Früher Samstagnachmittag im Konstanzer Stadtgarten: Am Abend finden hier Konzerte im Rahmen des dreitägigen Open-See-Festivals statt. Mitorganisator Benjamin Kreibich vom Kulturladen Konstanz (Kula) hat deshalb alle Hände voll zu tun. Dennoch nimmt er sich Zeit für das Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Neue Lockerungen auch für Kultur-Veranstalter

Es ist Tag eins nach Bekanntgabe der neuen Corona-Verordnung des Landes, die am Montag, 28. Juni, in Kraft tritt. Sie sieht für Kreise, die so niedrige Corona-Fallzahlen aufweisen wie der Landkreis Konstanz, unter anderem vor, dass im Freien wieder Veranstaltungen stattfinden können mit maximal 1500 Personen beziehungsweise 30 oder 60 Prozent der Kapazität des Veranstaltungsortes.

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Werden nur 30 Prozent der Kapazität ausgeschöpft, müssen Besucher auch keinen negativen Corona-Schnelltest respektive Genesenen- oder Geimpften-Nachweis vorzeigen – bei 60 Prozent jedoch schon.

„Das haben wir mit großer Freude zur Kenntnis genommen“, sagt Kreibich, der im Kula als Programmleiter arbeitet und Vorsitzender des Vereins ist, der das soziokulturelle Zentrum im Stadtteil Fürstenberg trägt. Die Planungen für die zweite Auflage des Kultursommers im Neuwerk, der am 4. Juli startet und an dem der Kula neben anderen Kulturakteuren beteiligt ist, seien zwar bereits abgeschlossen, so Kreibich.

„Man merkt, wie ausgehungert die Leute nach Kultur- und Live-Erlebnissen sind“, sagt Benjamin Kreibich, Vereinsvorsitzender ...
„Man merkt, wie ausgehungert die Leute nach Kultur- und Live-Erlebnissen sind“, sagt Benjamin Kreibich, Vereinsvorsitzender des Kulturladens Konstanz e.V. | Bild: Marcel Jud

„Wir überlegen uns aber, die Kapazität bei einzelnen Veranstaltungen aufzustocken.“ Denn es gebe im Programm der Veranstaltungsreihe einige Höhepunkte, für die man mehr als 100 Tickets verkaufen könne, ist Kreibich überzeugt.

Im Club Berry‘s wird derweil noch getestet und gebaut

Im Gegensatz zu Veranstaltungen sieht die neue Corona-Verordnung für Clubs und Diskotheken noch keine weitreichenden Lockerungen vor. Erst ab einer Inzidenz der Corona-Neuinfektionen von unter 10, wie sie der Landkreis Konstanz derzeit verzeichnet, ist vorgesehen, dass sie wieder öffnen dürfen.

Jedoch wäre dann maximal eine Person pro zehn Quadratmeter im Club vorgesehen und alle Gäste müssten entweder über einen negativen Corona-Schnelltest oder einen Genesenen- respektive Geimpften-Nachweis verfügen.

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Im Club Berry‘s ging man Ende vergangener Woche – vor Bekanntgabe der neuen Corona-Verordnung – sowieso nicht von einer baldigen, richtigen Öffnung aus. „Wir rechnen mit September“, sagte Betriebsleiter Osman Cöl auf SÜDKURIER-Nachfrage. Bis Ende Juli würden sie voraussichtlich ihr Corona-Testzentrum im Club weiter betreiben. Und derzeit liefen auch noch die Umbaumaßnahmen.

Was im Berry‘s umgebaut wird, zeigte Tizian Bergmann, der Eventmanager des Clubs, dem SÜDKURIER kürzlich. In einem der beiden Räume des Berry‘s sind Veranstaltungstechniker, Gipser, Bodenleger und Schreiner zugange, wie Bergmann erklärt. „Wir haben uns entschieden, einen Neustart zu machen, einen kompletten Abriss, und einen ganz neuen Raum zu entwerfen.“

Soll bald ein ganz neues Gesicht erhalten: Der große Raum im Konstanzer Club Berry‘s.
Soll bald ein ganz neues Gesicht erhalten: Der große Raum im Konstanzer Club Berry‘s. | Bild: Marcel Jud

Hier sollen künftig unterschiedliche Veranstaltungen stattfinden: Von der Comedy-Show über Rockkonzerte bis zu Breakdance-Events oder Salsa-Abenden, schwärmt der Eventmanager. Im kleineren der beiden Club-Räume soll derweil vom Programm her größtenteils alles wie in Vor-Corona-Zeiten bleiben.

Nach dem Umbau würden anstatt bisher 850 neu 1100 bis 1200 Gäste Platz finden, erklärt Bergmann. Auch er rechnet damit, dass sie den Club-Betrieb frühestens im September starten können. „Und abgesehen davon ist der August auch nicht der Club-Monat.“ Doch der Eventmanager ist frohen Mutes, dass ab Herbst wieder Feierwütige ins Berry‘s kommen dürfen.

Tizian Bergmann, Eventmanager des Konstanzer Clubs Berry‘s, ist zuversichtlich: „Für den 3. und 4. September haben wir zur ...
Tizian Bergmann, Eventmanager des Konstanzer Clubs Berry‘s, ist zuversichtlich: „Für den 3. und 4. September haben wir zur Eröffnung ein großes Festival geplant.“ | Bild: Marcel Jud

„Für den 3. und 4. September haben wir zur Eröffnung ein großes Festival geplant, in beiden Club-Räumen, mit Rap- und Hip-Hop- sowie Elektro-Konzerten, dazu Inszenierungen von Künstlern.“ Und was, wenn aus der großen Party doch nichts wird? Kein Problem, sagt der Eventmanager: „Dann verschieben wir es um einen Monat.“

Hoffnung auf Rückkehr zu einem Stück Normalität

Bergmann ist jedenfalls zuversichtlich, dass noch dieses Jahr so etwas wie Normalität ins Berry‘s zurückkehrt. Für September bis November hätten sie bereits alles durchgeplant, insgesamt 24 Veranstaltungen, inklusive strengem Hygienekonzept. Einzige Bedingung aus seiner Sicht: „Wir müssten mindestens 60 Prozent unserer Kapazität ausschöpfen können.“

Zurück im Stadtgarten, am Samstagnachmittag: Auch Benjamin Kreibich hofft, dass im Kula nach der Sommerpause wieder ein weitestgehend normaler Konzertbetrieb möglich sein wird. „Wir haben schon viel geplant, unsere Hoffnung ist, dass wir im Oktober starten können. Aber wir haben durch Corona auch gelernt, kurzfristig umzudisponieren.“

Eines steht für Kreibich jedenfalls fest: „Man merkt, wie ausgehungert die Leute nach Kultur- und Live-Erlebnissen sind.“ Das habe sich bereits am ersten Abend des Open-See-Festivals gezeigt: „Die meisten haben sich beim Rausgehen bedankt.“

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