Segeln: Viele Veranstalter mussten in den vergangenen Monaten die Erfahrung machen, dass es vergleichsweise leicht ist, Teilnehmer und Sponsoren, aber auch ehrenamtliche Helfer in der Euphorie nach einem gelungenen Event für eine Neuauflage im Folgejahr zu begeistern.
Der Bodenseewoche, die auf eine lange Tradition zurückblicken kann und die 1909 erstmals veranstaltet wurde, gelang dies nach der Wiederbelebung im Jahr 2009. Das Teilnehmerfeld, aber auch das sportliche und gesellige Programm wuchs an – Ruderregatten, Kanupolo, Wasserski: Die internationale Bodenseewoche wurde vom Segelevent zum Wassersportfest.
Coronapause als Herausforderung
Dann aber kam Corona, und da die wechselnden Auflagen eine langfristige Planung nahezu unmöglich machten, musste auch die Traditions-Veranstaltung zwei Jahre völlig pausieren, ehe der Bodenseewoche Verein als Veranstalter 2022 eine kleine Variante durchführte.
Ein Anknüpfen an das Jahr 2019 war aber nur begrenzt möglich, neue Sponsoren und Helfer mussten gefunden werden. Abläufe, die im Jahresrhythmus rund liefen, klappten nicht immer, es gab auch Irritationen im Vorfeld, etwa der Rücktritt der Jury.
Die Rudervereine aus Konstanz und Kreuzlingen konnten aufgrund von personellen Engpässen die Vierer- und Achterregatten dieses Mal nicht durchführen. Und nicht nur die Teilnehmer – statt 160 Yachten wie im Jahr 2019 waren diesmal knapp 90 Boote am Start -, auch der Wind machte sich rar und erforderte von den Aktiven viel Geduld, ließ dann aber am späten Samstag eine ganze Reihe von Wettkämpfen zu.
Viele Bootsklassen vertreten
„Wir kennen die Bodenseeverhältnisse und wir kommen gut damit zurecht. Gestern war es gut für uns. Vier Läufe – das hat für das ganze Warten entschädigt!“, so Franz Bachmann, der Skipper der Artis. Und die Tatsache, dass die Artis die Klasse der 75qm Nationale Klassiker für sich entschied, zeigt, dass sich Bachmann und seine Crew wirklich gut mit den Windverhältnissen am Bodensee auskennen.
Die Artis schaffte es sogar, den Dauersieger in dieser Bootsklassen, die Passat, zu schlagen. „Wir konnten in allen Bootsklassen vier bis fünf Wettfahrten durchführen, sodass ein Streichresultat möglich ist!“, war auch Wettfahrtleiter Christian Rau dankbar über den späten, aber guten Wind am Samstag, der eine sportlich faire Wertung zuließ.
Beliebt ist die Bodenseewoche vor allem, weil hier so viele unterschiedliche Bootsklassen am Start sind. Daher zieht sich die sonntägliche Siegerehrung hin, gilt es doch nach den einzelnen Bootsklassen noch einen Gesamtsieger zu küren. Eine komplizierte Formel, in die die Ergebnisse, aber auch die Größe des jeweiligen Teilnehmerfeldes einflossen, sollte hier ermitteln, welche Crew den Nomos-Ahoi-Winner-Award erhält.
Positives Fazit
Am Ende war dies das Team um Max Trippolt. Nachdem Trippolt bei der Siegerehrung der ORC 1+2-Klasse noch ohne Trophäe auf dem Podium stand, den Pokal hat noch sein Bruder Julius, der diese Klasse im Vorjahr gewann, musste die Lisbeth-Crew die Heimfahrt nach Bregenz dann doch nicht mit leeren Händen antreten. Denn der Gesamtsieg ist verbunden mit Segleruhren für die gesamte Crew. Die Teamtrophy ging an den Yachtclub Langenargen.
Kleinere Probleme gab es am ersten Regattatag. Einige motivierte Segler legten zu früh ab und kamen einem zeitgleich ablegenden Passagierschiff in die Quere.
Auf einer Regattabahn wurde zu lange gesegelt, denn diese Bootsklasse hatte noch ein geselliges Klassentreffen geplant, auf einer anderen wurde zu früh abgeblasen, denn als die Segler kurz vor dem Hafen waren, setzte der erwartete Wind doch noch ein, ein Neustart aber war nicht mehr möglich. Trotz allem zogen Teilnehmer und Veranstalter ein positives Fazit.
Nächster Termin steht schon fest
Von schlaflosen Nächten berichteten die Verantwortlichen, Ewald Weisschedel als Präsident des Bodenseewoche Vereins, und Klaus-Peter Wehner, in diesem Jahr Leiter des Organisationskomitees. „Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich bin froh, dass wir den Seglerinnen und Seglern eine schöne Bodenseewoche bieten konnten“, war dann auch das passende Fazit Weisschedels nach vier Festtagen am, im und vor dem Konstanzer Hafen. Und der Blick der Organisatoren ging dann auch schon nach vorne, zum 24. bis 26. Mai 2024, zur nächsten internationalen Bodenseewoche.