Thomas Traber sieht sich vor einer kaum zu bewältigenden Aufgabe. Der Mann, dem bei der Stadtverwaltung üblicherweise für Personalangelegenheiten zuständig ist, beschäftigt sich derzeit mit dem Aufbau einer Infrastruktur, mit der die Pandemie eingedämmt werden soll.

Dabei geht es um ganz praktische Probleme: Die Stadt braucht beispielsweise Personal mit Impfberechtigungen und um dem Bedarf auch nur einigermaßen nachkommen zu können, bittet er unter anderem pensionierte Ärzte um Mithilfe. Ähnlich sieht es beim Aufbau von Impfteams aus.
Forderung nach Unterstützung durch die Bundeswehr
Dass sich das Land Baden-Württemberg zurückgezogen hat und nun die Städte und Gemeinden die Aufgabe zu übernehmen haben, empfindet er „schon als sehr frustrierend“.
Zu Beginn der jüngsten Gemeinderatssitzung gab er außerdem zu verstehen, dass angesichts der Fallzahlen ganz anderes Geschütz in der Corona-Bekämpfung aufgefahren werden sollte. „Rein statistisch ist in ein paar Wochen mit täglich 400 Corona-Toten zu rechnen“, so seine Befürchtung. Seiner Einschätzung nach sei es geboten, dass „die Bundeswehr jetzt ihre Sanitäts-Bataillone in Marsch setzt“.
Vorwurf an die Landesregierung
In diesem Sinne äußerte sich Oberbürgermeister Uli Burchardt. So wie er fühlten sich auch Vertreter anderer Städte und Gemeinden vom Land Baden-Württemberg bei der Bekämpfung der Pandemie allein gelassen.
Der Hauptvorwurf: Die Landesregierung zieht sich aus der Reorganisation von Impf- und Testzentren zurück, bei der vierten Welle seien jetzt mit einem Mal die Städte und Gemeinden am Zug. „Wir sind aber prinzipiell nicht fürs Impfen zuständig“, stellte er gegenüber den Stadträten klar. Die Stadt übernehme die Aufgabe dennoch – und thematisiere dabei beispielsweise keine Haftungsfragen.
Bodenseeforum soll als Impfzentrum dienen
Zu den Maßnahmen als Folge der ausgerufenen Alarmstufe zählt die Einrichtung des Bürgersaals als Provisorium für Impfungen, ferner wird das Bodenseeforum zum Impfzentrum umgebaut. Für Hausärzte sollen hier bestimmte Zeitkorridore eingerichtet werden – der OB hofft, dass dies von den Mediziner genutzt wird.

Die logistische Herausforderung ergibt sich für Uli Burchardt nicht zuletzt aus der Zahl von Impfungen von bisher nicht Geimpften sowie aus den erforderlichen Booster-Impfungen. Der Oberbürgermeister geht davon aus, dass ab Januar bis ins Frühjahr ein Sieben-Tage-Rhythmus nötig sein wird, um einigermaßen den Bedarf nachkommen zu können.
Ein erster Eindruck vom bevorstehenden Andrang ließ sich am Wochenende mit langen Wartezeiten beim Bürgersaal gewinnen. Dass dabei auch die soziale Brisanz erkannt wird, demonstrierte OB Burchardt mit seiner Präsenz: Er suchte das Gespräch mit den Menschen in der Warteschlange – und erntete Verständnis für die Probleme des Improvisierens.