Es ist ein ungewöhnlicher Vorfall: Am Nachmittag des Schmotzigen Dunschtigs, 27. Februar, versammeln sich Schüler am Webersteig und warten auf den Beginn einer Veranstaltung. Ein Junge, zehn Jahre alt, macht Lärm mit einer Tröte. Dadurch wird ein etwas älterer Junge in der Nähe auf ihn aufmerksam, äußert sich genervt, pöbelt kurz und greift den Zehnjährigen dann von hinten an.
So jedenfalls wird die Tat im Anschluss von mehreren Augenzeugen beschrieben. In wenigen Sekunden schlägt der ältere Junge den jüngeren mehrmals so hart ins Gesicht und gegen seinen Kopf, dass dieser das Bewusstsein verliert. Der Zehnjährige muss kurzfristig zur Beobachtung ins Krankenhaus und erleidet schwere Prellungen.
„Leider konnten wir nach wie vor keinen Beschuldigten ermitteln“
Seither versuchte die Polizei, den älteren Jungen zu finden. Er sei damals, so der Bericht von Augenzeugen, in Begleitung von zwei anderen Jugendlichen gewesen. Das genaue Alter des Täters ist unbekannt, die Polizei hat dazu vor allem die Angabe des Opfers. Der Zehnjährige bezeichnete den Angreifer als „etwas älter als er selbst“. Möglich ist also, dass der Angreifer jünger als 14 Jahre ist und damit auch noch nicht strafmündig.
Bis heute haben die Ermittlungen jedoch nicht zum Erfolg geführt. „Leider konnten wir nach wie vor keinen Beschuldigten ermitteln“, schreibt Patrick Zöller, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz. Der Fall werde nun demnächst gegen „unbekannt“ an die Staatsanwaltschaft abgegeben.
Wie hoch ist die Aufklärungsquote bei Körperverletzungen in Konstanz?
Ist es denn häufig der Fall, dass Fälle im Bereich der Körperverletzung letztlich nicht aufgeklärt werden – gerade im Bereich der Jugendkriminalität? Das verneint Patrick Zöller. „Die Aufklärungsquote im Bereich der Körperverletzungsdelikte lag vergangenes Jahr bei 91,1 Prozent“, schreibt er auf Nachfrage des SÜDKURIER.
Folglich blieben nur 8,9 Prozent der Körperverletzungsdelikte ohne ermittelte Täter. Bundesweit wurde im April dieses Jahres über einen Anstieg der Jugendkriminalität berichtet, die Anzahl der tatverdächtigen Kinder unter 14 Jahren sei bundesweit um etwa elf Prozent gestiegen.
Die Polizei kann einen ähnlichen Trend aus der Statistik für den Kreis Konstanz allerdings nicht herauslesen. Im Jahr 2023 habe es 2288 tatverdächtige Kinder und Jugendliche gegeben, 2024 seien es im Vergleich 2185 Jugendliche gewesen und somit etwa 4,5 Prozent weniger. Allerdings geht es in dieser Statistik um Jugendkriminalität im Allgemeinen, nicht allein um Gewaltdelikte.