Ein Bier am späten Nachmittag im Rheinstrandbad? Kein Problem. Der junge Kioskmitarbeiter greift routiniert zur Bierflasche und füllt sie in einen Plastikbecher um. Auf die irritierte Nachfrage, warum es nötig ist, ein weiteres Behältnis zu bemühen, heißt es kurz und schlicht: „Glasverbot. Ist Vorschrift.“
Ist es tatsächlich Vorschrift, dass nachmittags im Rheinstrandbad keine Flaschen aus Glas ausgegeben werden dürfen? Und, auch wenn man die Gefahr durch Glasscherben vermeiden will: Passt ein solches Vorgehen zu einer Stadt, die bereits 2019 den Klimanotstand ausgerufen hat? Und die Maßnahmen umsetzt, die schrittweise die Klimaneutralität anstreben und auch die Anhäufung von Plastikmüll vermeiden sollen?
Am Hörnle wird Pfand erhoben
Wie handhaben die Kiosk- und Strandbadrestaurantpächter diesen Umstand? Am Strandbad Hörnle ist die Sache klar geregelt. „Bierflaschen und Limonade und Mineralwasser geben wir in den Originalflaschen heraus“, sagt Derya Yildirim, die mit ihrem Mann Ibrahim Yildirim die Hörnle-Gastronomie betreibt. „Das funktioniert gut, wir bekommen das Material wieder zurück, weil Pfand darauf erhoben wird.“ Manche Gäste bestellten ein Hefeweizen im Glas, das erhielten sie gegen einen Euro Pfandgebühr.
Und beim Fassbier gebe es feste Plastikbecher, die wiederverwendet werden, auch gegen Pfand. Für dieses Vorgehen habe sich ihr Mann als Betreiber entschieden, weil es schließlich Sache des Pächters sei, in seinem Betrieb nur eine begrenzte Menge Müll anfallen zu lassen.

Ünal Kürümlüoglu, der den Kiosk im Rheinstrandbad betreibt, hat ein anderes Konzept für das Bad am Seerhein. „Beim Bier haben wir die Vorgabe, keine Flaschen herauszugeben. Sie sollten nicht zerbrechen und dann eine Verletzungsgefahr bilden.“ Er sagt, dass es dazu eine Absprache mit der Bädergesellschaft gebe, da sich vor einigen Jahren Badegäste an Scherben verletzt hätten. Deshalb habe er sich für das Bier in Einwegbechern entschieden.
Glasverbot gilt nicht tagsüber
Die Bädergesellschaft Konstanz kann allerdings nicht ohne Weiteres bestätigen, dass es eine Vorschrift gebe, Bier nicht in Flaschen auszugeben. Tatsächlich gibt es aber ein nächtliches Glasverbot. „In den Strandbädern der Bädergesellschaft Konstanz ist das Mitführen und Benutzen von Behältnissen aus Glas, Porzellan oder anderen zerbrechlichen Materialen außerhalb konzessionierter Gastronomieflächen in der Zeit von 20 Uhr bis 8 Uhr nicht gestattet.“ So lautet der Text der Haus- und Badeordnung. Dieses nächtliche Glasverbot hat den Hintergrund, dass es in den Nachtstunden, wenn Gruppen partyfeiernder Menschen ins Strandbad kämen, vereinzelt zu Glasbruch gekommen sei, wie Christopher Pape, Sprecher der Stadtwerke und der Bädergesellschaft, erläutert.
An eine Absprache, dass auch am Tag keine Glasflaschen ausgegeben werden dürften, kann sich bei der Bädergesellschaft zumindest niemand erinnern. Zumal das Vorgehen, Getränke in Einwegbecher umzufüllen, inzwischen nicht mehr erlaubt ist. Laut einer EU-Verordnung muss jeder Gastronomie-Betrieb, der Essen und Getränke zum Mitnehmen herausgibt, dieses dem Gast auch in einer Mehrwegverpackung oder im Mehrwegbehälter anbieten, wenn er dies wünscht. Auch Anja Fuchs, Sprecherin der Stadtverwaltung Konstanz, betont, dass es gegenüber den Pächtern keine weiterreichenden Anforderungen in Konstanz gebe. „Hier greift die EU-Vorgabe in Sachen Mehrwegpflicht.“
Von Einweg zu Mehrweg
Nachdem er über das Thema Müllvermeidung nachgedacht hat, will Pächter Ünal Kürümlüoglu nun seine Ausgabepraxis am Rheinstrandbad-Kiosk ändern. „Ich habe bei einem Online-Händler Mehrweg-Becher bestellt, damit vermeiden wir Glasscherben und Einweg-Müll“, sagt er. „Das ist ein Weg, den ich gehen kann.“ Er betont, dass er bisher vor allem aus Kostengründen und wegen der einfacheren Handhabung auf Einwegbecher setzte.
„Ein Einwegbecher kostet sieben Cent, ein Mehrwegbecher fast einen Euro“, sagt er. Hinzu kämen die Energiekosten für die Reinigung sowie die Personalkosten für den höheren Aufwand. Zudem wollte er seinem Personal im Kiosk, vorwiegend studentische Aushilfen, keinen zusätzlichen Aufwand bereiten. Mehrwegbecher müssten schließlich abends noch gespült werden. „Es ist aber trotzdem ein guter Ansatz, dass wir in Zukunft Mehrwegbecher benutzen.“
Biertrinker, die gern aus der Flasche trinken, haben also auch weiterhin schlechte Karten im Rheinstrandbad. Jene, denen es um Müllvermeidung geht, dürften sich aber über die rasch umgesetzte Änderung freuen.