren Kollegen Hoffnung, sondern auch den Kommunalpolitikern.

Bei einem Auftritt vor dem Gemeinderat am Donnerstag, 21. November, zeichneten Marc-Peter Schambach und Uwe Wiedenbach das Bild einer Belegschaft, die nicht nur öffentlichkeitswirksam kämpft, sondern auch viele eigene Ideen zum Erhalt der Arbeitsplätze in Konstanz einbringt.

Das gibt es eher selten im politischen Alltag der Stadt: Gäste bekommen im Gemeinderat das Wort und können sich direkt an die gewählten Volksvertreter wenden. Alle sieben Fraktionen (FGL&Grüne, CDU, SPD, Freie Wähler, Junges Forum, FDP und Linke Liste) hatten den Körber-Betriebsrat in die Sitzung eingeladen, um sich aus erster Hand informieren zu lassen, wie es um 50, 100 oder womöglich noch mehr akut gefährdete Jobs in Konstanz steht.

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Aus allen Gruppierungen wie auch von Oberbürgermeister Uli Burchardt gab es dann auch Solidaritätsadressen und das Versprechen, dass die Stadt unterstütze, wo es möglich sei. Marc-Peter Schambach sagte, dass auch die Präsenz von Stadträten und die Einladung in den Rat mit dazu beigetragen haben könnte, dass Bewegung in die Gespräche zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung gekommen sei. Diese Verhandlungen wolle man nicht stören.

Jeder verlorene Arbeitsplatz hat Folgen für die Stadt

Deutlich wurde auch: Groß ist die Sorge, dass die Rezession auch in Konstanz tiefe Spuren hinterlässt – in Formen von wegbrechender Gewerbesteuer, zurückgehendem Lohnsteuer-Anteil, höheren Sozialausgaben, Gewerbeflächen-Leerstand und einem Ansehensverlust für den Wirtschaftsstandort. All das, aber vor allem persönlichen Schicksalsschläge für betroffene Mitarbeiter, möge Konstanz erspart bleiben, so die einmütige Reaktion aus dem Gemeinderat.

Ob es zu einem solchen Happy End kommt, ist nicht ausgemacht. Intensive Verhandlungsrunden liegen hinter Betriebsrat und Geschäftsleitung, das wird deutlich. Zur Debatte stehen verschiedene Konzepte. Das Management hat ein Programm „Go Parcel“ (“Auf ins Paketgeschäft“) aufgelegt, das für Konstanz aber vor allem Rückschnitte bedeutet. Der Betriebsrat hat einen Gegenvorschlag vorgelegt und überdies ein Beschäftigungssicherungskonzept erarbeitet – zusammen mit dutzenden Mitarbeitern, die sich laut Wiedenbach und Schambach in Workshops intensiv eingebracht haben.

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In wenigen Wochen könnte Klarheit herrschen

Welcher von den Plänen umgesetzt wird, dürfte sich in den nächsten wenigen Wochen zeigen. Im für Konstanz schlechtesten Fall würde die Produktion komplett abgewickelt und eine der modernsten Fabriken in der Region stillgelegt. Das Fertigungszentrum in der Nähe des Flugplatzes war erst vor sieben Jahren errichtet worden, damals noch unter der Regie von Siemens. Auch Funktionen in der Verwaltung könnten abgezogen werden. Im für Konstanz besten Fall würde Körber, wo bisher noch rund 550 Menschen arbeiten, minimal schrumpfen, und die Fertigung würde am Standort weitergeführt.

„Wir sind vorsichtig optimistisch“, sagt Betriebsratsmitglied Uwe Wiedenbach zur aktuellen Lage: „Unser Konzept wurde wohlwollend aufgenommen.“ Deshalb wolle man das inzwischen konstruktive Miteinander nicht belasten – der Auftritt vor dem Gemeinderat sei deshalb auch kein Druckmittel, sondern solle der Information dienen. Immerhin hatten sich zahlreiche Stadträte zuletzt an einer Kundgebung zum Erhalt der Arbeitsplätze teilgenommen und in Redebeiträgen ihre Solidarität bekundet.

Vor wenigen Wochen sah es noch nach Konfrontation aus: Seit der Kundgebung gegen den geplanten Abbau bei Körber in Konstanz am 6. ...
Vor wenigen Wochen sah es noch nach Konfrontation aus: Seit der Kundgebung gegen den geplanten Abbau bei Körber in Konstanz am 6. November ist Bewegung in die Verhandlungen mit der Geschäftsleitung gekommen. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Wie die Körber-Geschäftsführung die Lage einschätzt und welche Pläne sie aktuell verfolgt, bleibt offen. Während Oberbürgermeister Uli Burchardt zuletzt betonte, auch mit der Unternehmensleitung in Gesprächen zu sein, äußerte sich das Management am Donnerstag nicht öffentlich. Auf eine SÜDKURIER-Anfrage an die Körber AG teilte eine Sprecherin mit, laufende Verhandlungen könne man nicht kommentieren. Zuletzt hatte sie betont, Körber bekenne sich zum Standort Konstanz.