Der Samstag nach der Grenzöffnung. Am Vormittag erinnert die Innenstadt an einen Adventssamstag: Der Verkehr zwischen Kreuzlingen und Konstanz kommt teilweise zum Erliegen.

Die Bodanstraße am Samstagmittag.
Die Bodanstraße am Samstagmittag. | Bild: Andreas Schuler
Rückkehr nach erledigtem Einkauf: Die Schlange in Richtung Schweiz war am Samstagnachmittag beachtlich.
Rückkehr nach erledigtem Einkauf: Die Schlange in Richtung Schweiz war am Samstagnachmittag beachtlich. | Bild: Andreas Schuler

Auf der Schweizer Seite der Grenze stehen die Menschen mit ihren grünen Zetteln vor der Zollabfertigung Schlange. Der Deutsche Zoll übernimmt diese Aufgabe auch auf eidgenössischer Seite.

Der Deutsche Zoll stempelte die grünen Zettel auch auf der Schweizer Seite ab. Beim großen Autobahnzoll bildeten sich am ...
Der Deutsche Zoll stempelte die grünen Zettel auch auf der Schweizer Seite ab. Beim großen Autobahnzoll bildeten sich am Samstagnachmittag lange Schlangen. | Bild: Andreas Schuler

Die Fußgängerzone füllt sich, in den Straßencafés wird die Suche nach einem freien Tisch zum Lotteriespiel. Schwyzerdütsch ist die beherrschende Sprache.

Die Innenstadt war am Wochenende sehr gut besucht – die Menschen waren gut drauf.
Die Innenstadt war am Wochenende sehr gut besucht – die Menschen waren gut drauf. | Bild: Andreas Schuler

Die Stimmung ist gut, ja gelassen. Es scheint so, als hätten die Menschen danach gedürstet, das mediterrane Flair in Konstanz endlich wieder genießen zu können.

Fast schon mediterran: Die Palmen vor dem Konzil.
Fast schon mediterran: Die Palmen vor dem Konzil. | Bild: Andreas Schuler
Die Straßencafés auf der Marktstätte waren am Wochenende sehr gut besucht.
Die Straßencafés auf der Marktstätte waren am Wochenende sehr gut besucht. | Bild: Andreas Schuler
Gut besucht: Wohl dem, der noch ein Plätzchen in einem der vielen Cafés fand.
Gut besucht: Wohl dem, der noch ein Plätzchen in einem der vielen Cafés fand. | Bild: Andreas Schuler

Vor den Läden bilden sich Schlangen, man versucht nach Kräften, die Abstandsregeln und Hygienevorschriften einzuhalten. Die Verkäufer lächeln, die Kunden lächeln, die Sonne lächelt.

Idylle beim Konstanzer Hafen.
Idylle beim Konstanzer Hafen. | Bild: Andreas Schuler
Eine Hip-Hop-Gruppe unterhielt die Passanten in der Unterführung von der Marktstätte zum Hafen.
Eine Hip-Hop-Gruppe unterhielt die Passanten in der Unterführung von der Marktstätte zum Hafen. | Bild: Andreas Schuler

Der Verkehr nimmt im Laufe des Tages merklich ab. Von Chaos keine Spur.

Wenig Verkehr: Samstagnachmittag Richtung Rheinbrücke.
Wenig Verkehr: Samstagnachmittag Richtung Rheinbrücke. | Bild: Andreas Schuler
Realität am Samstagnachmittag in der Innenstadt: kein Stau, kein Chaos, kaum Autos.
Realität am Samstagnachmittag in der Innenstadt: kein Stau, kein Chaos, kaum Autos. | Bild: Andreas Schuler

Über den ganzen Tag hinweg sind Clowngruppen zwischen Münster und Stadtgarten unterwegs. Sie besuchen die Tamala Clownschule. Ihre Botschaft: „Lacht, Leute, lacht!“, erklärt Dozent Matthias Kohler, der die Gruppen beobachtet und hinterher bewertet. „Lachen ist so wertvoll.“

Gute Laune: Die Clown-Schüler in der Innenstadt.
Gute Laune: Die Clown-Schüler in der Innenstadt. | Bild: Andreas Schuler

Nun ist durchaus anzunehmen, dass die vielen tausend Besucher der Stadt auch ohne Anleitung gut drauf wären – doch die Clowns sind zweifelsohne ein attraktiver Multiplikator.

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„Diese Gruppen sind zum ersten Mal in der Stadt unterwegs“, sagt Matthias Kohler. „Wir haben extra diesen Tag ausgesucht. Bei diesem großen Publikum ist es nicht so einfach, die Clownfigur zu leben. Das muss man erst lernen.“

Janine Santmann aus Hombrechtikon am Zürichsee ist Clown-Schülerin in Konstanz. „Deutsche und Schweizer gehören doch einfach ...
Janine Santmann aus Hombrechtikon am Zürichsee ist Clown-Schülerin in Konstanz. „Deutsche und Schweizer gehören doch einfach zusammen“, erzählt sie mit leuchtenden Augen. „Es ist so wunderbar, wieder hier sein zu dürfen.“ | Bild: Andreas Schuler

Eine Schülerin ist Janine Santmann aus Hombrechtikon am Zürichsee. „Deutsche und Schweizer gehören einfach zusammen“, erzählt sie mit leuchtenden Augen. „Es ist so wunderbar, wieder hier sein zu dürfen. Mit einer Sondergenehmigung dürfte ich zwar an Pfingsten die Clownschule besuchen. Aber das hier ist doch viel schöner. Es ist einfach nur herrlich, dass die Grenze wieder offen ist.“

Diese Clowns bereiteten sich auf Regen vor. Dabei blieb es am Wochenende weitgehend trocken.
Diese Clowns bereiteten sich auf Regen vor. Dabei blieb es am Wochenende weitgehend trocken. | Bild: Andreas Schuler

Am Kaiserbrunnen stehen Hardy Riedle und seine Frau Andy Deja. Im Kinderwagen schläft die kleine Luna. „Wir sind zum ersten Man seit der Grenzöffnung unterwegs“, sagt Hardy Riedle. „Es ist schon unglaublich viel los – genau so wie vor der Schließung der Grenzen.“

Andy Deja mit ihrem Ehemann Hardy Riedle. Im Kinderwagen schläft die kleine Luna.
Andy Deja mit ihrem Ehemann Hardy Riedle. Im Kinderwagen schläft die kleine Luna. | Bild: Andreas Schuler

Seine Frau Andy Deja beobachtet das bunte Treiben erfreut. Sie sagt aber auch: „Ich glaube, uns als Gesellschaft würde jedes Jahr so ein Shutdown für zwei Wochen gut tun.“ Die Menschen würden durchatmen können, die Hektik für eine gewisse Zeit verschwinden. „Ich glaube wirklich: Zwei Wochen alles herunterfahren wäre hilfreich – aber bitte ohne das Virus.“

Andy Deja und Hardy Riedle wohnen in Stadelhofen nahe der Grenze. Zusammen mit ihrer neun Monate alten Tochter Luna waren sie am Samstag ...
Andy Deja und Hardy Riedle wohnen in Stadelhofen nahe der Grenze. Zusammen mit ihrer neun Monate alten Tochter Luna waren sie am Samstag in der Innenstadt unterwegs. | Bild: Schuler, Andreas

Das Paar wohnt in Stadelhofen kurz vor der Grenze. „Wir haben an den Parkplätzen gemerkt, dass die Schweizer wieder da sind“, erzählt Hardy Riedle. „Vorher waren immer Plätze frei, seit Montag nicht mehr. Schon heftig, wie sich das von einem Tag zum anderen von 0 auf 100 geändert hat.“

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Mit Mindestabstand am Konzilvorplatz.
Mit Mindestabstand am Konzilvorplatz. | Bild: Andreas Schuler

Tamara Haase wohnt in Egg. Sie ist am See entlang in die Stadt gewandert. „Ich wollte sehen, was los ist“, berichtet sie.

Tamara Haase ist extra von Egg in die Innenstadt gelaufen, um hier mit einem Eis die Rückkehr des Lebens zu beobachten und zu genießen.
Tamara Haase ist extra von Egg in die Innenstadt gelaufen, um hier mit einem Eis die Rückkehr des Lebens zu beobachten und zu genießen. | Bild: Andreas Schuler

„Und ich muss sagen: Es ist so toll, dass mit den Schweizern wieder Leben in die Innenstadt zurück gekommen ist. Und es freut mich für den Einzelhandel und die Gastronomie, dass sie wieder mehr Kunden haben. Wir haben es so schön in Konstanz.“

Mindestabstand zwischen den Pärchen.
Mindestabstand zwischen den Pärchen. | Bild: Andreas Schuler

Am Sonntag sind die Gassen der Stadt ebenfalls gut besucht – doch das Leben hat sich mehr in die Strandbäder verlagert. „Endlich kommt der Sommer“, sagt Natascha Burghardt vom Strandbadbistro in Dingelsdorf. „Es wird Zeit. Freuen wir uns darauf.“

Strandbad Dingelsdorf am Sonntagvormittag.
Strandbad Dingelsdorf am Sonntagvormittag. | Bild: Schuler, Andreas
Ingrid Schnell und Daniel Schreiber arbeiten an der Rezeption des Campingplatzes Klausenhorn. Der Platz ist zu 95 Prozent ausgebucht.
Ingrid Schnell und Daniel Schreiber arbeiten an der Rezeption des Campingplatzes Klausenhorn. Der Platz ist zu 95 Prozent ausgebucht. | Bild: Schuler, Andreas

Auf dem Campingplatz Klausenhorn nebenan ist kaum mehr ein Platz zu haben – auch einige Schweizer verbringen hier ihre Freizeit. „Wir müssen vielen Gästen leider absagen“, erklärt Rezeptionistin Ingrid Schnell. „Wir sind zu 95 Prozent ausgebucht.“

Monika und Erich Hof wohnen in Konstanz – und verbringen den Sommer auf dem Campinplatz Klausenhorn in Dingelsdorf.
Monika und Erich Hof wohnen in Konstanz – und verbringen den Sommer auf dem Campinplatz Klausenhorn in Dingelsdorf. | Bild: Schuler, Andreas

Monika und Erich Hof sind mit ihrem Wohnmobil seit Mitte Mai auf dem Campingplatz – obwohl sie in Konstanz leben. „Das ist die beste Naherholung, die man sich vorstellen kann“, sagen sie – und lachen.

Baden, segeln, Sommer genießen.
Baden, segeln, Sommer genießen. | Bild: Schuler, Andreas