Das Rathaus beruft sich dabei letztlich auf Beschlüsse des Gemeinderats, der zum Zweck des Klimaschutzes eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens bewirken möchte. Der Grundgedanke: Wer keinen Parkplatz hat, nutzt statt des Autos andere Möglichkeiten der Mobilität.

Die Darstellung der Folgen für das Paradies im SÜDKURIER trug unterdessen zur Erkenntnis bei, dass dieses Vorgehen möglicherweise das genaue Gegenteil der eigentlichen Absicht erzeugt. In dem Quartier wird laut Haushaltsplan die Zahl der Parkplätze kontinuierlich reduziert. Die Planung sieht die Reduzierung der Parkplätze für Anwohner binnen eines Zweijahreszeitraums von 2600 auf 2200 vor, die Zahl der Kurzzeitparkplätze soll von 2100 auf 1900 verringert werden. Zu den Folgen zählt ein reger Parkplatz-Suchverkehr, bei dem Autofahrer bis zu einer Dreiviertelstunde unterwegs sind.

„Ich wäre schon froh, wenn durch Car-Sharing das Zweitauto ersetzt werden würde.“Heinrich Fuchs, CDU-Stadtrat, dämpft zu ...
„Ich wäre schon froh, wenn durch Car-Sharing das Zweitauto ersetzt werden würde.“Heinrich Fuchs, CDU-Stadtrat, dämpft zu hohe Erwartungen an Alternativen zum Individualverkehr | Bild: SK

Wie weit der Plan auch von der Lebenswirklichkeit der Ortsteile entfernt ist, ging aus der jüngsten Sitzung des Technischen und Umweltausschusses hervor. Heinrich Fuchs fasste dabei in seiner Doppelfunktion als Ortsvorsteher von Dingelsdorf und als CDU-Stadtrat die Defizite des Plans zusammen. Die Ortschaftsräte der drei Ortschaften Dingelsdorf, Dettingen-Wallhausen und Litzelstetten sprachen sich demnach jeweils einstimmig gegen die Aufhebung zur Verpflichtung zum Bau von Parkplätzen aus, weil man im Dorf verstärkt aufs Auto angewiesen sei. „Und irgendwo müssen die Karren ja hin“, meinte er mit Hinweis auf seine Befürchtung, dass in der Folge das wilde Parken beziehungsweise die Nutzung von Flächen im öffentlichen Raum zunehmen werde.

Gleichwohl will Heinrich Fuchs wie seine Ausschusskollegen den generellen Kurs beibehalten. „Aber die Reihenfolge stimmt nicht“, so seine Einschätzung. Für den Verzicht aufs Auto müssten erst die entsprechenden alternativen Mobilitätsangebote wie etwa das Car-Sharing geschaffen werden. Der CDU-Stadtrat ist außerdem nicht übertrieben optimistisch, was die Effekte des Car-Sharings anbelangt. „Ich wäre schon froh, wenn dadurch die Zweiautos ersetzt würden,“ meinte er und erinnerte ferner an den überfälligen Radwegebau zwischen Konstanz und Dettingen. Wenn es bereits Alternativen gäbe, so seine These, dann wüchse automatisch auch die Akzeptanz bei den Bürgern bei der Mobilitätswende.

Alfred Reichle glaubt dagegen nicht, dass die Nachfrage automatisch dem Angebot gehorcht. Der SPD-Stadtrat bezeichnete die von ihm beobachteten Leerfahrten von Gelenkbussen als blanken Wahnsinn. Er hält es außerdem für denkbar, dass Konstanz der Mangel an Parkplätzen erhalten bleibt, weil sich für den Individualverkehr durch den Wechsel auf elektrische Antriebssysteme neue Perspektiven ergeben.

Manchen würden den Druck am liebsten noch erhöhen

Nina Röckelein (FGL) und Achim Schächtle (FDP) dagegen würden gern die Parkplatzdebatte auf den gewerblichen Bereich ausdehnen, so dass auch hier verstärkt Druck für die Veränderung des Mobilitätsverhaltens entsteht.

Idee zur Finanzierung von Quartiersgaragen

SPD-Stadtrat Jürgen Ruff wiederum hält es für unwahrscheinlich, dass sich am allgemeinen Auto-Besitzstand viel ändern wird: Der Besitz eines Autos sei prinzipiell von seiner Nutzung zu unterscheiden, womit sich am Parkplatzbedarf wenig ändere. Der Konflikt kann seiner Ansicht nach nur durch eine differenziert ausgestaltete Politik aufgelöst werden. Da auch die Car-Sharing-Quote sich zurzeit auf niedrigem Niveau bewege, schlug er eine Verbindung der vorgesehenen Entbindung zur Stellplatzbereitstellung mit dem Vorhaben von Quartiersgaragen vor. Dabei könnten Bauherren von der Verpflichtung zur Schaffung von Parkplätzen durch einen Beitrag zur Finanzierung etwa der Quartiersgarage auf dem Döbele-Platz entbunden werden.