Hähnchenschnitzel mit Cornflakes-Panade an Langkornreis und Paprikarahmsoße oder Alaska-Seelachsfilet mit Kartoffelsalat und Remoulade: Solche schmackhaften Gerichte stehen auf dem Menüplan von Konstanzer Schulen.
Doch Eltern wundern sich über unterschiedliche Preise: Ein Gericht mit Fleisch oder Fisch kostet an drei Gymnasien 4,50 Euro und somit 1,10 Euro pro Mahlzeit mehr als an vier anderen Konstanzer Schulen – obwohl alle von demselben Caterer beliefert werden: Apetito aus Rheine in Nordrhein-Westfalen. An zwei weiteren Schulen bezahlen Eltern sogar noch mehr für die Gerichte: An der Berchenschule und der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) kosten alle Essen 4,70 Euro. Hier kocht die Caritas.
Der Wunsch nach Einheitlichkeit
Johanna Vogt, Vorsitzende des Konstanzer Gesamtelternbeirats Schulen, sagt dazu: „Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass es Eltern gibt, die ein günstigeres Schulessen bevorzugen würden und irritiert zur Kenntnis nehmen, dass dies an anderen Schulen ermöglicht wird. Eine Abstimmung der Angebote zwischen den Schulen wäre sicherlich sinnvoll und könnte im Zuge der nächsten Ausschreibungsrunde nochmal in den Blick genommen werden.“ Besser fände sie: „Gleicher Preis fürs gleiche Angebot an den Schulen.“

Wie es zu den unterschiedlichen Essens-Anbietern kommt, erklärt Uwe Schurer vom städtischen Schulamt. Sobald ein Auftrag den Wert von 25.000 Euro übersteigt, muss ein Anbieter ausgeschrieben werden. Diese Ausschreibung gewann vor einigen Jahren die Firma Apetito. Die Stadt schloss zwei unterschiedliche Verträge mit dem Hersteller von Tiefkühlmenüs und Menükomponenten ab: Einen für die Gymnasien Ellenrieder, Humboldt und Suso und einen zweiten für die Mensa am Zähringerplatz, die von vier Schulen genutzt wird: Grundschule Petershausen, Gemeinschaftsschule Gebhard, Theodor-Heuss-Realschule und neue Gemeinschaftsschule.
Diese Aufteilung in zwei Verträge habe sich aus der Historie ergeben, sagt Schurer: Als vor einigen Jahren die Mensen der drei Gymnasien gleichzeitig gebaut wurden, schrieb die Stadt für alle drei Schulen gemeinsam einen Essenlieferanten aus. Später entstand die neue Mensa der Gemeinschaftsschule Gebhard. Als die Stadt dafür ebenfalls einen Caterer suchte, wurde die Mensa am Zähringerplatz mit angehängt.

Dass die Gerichte trotz desselben Anbieters unterschiedliche Preise haben, ergibt sich laut Uwe Schurer aus der Zahl der Esser für beide Apetito-Verträge. Die Fixkosten für Personal und Reinigung seien ähnlich, doch sie werden bei einer geringeren Zahl an verkauften Menüs auf die geringere Zahl der Essenden umgelegt. Somit wird das Essen teurer, wenn weniger Schüler die Mensa besuchen.
Die Berchenschule und die GSS erhalten seit diesem Schuljahr das Essen von der Caritas, weil das Klinikum als Lieferant gekündigt hatte. Hier kosten alle Menüs, egal ob fleischhaltig oder vegetarisch, 4,70 Euro. Dies sei ein Mischkalkulationspreis, schreibt Uwe Schurer und begründet: „Die Caritas-Küche ist biozertifiziert und hat seit kurzem auch das Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Außerdem werden Speisen wie Kartoffelbrei, Soßen und Salatsoßen selbst gemacht. Als Inklusionsbetrieb beschäftigt die Caritas Menschen mit Handicap. All diese Aspekte haben ihren Wert und damit einen Preis.“
„Ökologisch, frisch und schmackhaft“
Dennoch finden Eltern es ungerecht, dass der Preis des Mensa-Essens davon abhängt, welche Schule ihr Kind besucht. Stephanie Ball, Leiterin der Berchenschule, steht jedenfalls hinter dem Angebot der Caritas: „Es ist ein qualitativ sehr hochwertiges Essen, ökologisch, frisch und schmackhaft. Es wird auch darauf geachtet, dass Tiere erst dann geschlachtet werden, wenn klar ist, wie viele Fleischgerichte bestellt wurden.“

Erst kürzlich erhöhte die Caritas den Preis für ein Fleisch- oder Fischgericht von 3,80 auf 4,70 Euro. Dennoch hätten sich nicht viele Kinder vom Mensaessen abgemeldet. „Wir werden das aber beobachten“, sagt Stephanie Ball. Die Schulleiterin weiß um die Schwierigkeit bei diesem Thema: „Viele Eltern wünschen frisches und regionales Essen, aber günstig. Das passt nicht zusammen.“ Bei der nächsten Elternbeiratssitzung möchte sie das Thema Schulessen aufgreifen. „Es ist nicht leicht, einen guten Anbieter zu finden“, so Ball. „Die Stadt macht das sehr vernünftig.“
Schwierige Suche nach einem Caterer
Tatsächlich sind Stadt und Schulleitungen froh, dass es an der Berchen- und der Geschwister-Scholl-Schule überhaupt ein warmes Essen gibt. Denn Uwe Schurer berichtet: „Seit dem Frühjahr haben wir bei über zehn regionalen Anbietern von Gemeinschaftsverpflegung versucht, die Essensmenge der beiden Schulen ab September abgedeckt zu bekommen – leider bis kurz vor den Sommerferien ohne Erfolg. Zuerst sagte auch die Caritas ab, aber dann erklärte sich deren Küche auf Nachfrage doch bereit, muss aber dafür die Küchenkapazitäten erweitern.“ Diese beiden Schulen bekommen – im Gegensatz zu den Apetito-Kunden – das Essen warm angeliefert. Dies sei nicht anders möglich, da es dort keine Kombidampfgeräte gebe, sagt Uwe Schurer.

Auch Elternvertreterin Johanna Vogt hört „aus der Elternschaft vor allem Zuspruch für ein gesundes, regionales und Bio-Angebot, welches schlicht nicht für alle Eltern an allen Schultagen finanzierbar ist. Hier würde ich mir teilweise etwas mehr Solidarität unter den Eltern wünschen“, sagt sie. Vor allem aber findet sie es wichtig, dass alle Eltern auf die möglichen Zuschüsse hingewiesen werden und sie bei Bedarf Unterstützung bei der Beantragung erhalten. „Dies beinhaltet insbesondere auch die gezielte Ansprache von zugezogenen Eltern ohne oder mit geringen Deutschkenntnissen“, so Vogt. Denn bei all den unterschiedlichen Preisen ist es tatsächlich so: Wer sich das Mensa-Essen nicht leisten kann, hat verschiedene Möglichkeiten an finanziellen Hilfen.
Familien, die keinen Anspruch auf Bezuschussung des Mensa-Essens haben, zahlen aber trotzdem unterschiedlich viel Geld. Müsste die Stadt hier nicht Einfluss nehmen und die Preise so ausgleichen, dass es für alle Eltern gerecht ist? Dazu schreibt Uwe Schurer: „Die Angleichung der marktwirtschaftlich bestimmten Essenspreise ist eine politische Frage, da es sich bei einer weiteren Bezuschussung um eine (finanzielle) Freiwilligkeitsleistung handelt, über die der Gemeinderat befinden müsste.“
Höhere Sach- und Personalkosten
An anderer Stelle hat der Gemeinderat schon entschieden: Das Essen in Konstanzer Kitas kostet seit dem 1. November zehn Euro pro Monat mehr als vorher. Eltern, deren Kinder an fünf Tagen in der Woche in ihrer Einrichtung essen, zahlen nun 90 statt 80 Euro monatlich. Begründet wird dies mit gestiegenen Einkaufspreisen sowie höheren Sach- und Personalkosten.
Trotz der gestiegenen und unterschiedlichen Preise für das Schulessen sind Konstanzer Rektoren zufrieden mit dem Mensa-Angebot. So sagt Frank Raddatz, Leiter der Theodor-Heuss-Realschule: „Einen Abmelde-Trend können wir für die Mensa am Zähringerplatz nicht verzeichnen. Schon immer haben wir einen gewissen Anteil an Schülern, die statt Mensa-Essen ihre mitgebrachten Speisen verzehren. Diese nehmen dazu auch in der Mensa Platz und nutzen Geschirr und Wasserangebot – auch eine Mikrowelle zum Aufwärmen steht für sie bereit.“

Jürgen Kaz, Leiter des Humboldt-Gymnasiums, bestätigt, dass die Rektoren keinen Einfluss auf die Preisgestaltung haben. „Bei uns läuft es gut mit der Mensa, sie erfährt einen großen Zuspruch“, so Kaz. Das Mensapersonal gebe täglich 150 bis 200 Essen aus. Das Gymnasium besuchen aktuell etwa 1070 Schüler.