Die Urlaubssaison in Konstanz ist schon in vollem Gange – und auch für Camper aus dem In- und Ausland ist die Stadt am Bodensee ein beliebtes Ziel. Dabei parken sie allerdings nicht nur auf Campingplätzen, sondern auch inmitten von Wohngebieten. Ganz zum Ärger mancher Anwohner, die ohnehin oft keinen Parkplatz für ihr Auto finden. Das führt zu Konflikten.
Die gingen in der Vergangenheit mitunter sogar so weit, dass einige Urlauber ihre Fahrzeuge mit aufgeschlitzten Reifen vorfanden. Ob es bei den Tätern allerdings wirklich um wütende Anwohner gehandelt hat, ist nicht gesichert. Besonders betroffen von dem Problem um fehlende Parkmöglichkeiten sind auch Bewohner der Hermann-von-Vicari-Straße. Was sagen die dortigen Anwohner?
Emil Sauter stört es weniger, dass Urlauber ihre Fahrzeuge in seiner Straße abstellen. Allerdings haben er und seine Lebensgefährtin Petra Andro auch Glück. „Wir haben zwei eigene Parkplätze auf unserem Grundstück“, berichtet Petra Andro. Die beiden seien also nicht auf die öffentlichen Stellflächen am Straßenrand angewiesen. Trotzdem merkt die Konstanzerin an: „Das ist schon manchmal kriminell, wie die hier parken.“

Was sie damit meint? „Viele der Wägen [...] sind zu groß für die Parkplätze hier.“ Eines dieser Gefährte stehe in der Straße, seit sie dort wohne – also seit fünf Jahren. „Das Problem ist, dass sie so weit in die Straße hineinragen“, erklärt Andro. Das sei schlichtweg gefährlich, besonders in der Nähe der Kurve. Seit der Pandemie sei es noch extremer geworden, bemerkt Emil Sauter. „Wir sind hier nah am Wasser, es gibt eine Kneipe, einen Supermarkt – eben alles, was man braucht.“
Ist eine App daran schuld?
Emil Sauter vermutet, dass das hohe Aufkommen der Camper in der Herrmann-von-Vicari-Straße mit dem nahegelegenen Campingplatz Bruderhofer zusammenhängt. Dann ergänzt er: „Irgendwie hat sich das auch rumgesprochen, dass man hier auch hinstehen kann.“
Wie sich das rumgesprochen haben könnte? Darüber berichtete der SÜDKURIER 2021 schon einmal: Die App Park4night, mit der man auf einer Landkarte Übernachtungs- und Parkmöglichkeiten für Wohnmobile einsehen kann, hatte die Hermann-von-Vicari-Straße damals als Stellplatz ausgewiesen. Mit einer Bewertung warnte ein Nutzer allerdings 2019 schon: „Seid vorsichtig. Hier wurden schon mehrmals Wohnmobile zerkratzt.“ Bei vielen der in der App empfohlenen Orte handelte es sich um Wohnsiedlungen oder gar Privatparkplätze. Mittlerweile gibt Park4night neben den Campingplätzen nur noch das Döbele als offiziellen Stellplatz an.
„Dafür habe ich keinerlei Verständnis“
Ähnliches berichtet Karin Deggelmann. „Ich störe mich nicht großartig daran“, so die Anwohnerin. Auch sie habe einen eigenen Stellplatz für ihr Auto. Dafür, dass Menschen die Reifen der Camper aufschlitzen, habe sie keinerlei Verständnis, betont Deggelmann.
Jedoch bemerkt die Konstanzerin: „Früher, als die Kinder noch kleiner waren, fand ich es schlimmer.“ Oft würden Camper sich den letzten oder ersten Parkplatz in einer Reihe aussuchen – welche sich logischerweise oft an einer Kreuzung befinden. Besonders an der Einmündung zum Lorettowald habe sie damals Sorge gehabt, dass ihre Kinder auf dem Fahrrad von Autofahrern nicht gesehen würden. „Weil die Wohnmobile so groß sind muss man weit auf die Straße fahren, bis man etwas sieht.“ Das sei schlichtweg gefährlich.

Ursula Schröter lebt schon seit 20 Jahren in der Hermann-von-Vicari-Straße. Die parkenden Wohnmobile stören auch sie nicht, wie sie berichtet. Jedoch: „Durch die Verkehrsberuhigung in der Jakobstraße ist es hier viel lauter geworden. Es ist extrem – noch ein Auto, noch ein Auto und noch ein Auto.“ Man müsse viel besser aufpassen als davor, so Schröter.

Wie viele Sachbeschädigungen gab es in der Vergangenheit?
Die vom SÜDKURIER befragten Menschen sind in der Gänze nicht repräsentativ, sicherlich gibt es auch andere Meinungen. Ist die Lage dieses Jahr also entspannter? Nachfrage bei der Polizei: Wie viele Anzeigen es in dieser Saison wegen zerstochenen Reifen an Wohnmobilen oder Wohnwägen schon gab, gibt das Polizeipräsidium Konstanz laut Pressesprecherin Katrin Rosenthal noch nicht bekannt. Sie lässt sich allerdings eine Tendenz entlocken: „Bislang hat sich da wenig getan.“
Zum Vergleich: Im Jahr 2020 wurden dem Präsidium 38 Fälle gemeldet, 2021 waren es ganze 81 für den Landkreis Konstanz. Im vergangenen Jahr fiel die Zahl der zur Anzeige gebrachten Sachbeschädigungen an Wohnmobilen und -wägen auf 15. Wie kam es zu den Ausreißern? Katrin Rosenthal kann nur vermuten: „Wir denken, dass sich sehr viele Menschen während Corona einen Camper geliehen oder gekauft haben.“ Das Aufkommen an Wohnmobilen sei in dieser Zeit deshalb vermutlich überdurchschnittlich hoch gewesen – was wiederum die Zahlen erklären würde.