Antonia Wintersig und Esteban Waid

Freizeitbetriebe wie Clubs und Diskotheken werden wohl schließen. Zumindest kündigte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann dies am Dienstag an. Auch wenn es noch nicht offiziell ist, gilt dies wohl als gesichert. Offiziell werden die Maßnahmen aber wohl erst am Donnerstag beschlossen, dann soll eine kurzfristig einberufene Konferenz zwischen Bund und Ländern stattfinden. Diese will die Landesregierung abwarten.

Der Kula reagierte schon vorher

Bei den Konstanzer Clubbetreibern hat sich die Hiobsbotschaft bereits herumgesprochen – sie müssen wohl bald wieder ihre Türen schließen. Der Konstanzer Kulturladen (Kula) habe ohnehin schon beschlossen bis Ende des Jahres zu schließen, so Adrian Rippel, einer der Betreiber.

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Die Gastronomie ist davon zwar losgelöst, die Konzerte sind jedoch bereits alle abgesagt. „Größtenteils wurden die Konzerte auch schon von den Agenturen oder den Künstlern selbst abgesagt“, sagt Rippel gegenüber dem SÜDKURIER. Bisher dürften die Betreiber die Clubs aufgrund der Corona-Verordnung lediglich mit einer Auslastung von 50 Prozent füllen – für viele lohne sich eine Tour auf dieser Basis nicht. Vor allem die Kurzfristigkeit der Beschlüsse sei für den Konzertbetrieb von Anfang an schwierig gewesen.

Auf diesem Bild vom September ist der leere Innenraum des Konstanzer Kulturladens zu sehen. Er wird wohl auch in der nahen Zukunft leer ...
Auf diesem Bild vom September ist der leere Innenraum des Konstanzer Kulturladens zu sehen. Er wird wohl auch in der nahen Zukunft leer bleiben. | Bild: Marcel Jud

Adrian Rippel kann die erneute Schließung von Clubs und Diskotheken jedoch trotz allem nachvollziehen. Auch wenn er damit sein Geld verdiene, in Anbetracht der Infektionszahlen sei eine Schließung sinnvoll. Dennoch leidet die gesamte Branche darunter: Nicht nur die Bands und die Veranstalter, sondern der gesamte Geschäftszweig. Besonders für die Freischaffenden sei es eine große Belastung.

„Es geht ans Eingemachte“

„Wir verfolgen das stundenaktuell“, sagt Cornelius Hanßmann, Geschäftsführer der Kantine Konstanz, mit Hinblick auf die Entwicklungen der Pandemie. Dass jetzt die Ankündigung von der Landesregierung kam, hatten er und sein Team schon seit längerem befürchtet.

Bereits letzte Woche hätten das Team diskutiert, ob sie den Clubbetrieb einstellen wollen – aus Vernunft angesichts der aktuellen Infektionsahlen. Aus wirtschaftlichen Gründen habe man sich aber dagegen entschieden, denn bei der Kantine mache der Clubbetrieb ungefähr 50 Prozent des Umsatzes aus, wie Hanßmann erklärt. Nun wurde ihnen die Entscheidung abgenommen. Übrig bleibt also nur der Mittagstisch, den die Kantine im Angebot hat.

Cornelius Hanßmann von der Konstanzer Kantine hat schon damit gerechnet, dass er den Clubbetrieb einstellen muss.
Cornelius Hanßmann von der Konstanzer Kantine hat schon damit gerechnet, dass er den Clubbetrieb einstellen muss. | Bild: Timm Lechler

„Durch die Mittagstische war es möglich, mein Stammpersonal zu halten“, sagt Hanßmann. Trotzdem wird er Personal abbauen müssen. Denn „es geht ans Eingemachte“, so Hanßmann weiter. Die Kantine werde den Winter dank der Überbrückungshilfen überstehen, ist er sich aber sicher.

Die Gesamtlage sei nicht einfach. Die Maßnahmen selbst findet Hanßmann aber gut, man müsse angesichts der Lage reagieren. „Ich habe Leute um mich herum, die in der Pflege arbeiten“, sagt der Geschäftsführer der Kantine. Weil er selbst einmal in der Pflege gearbeitet habe, wisse er, worum es in der derzeitigen Corona-Lage gehe.

Unverständnis über die Maßnahmen

Seit 23. Oktober hat das Poly Areal jedes Wochenende geöffnet, nun muss es seine Tore bereits nach kurzer Zeit wieder schließen. Der Frust ist bei Geschäftsführer Thomas Fahrner deshalb groß. „Mir fehlen die Worte, wie man so handeln kann“, sagt Fahrner. Die Politik habe es seiner Meinung nach im Sommer versäumt, genug zu unternehmen, dass Clubs auch über den Winter geöffnet bleiben könnten.

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Anders als bei der Kantine hat Fahrner zusätzlich nicht die Möglichkeit, Überbrückungsgelder zu beantragen. Um die Unterstützungen bekommen zu können, müsste Fahrner einen Umsatz aus dem Jahr 2019 angeben können. Da das Poly Areal gerade erst eröffnet hat, ist ihm dies nicht möglich.

Ob der Club irgendwann wieder öffnen wird, weiß er nicht. „Wichtig war, dass wir erst mal aufmachen können“, so der Clubbetreiber rückblickend. Bis klar ist, wie es mit dem Poly Areal weiter geht, muss sich Fahrner sogar mit dem Verkauf des Gebäudes beschäftigen.

Die Routine war gerade wieder zurück

Osman Cöl, Geschäftsführer des Berry‘s, hat seine Mitarbeiter schon informiert, dass der Club wieder schließen muss. „Wir haben befürchtet, dass etwas auf uns zukommt“, sagt Cöl über die geplanten Maßnahmen. Wahrhaben wollten er und sein Team dies aber nicht. Nun ist es leider Realität geworden.

„Es ist ärgerlich für die Mitarbeiter“, erklärt der Betreiber weiter. Viele neue Angestellte habe man erst eingelernt und auch die Routine sei gerade wieder eingekehrt. Gerade die ersten Wochen nach der Wiedereröffnung Anfang Oktober seien aber für den Club besonders gut gelaufen.

Osman Cöl, Betriebsleiter des Berry‘s im Konstanzer Industriegebiet, findet die Schließungen traurig, kann sie aber nachvollziehen.
Osman Cöl, Betriebsleiter des Berry‘s im Konstanzer Industriegebiet, findet die Schließungen traurig, kann sie aber nachvollziehen. | Bild: Marcel Jud

„Als wir aufgemacht haben, haben sie uns überrannt“, sagt Osman Cöl. Die letzten Tage sei es aber spürbar weniger geworden, weil die Leute vorsichtiger werden, denkt er. Osman Cöl habe Verständnis für die die Maßnahmen, auch wenn es traurig sei, wieder zu schließen.

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Um Kurzarbeit wird das Berry‘s wohl ebenfalls nicht herumkommen und auch die Überbrückungshilfen werden bei dem Club benötigt. „Wir rechnen fest damit“, sagt Cöl. Die größte Unsicherheit sei, dass man aktuell noch nicht wisse, wie lange die Schließung dauern wird. Darauf erhofft man sich eine Antwort, sobald die Entscheidungen am Donnerstag offiziell feststehen werden – am besten mit einem Plan, wann wieder geöffnet werden darf.