Damit der See großflächig zufriert, müssen ganz bestimmte Bedingungen gelten, wie Lutz Becks, Leiter des Limnologischen Instituts der Universität Konstanz, erläutert: „Damit sich auf dem Bodensee Eis bildet, muss es mehrere Tage am Stück unter 0 Grad Celsius kalt und möglichst windstill sein.“ Denn Wind wirbelt warme und kältere Wassermassen durcheinander.
Für manche Tiere bedeutet eine Eisschicht dagegen kein Vergnügen: Ihre Nahrungssuche wird erschwert. So erläutert Ornithologin Lisa Maier vom Nabu-Bodenseezentrum: „Vögel werden durch das Eis gezwungen, ihren Schutzraum zu verlassen, um Nahrung zu suchen. Dazu zählt unter anderem die Wasserralle, die Würmer und Insektenlarven im Schlick sucht.“

Ornithologin Maier macht sich aber nicht nur um die Fauna Gedanken, sondern auch um die heimische Flora. Denn wenn eine Eisfläche Menschen anlockt, leidet oft die Natur – so wie am Reichenauer Inseldamm, wo die Wege ins Eis kurz sind. Lisa Maier bittet: „Zum Schutz der Tier- und Pflanzenarten dürfen Eisläufer bitte nicht durch das Schilf auf die Eisfläche gehen und auch keine Fahrräder darin abstellen.“
DLRG mahnt: Nicht leichtfertig die Eisfläche betreten
Auch der DLRG ist dieser Ort bestens bekannt: „Dorthin werden wir im Winter öfter gerufen, weil die Stelle tückisch ist“, sagt Christian Rinn, Leiter Ausbildung sowie Rettungstaucher bei der DLRG Konstanz. In Bereichen, in denen viele Wasserpflanzen wachsen oder wo es Zuflüsse gibt, sei das Eis dünner – so wie eben am Reichenauer Inselgraben oder in Allensbach, wo der Mühlebach in den See fließt. „Von oben sieht man nicht, wo die Schicht dünner wird“, warnt Rinn.
Damit der Ausflug aufs Eis nicht im Wasser endet, ist einiges zu beachten. „Am Bodensee werden Flächen seit vielen Jahren nicht mehr offiziell freigegeben“, sagt Christian Rinn. Es gebe aber Richtwerte: Bei einer Dicke von sechs bis acht Zentimetern trage das Eis einzelne Personen, bei zehn bis 15 Zentimetern kleine Gruppen, und bei 20 bis 25 Zentimetern Eisdicke könnten sogar schwere Fahrzeuge darauf fahren.

Dennoch mahnt Rinn zur Vorsicht: „Eisläufer sollten so weit wie möglich weg vom Rand der gefrorenen Fläche bleiben.“ Und es seien Warnsignale zu beachten: „Sobald das Eis knackt, sollte man sich sofort auf den Bauch legen, um sein Gewicht auf eine möglichst große Fläche zu verteilen. Und dann in der Richtung vom Eis robben, aus der man gekommen ist.“
Bricht man doch ein, Ruhe bewahren. Helfer sollten nicht zu dicht an die Einbruchstelle herangehen. „Es hilft ja nichts, wenn wir dann zwei Personen bergen müssen“, sagt der erfahrene Retter. Haben die Helfer Dinge wie dicke Äste oder zusammengeknotete Jacken zur Hand, um die Distanz zum Eingebrochenen zu überbrücken, können sie diese reichen.
„Oft legen die Gemeinden an einigen Stellen auch Rettungsschlitten an die Ufer“, so Rinn. Doch generell gilt: „Lieber keine Zeit mit eigenen Rettungsversuchen verlieren, sondern gleich einen Notruf an die 112 absetzen und genau die Einbruchstelle angeben sowie eine Person an den Zufahrtsweg schicken, damit die professionellen Helfer den Ort gleich finden“, empfiehlt Christian Rinn.