„Knaller-Angebote, Super-Sale, Tiefpreisgarantie!“ Diese Slogans und mehr sind aktuell im Handel in aller Munde – ganz besonders im Internet. Der Black Friday am 29. November naht, an dem Kunden mit angeblich besonders niedrigen Preisen zum Kauf angeregt werden sollen. Schließlich ist ja auch bald Weihnachten.
Auch ein gewisser Online-Shop, der auf den Konstanzer Einzelhandel „Blässhuhn“ verweist, lockt mit satten Rabatten. Das Problem: Die Webseite ist nicht echt, stattdessen handelt es sich um einen sogenannten Fake-Shop, der Kunden entweder um einige Euros oder ihre persönlichen Daten – beispielsweise auch deren Kreditkartendaten – erleichtern soll.
Laden wird Vorlage für Fake-Shop
Der ganz und gar echte Laden „Blässhuhn“ in der Konstanzer Gerichtsgasse gehört Stefan Niethammer. Und der konnte es anfangs gar nicht fassen, dass sein kleiner inhabergeführter Laden für eine solche Betrugsmasche genutzt wird. „Kürzlich haben wir eine E-Mail von einer möglichen Kundin bekommen“, sagt der Konstanzer gegenüber dem SÜDKURIER. „Besser gesagt glaubte sie, Kundin zu sein.“ Die Frau habe online bestellen wollen, allerdings Probleme bei der Zahlung mit der Kreditkarte gehabt.
„Das hat uns gewundert“, so Niethammer. Schnell nachgeschaut war direkt klar: Die Kundin besitzt gar keinen gefüllten Warenkorb auf der Internetseite des Konstanzer „Blässhuhns“. Es zeigt sich: Es gibt einen anderen Internet-Shop, der unter anderem den Namen des Geschäfts und Konstanz enthält. „Dann hat sich herausgestellt, dass wir Vorlage für einen solchen Fake-Shop waren“, so Niethammer.
Doch damit nicht genug, so blieb es nicht bei einem einzigen Fake-Shop. Zwischenzeitlich gab es sogar drei gefälschte Webshops mit Internetadressen, die alle ähnlich lauteten – und allesamt falsch. Teilweise bedienten sie sich an den Produkten, die auch online auf der Internetseite des Konstanzer Geschäfts zu finden sind, teilweise zeigten sie einfach eine Vielzahl anderer Güter an. Allesamt rabattiert.
Doch das gibt es bei Niethammer ohnehin nicht. Er sagt: „Bei uns gibt es keine Rabatte. Wir haben hier kuratierte Produkte und alles hier hat seinen Wert.“ Bei der Preisschlacht, die vor allem immer wieder um den Black Friday tobt, möchte er nicht mitmischen.
„Aus unternehmerischer Sicht ist das aber schon ein Scheiß“
Die zweifelhafte und neue Bekanntheit seines Ladens im Internet nimmt er sehr ernst, aber auch mit Humor. „Es ist zwar sehr ärgerlich für uns, aber wir haben keine wirtschaftlichen Konsequenzen und keinen riesigen Reputationsschaden“, so Stefan Niethammer. „Aus unternehmerischer Sicht ist das aber schon ein Scheiß.“
Die eigene Internetseite betreibe man allerdings ohnehin lediglich als „Schaufenster“. Dass sein kleiner Konstanzer Einzelhandel aber für solch eine Masche genutzt wird, findet er selbst mindestens kurios. Ganz allgemein ist es für ihn aber auch ein perfektes Beispiel, welche Nachteile der Online- und welche Vorteile der stationäre Handel bieten kann. Zusammengefasst sagt er: „Ein Ladengeschäft ist immer real, ein Webshop mit großen Rabatten nicht immer.“
Der Kampf gegen die Betrugsmasche
Einer, der sich mit dieser Art der Betrugsmasche bestens auskennt, ist der Konstanzer Joachim Feist. Auf ihn ist auch Stefan Niethammer für Hilfe zugegangen. Feist beschäftigt sich mit seinem Konstanzer Unternehmen Mindup Web + Intelligence GmbH genau mit solchen Betrugsmaschen, unter anderem betreibt die Firma ein Portal für die Verbraucherzentrale, mit der Fake-Shops identifiziert werden können. „Überall wo Daten sind, fühlen wir uns wohl“, so Feist.
„Wir suchen proaktiv nach neuen Online-Shops, detektieren daraus die neuesten Fake-Shops, allein circa 50 neue deutschsprachige gibt es pro Tag“, sagt Joachim Feist dem SÜDKURIER. Vorfälle wie beim „Blässhuhn“ seien dabei keine Seltenheit. „Das passiert schon häufiger“, so Feist. „Die Verantwortlichen machen das über Masse.“

In der Regel gebe es laut Feist zwei Gruppen dieser gefälschten Shops, die häufig aus dem Ausland betrieben werden. Entweder sie verfolgten die Masche des Vorkassenbetruges – wollen also Geld abgreifen, um danach entweder gar keine oder fehlerhafte beziehungsweise gefälschte Ware zu liefern – oder die Masche des Phishings, also des Datenabgreifens.
Sein Unternehmen überwache dabei auch Suchmaschinen nach neu auftauchenden Online-Shops und decke dabei breite Themenbereiche wie etwa Parfüms, Luxusuhren oder Elektronikartikel ab. Immer, wenn neue Online-Shops gefunden werden, stufe das System sie ein. Aus diesen Daten und weiteren Parametern wie speziellen Auffälligkeiten oder Gemeinsamkeiten lerne das KI-gestützte System laufend dazu. Mit dem Projekt „Inspection“ wurden Joachim Feist und sein Unternehmen erst kürzlich mit dem renommierten Sicherheitspreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.
Auch bei Stefan Niethammers Fall hat Feists Hilfe geholfen: Zumindest sind zwei der Fake-Shops inzwischen offline, einer ist allerdings am Freitagmittag, 22. November, noch immer aufrufbar. Den echten Webshop des Ladens finden Interessierte unter www.blaesshuhn-konstanz.de und den echten Laden in der Konstanzer Gerichtsgasse.