Als bei der jüngsten Sitzung des Konstanzer Gesamtelternbeirats (GEB) der dritte Tagesordnungspunkt anstand, wurde es emotional. Die Eltern hatten zuvor einiges über Raumnot, Ganztagsbetreuung und die Umstellung auf G9 gehört, aber beim Thema Schulessen meldeten sich die Elternvertreter zahlreich zu Wort.

Denn seitdem die Stadt das Mensa-Angebot an fünf weiterführenden Schulen der Klimaschutzstrategie angepasst hat, sind viele Kinder und Eltern nicht zufrieden. Zur neuen Ausrichtung gehören mehr vegetarisches und veganes Essen, nur noch einmal Fleisch pro Woche, ein höherer Bio-Anteil und regionalere Zutaten.

„Von den Humboldt-Eltern wurde mir übermittelt, dass die Portionen zu klein sind, das Essen oft nicht kindgerecht ist und die Preissteigerung beim Beilagensalat zu groß ist“, sagte Christine Kühn, Elternbeiratsvorsitzende des Humboldt-Gymnasiums. „Wir haben einen großen Einbruch bei der Zahl der verkauften Essen, da müssen wir ins Gespräch mit dem Anbieter kommen.“

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Auch andere Eltern hätten „massiv viele Anfragen“ an das Amt für Bildung und Sport gerichtet, das die Ausschreibung im Sinne der Klimaschutzstrategie umgesetzt hatte, berichtete Amtsmitarbeiter Tobias Schöll. Inzwischen habe der Ansturm etwas nachgelassen. Dass das Thema die Eltern umtreibt, bestätigt aber auch Petra Rietzler.

Sie war zu diesem Zeitpunkt noch Vorsitzende des Konstanzer GEB, bevor am Ende des Abends Neuwahlen stattfanden. „Ich bin seit über 20 Jahren Elternvertreterin und es gab oft Debatten um das Mensa-Essen. Aber dieses Mal habe ich so viele Rückmeldungen bekommen wie noch nie“, sagte Rietzler.

„Es gab schon oft Diskussionen um das Mensa-Essen, aber dieses Mal habe ich so viele Rückmeldungen bekommen wie noch nie“, sagt Petra ...
„Es gab schon oft Diskussionen um das Mensa-Essen, aber dieses Mal habe ich so viele Rückmeldungen bekommen wie noch nie“, sagt Petra Rietzler, bis vor kurzem Vorsitzende des Konstanzer Gesamtelternbeirats. | Bild: Timm Lechler | SK-Archiv

Tobias Schöll erklärte erneut, dass die Stadt sich an den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung orientiert habe. „Über Geschmack lässt sich streiten, das ist nicht neu“, meinte er. Dennoch sei die Stadt regelmäßig im Austausch mit dem Anbieter Apetito Catering Education. „Apetito bessert nach, zum Beispiel klumpen die Nudeln jetzt nicht mehr und es gibt wieder einen Beilagensalat.“

Amtsleiter Frank Schädler ergänzte: „Wir dürfen nicht vergessen, was wir für den Preis von 4,30 Euro alles bekommen: ein digitales Bestell- und Bezahlsystem, das Ausgabepersonal und Essen mit einem höheren regionalen und Bio-Anteil. Bei vielen Eltern geht die Schere zwischen Preiserwartung und Ansprüchen zu weit auseinander.“

„Bei vielen Eltern geht die Schere zwischen Preiserwartung und Ansprüchen zu weit auseinander“, findet Frank Schädler, Leiter des ...
„Bei vielen Eltern geht die Schere zwischen Preiserwartung und Ansprüchen zu weit auseinander“, findet Frank Schädler, Leiter des Konstanzer Amts für Bildung und Sport. | Bild: Hanser, Oliver

Stefan Niethammer, Elternbeiratsvorsitzender des Ellenrieder-Gymnasiums, hält das neue Angebot für den richtigen Weg, um Klimaschutzziele zu erreichen. „Vegetarisches und veganes Essen ist die Zukunft“, so Niethammer. „Es geht auch viel um Gewöhnung.“ Ein weiterer Elternvertreter äußerte sich ebenfalls positiv. „Aber dass die Portionen zu klein sind und es oft nicht schmeckt, hören wir auch“, ergänzte er.

Schüler können Nachschlag holen

Das Amt für Bildung und Sport hielt Rücksprache mit Apetito. Das Unternehmen lässt ausrichten, dass es bisher und auch künftig die Möglichkeit eines Nachschlags gebe: „Schülerinnen und Schüler, die das Mittagsmenü gewählt haben, können zum Mensapersonal kommen und erhalten als Nachschlag eine Sättigungsbeilage“, teilt die städtische Pressestelle mit.

(Archivbild) Sie finden, dass Schulmensen zu den Orten gehören, an denen gesunde Ernährung eingeübt werden kann (von links): Jan Schatz ...
(Archivbild) Sie finden, dass Schulmensen zu den Orten gehören, an denen gesunde Ernährung eingeübt werden kann (von links): Jan Schatz und Tobias Schöll vom Amt für Bildung und Sport, Philipp Baumgartner (Leiter des Amts für Klimaschutz) und seine Mitarbeiterin Pauline Hippert. | Bild: Kirsten Astor | SK-Archiv

Dennoch sei Anfang Dezember 2024 ein Gesprächstermin mit den Schulleitungen der betroffenen Schulen sowie dem Gesamtelternbeirat geplant. Dabei wird es auch um den Pausenverkauf von Snacks wie Schnitzelbrötchen und Pizzaschnitte gehen.

„Die Ausrichtung in Sachen gesunde Ernährung ist nicht sinnvoll, wenn die Schüler in der Pause überbackene Salamifladen kaufen können“, merkte Stefan Niethammer an.

(Archivbild) Viel Gemüse steht seit dem Schuljahr 2024/25 auf dem Speiseplan in Mensen an fünf Standorten. Vegetarier freuen sich über ...
(Archivbild) Viel Gemüse steht seit dem Schuljahr 2024/25 auf dem Speiseplan in Mensen an fünf Standorten. Vegetarier freuen sich über mehr Auswahl, andere Kinder klagen über zu ausgefallene Zutaten. | Bild: Hanser, Oliver | SK-Archiv

So sieht es auch Christine Kühn: „Wir haben lange dafür gekämpft, dass Plörre in Trinkpäckchen aus der Mensa verschwinden und jetzt ist sie wieder da, da werde ich sauer!“ Unter Schülern kommt der Pausenverkauf indes gut an.

Tatsächlich wird der Pausenverkauf bald größtenteils abgeschafft. „Mit Jahresbeginn 2025 wird nur noch an der Gebhardschule ein Pausenverkauf aufrechterhalten“, schreibt die städtische Pressestelle auf Nachfrage. „An Humboldt-, Ellenrieder- und Suso-Gymnasium wird der Pausenverkauf eingestellt werden müssen. Am Zähringerplatz gab es bisher gar keinen.“

Tobias Schöll vom Amt für Bildung und Sport (links) erläuterte im Konstanzer Gesamtelternbeirat die Motivation für die Neuausrichtung ...
Tobias Schöll vom Amt für Bildung und Sport (links) erläuterte im Konstanzer Gesamtelternbeirat die Motivation für die Neuausrichtung des Mensa-Essens an fünf Standorten. | Bild: Kirsten Astor

Bei aller Kritik an der Schulverpflegung stellte Frank Schädler klar: „Apetito hat auf unsere Ausschreibung das wirtschaftlichste Angebot abgegeben.“ Viele Bewerber habe es ohnehin nicht gegeben: „Die allermeisten springen bei diesen Anforderungen ab.“

Überlegt die Stadt, den Vertrag aufzulösen? „Jeder Vertrag hat Ausstiegsklauseln, aber wir wollen Apetito nicht kündigen“, sagte Tobias Schöll. „Wir möchten vielmehr erreichen, dass das Angebot besser angenommen wird.“