Wie stellt sich eine Stadt auf, die zu einem großen Teil von Tourismus, Übernachtungsgästen und Handel lebt? Das ist nicht immer einfach, wenn die attraktivste Saison im Sommer liegt. Das Stadtmarketing, Händler und Übernachtungsbetriebe bemühen sich deshalb in Konstanz auch um die Nebensaison. Ganz zentral ist dabei der Advent.
Im Gegensatz zum ruhigen Spätherbst gibt es im Dezember Großveranstaltungen, die Gäste in die Stadt locken. Der Weihnachtsmarkt richtet sich an Besucher aus dem ganzen Kreis Konstanz und die Mainau verzeichnet mit Christmas Garden eine wachsende Zahl an Besuchern, die nicht nur aus der nahen Umgebung anreisen.
„Der Weihnachtsmarkt ist für Konstanz sehr wichtig wegen der Atmosphäre“, sagt Daniel Hölzle, Vorsitzender von Treffpunkt Konstanz. Zwar gibt es nicht bei allen Kunden Überschneidungen: Nicht alle besuchen sowohl den Weihnachtsmarkt als auch die Innenstadt. „Aber durch den Weihnachtsmarkt kommen jene, die gerne mit Atmosphäre einkaufen gehen“, ergänzt Hölzle, „und das sind genau die Kunden, die wir brauchen.“ Dass die Großveranstaltung auch Probleme schaffe, will er nicht leugnen: Zuweilen verschärfe der Weihnachtsmarkt die Stellplatzknappheit. „Das nehmen wir aber gern in Kauf.“

Isabelle Klauser, Sprecherin der Marketing und Tourismus GmbH, bestätigt diese Wirkung des Weihnachtsmarkts. Großveranstaltungen, zu denen auch der Weihnachtsmarkt zähle, hätten gerade in der Nebensaison eine große Bedeutung. „Sie generieren Übernachtungen, diese Gäste geben in Konstanz Geld aus: Rund ein Drittel der Steuereinnahmen in Konstanz stammen aus Einzelhandel, Hotellerie und Gastronomie“, schreibt Klauser.
Hinzu komme die vielzitierte Umwegrentabilität. Diese bezeichnet einen Mehrwert für Stadt und Region. „Gäste verbinden den Besuch des Weihnachtsmarkts beispielsweise mit einem Besuch in Restaurants, Cafés, Museen, übernachten vor Ort und gehen in den Konstanzer Geschäften einkaufen.“ Drittens seien Großveranstaltungen ein Anlass für Medien, darüber zu berichten, der Weihnachtsmarkt rücke Konstanz und den Bodensee also ins Licht der Öffentlichkeit.
Das betont auch Daniel Hölzle: Weihnachtsmarkt wie auch Christmas Garden auf der Mainau seien für Konstanz „Bildgeber“: Menschen ließen sich vor der romantischen Atmosphäre des Weihnachtsmarkts am See und vor den Leuchtfiguren der Blumeninsel fotografieren und schicken diese Bilder an ihre Freunde und Bekannte. Das rege diese an, ebenfalls einen Besuch am See in der Vorweihnachtszeit zu erwägen.
Bestätigt wird die Bedeutung der Großveranstaltungen durch Umfragen und Analysen der Mainau, die sich auf die Veranstaltung Christmas Garden beziehen. Demnach nähmen 80 Prozent der Besucher eine Anreise von mehr als 80 Kilometer in Kauf, schreibt Andrea von Maur, Mainau-Sprecherin, auf Anfrage. Man könne also davon ausgehen, dass diese Personen den Besuch von Christmas Garden mit einem Kurztrip nach Konstanz verbinden.

Die weitestgereisten Gäste in der Saison 2023/24 seien aus Flensburg, Wien, Berlin oder Mailand gekommen. Außerdem seien Hotel-Arrangements in Zusammenhang mit der Veranstaltung sehr beliebt, viele Gäste verbänden dessen Besuch mit einem Weihnachtseinkauf. Zu Christmas Garden reisten auch viele Busreisegruppen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich an.
Saisonkräfte werden ganzjährig beschäftigt
Das Lichterfestival auf der Blumeninsel hat noch einen ganz konkreten Nutzen für den Arbeitsmarkt, den Andrea von Maur nennt: Einige der bisherigen Saisonmitarbeiter könnten jetzt ganzjährig beschäftigt werden, andere Saisonkräfte zumindest länger als bisher.
Ist das ganze Adventsbegleitgeschäft vielleicht zu viel des Guten? Aus Sicht des Vereins Treffpunkt Konstanz ist das definitiv nicht der Fall – die Kundenfrequenz in der Innenstadt könne sich gern noch etwas auf die verschiedenen Wochentage verteilen. So dürften an den Wochentagen Montag bis Donnerstag wunschgemäß mehr Kunden kommen, an den Wochenenden sei die Frequenz gut, sagt Daniel Hölzle. Und gerade in einigen Straßen der Innenstadt wie der Zollernstraße oder Teilen der Hussenstraße gebe es noch „Potenzial nach oben“.
Und wie blickt ein Konstanzer Einzelhändler auf Großveranstaltungen im Dezember? „Der Dezember ist mit dem Weihnachtsgeschäft meist ein doppelter Monat, im Vergleich zum sonstigen Jahr“, erklärt Michael Palm, Inhaber des Spieleladens Seetroll in der Innenstadt, im Hinblick auf den Umsatz.
Insofern profitiert er durch den allgemeinen Schenkanlass. Auch die erhöhte Kundenfrequenz weiß der Einzelhändler zu schätzen: „Sind mehr Leute in der Stadt, sind auch mehr Leute in unserem Geschäft.“ Zu diesen zugkräftigen Großveranstaltungen zählten der Flohmarkt im Juni, das Seenachtfest ebenso wie der Weihnachtsmarkt.