Nach vielen schlechten Nachrichten über Betriebsaufgaben und Leerstände gibt es endlich einmal positive Neuigkeiten. Zumindest in der Gastro-Szene tut sich etwas: Es gibt neue Konzepte, die in der Innenstadt bislang noch nicht verbreitet sind, und Traditionslokale werden im bewährten Stil weitergeführt.
Vielleicht merken die Gäste auch gar nicht, dass das Traditions-Restaurant Dischinger an der Laube/Ecke Paradiesstraße unter neuer Regie geführt wird? Das hoffen zumindest die neuen Betreiber Mejra Bektas und Vukasin Vucovic, die das gutbürgerliche Lokal zum 1. Juli von Robin Brendle übernehmen.
Im Dischinger soll alles bleiben wie es ist
„Wir wollen es beibehalten, wie es ist. Wir übernehmen das Gastro-Konzept von Robin“, sagt Mejra Bektas. Die Gäste schätzten die deutsche Küche, die zwischenzeitlich nicht mehr so häufig zu finden sei. „Wegen dem Zweibelrostbraten kommen viele hierher“, weiß Vukasin Vucovic.
Allerdings will das Betreiber-Duo auch vermehrt vegetarische und vegane Gerichte anbieten. Beide schätzen das kleine, familiäre Lokal, denn: „Der Kundenkontakt ist uns wichtig. Wir wollen Zeit haben für unsere Gäste“, so Vucovic.

Radieschen mit neuem Konzept und neuem Namen
Viel Zeit ins Land gegangen ist beim Radieschen, dem Restaurant an der Ecke Hohenhaus- und Münzgasse, das jetzt wirklich lange leer stand. Dass sich dort etwas tut, merken die Passanten, denn seit einem halben Jahr sind dort Handwerker zugange.
Mitte oder Ende Juli wird das Lokal voraussichtlich öffnen, und zwar mit neuen Pächtern und unter einem neuen Namen: Kathrin Braun und Martin Mure, die sich zur Mure Braun GbR zusammengeschlossen haben, nennen das vormalige Radieschen dann einfach Helga. Helga? „Ich glaube, Kathrins Oma hieß Helga“, erklärt Martin Mure schmunzelnd.

Die beiden sind keine Unbekannten in der Konstanzer Gastro-Szene. Ihr Heimathafen in der Chérisy hat einen guten Ruf. Und Martin Mure hat darüber hinaus mit zwei weiteren Kollegen, die sich in der Konstanzer Midce GmbH vereint haben, die Pacht des Bistrobetriebs auf den Fähren zwischen Konstanz und Meersburg übernommen.
Warum Mure und Braun jetzt noch dem Radieschen eine neue Zukunft schenken? „Unsere Gäste im Heimathafen haben sich gewünscht, dass wir noch etwas in der Innenstadt machen“, erzählt Martin Mure. Und dann war das Radieschen zu haben. „Kathrins Traumladen“, wie Mure anmerkt.
Allerdings sei es ein langer Prozess gewesen, denn erst musste der Hausbesitzer in Erfahrung gebracht werden und dann gab es noch etliche weitere Bewerber. Letztlich haben sie aber den Zuschlag bekommen, denn: „Der Verpächter wollte keinen Dönerladen, sondern etwas Schönes. Und er war von unserer Idee begeistert“, so Mure.
Helga wird künftig 50 Plätze bieten und ebenso viele im Freien. Die Einrichtung werde kunterbunt, denn: „Ich bin kein Fan von sterilen, seelenlosen Lokalen“, so Mure. „Es wird ein Café mit Frühstück und Brunch“ und das Angebot entwickle sich im Tagesverlauf über täglich wechselnde Mittagsgerichte bis zu Snackangeboten zum abendlichen Feierabendbier. 08/15 werde das Angebot nicht, vielmehr eine kreative kulinarische Weltreise mit Fokus auf regionalen Produkten und „alles selbstgemacht“, verspricht Mure.
Das Aufhören fällt ihm schwer
Der Abschied von seinem Pfannkuchen an der Ecke Hüetlin-/Kreuzlinger Straße fällt Hartmut Binder nicht leicht. 37 Jahre hat er das ausgefallene Lokal geführt, dessen kulinarischen Aushängeschilder die Riesenpfannkuchen in facettenreichen Varianten waren. „Es tut mir auch weh“, bekennt der 65-Jährige, aber jetzt sei es an der Zeit aufzuhören.
Mit seinem Konzept hat er viele Menschen begeistert. „Pfannkuchen ist etwas Neutrales und damit ein zeitloses Produkt“, sagt er, wohlwissend, dass er damit eine Nische belegt hatte. Das sei so wie mit Handwerksbäckern: „Wir lieben immer noch Bäcker, wo es gute Brezeln gibt, aber die sterben aus.“

Familiengenerationen kamen in den vergangenen 37 Jahren zu ihm; er erlebte das erste Rendezvous von Pärchen, die später geheiratet und Kinder bekommen haben. „Das ist das, was mir an meinem Beruf gefallen hat“, sagt Hartmut Binder und lächelt dabei.
„Die Pandemie war eine verrückte Zeit; die muss man nicht haben“, meint Binder und fügt an: „Letztendlich bin ich froh, dass ich weitergemacht habe. Ein Neuer hätte das nicht geschafft.“ Hartmut Binder hat mit seinem Pfannkuchen diese Zeit überstanden. Ein wesentlicher Grund: Vor Jahren konnte er das große Lokal kaufen.
Harte Zeiten für Gastronomen
Er weiß aber auch: „Es ist schwer, Geld zu verdienen, selbst wenn das Restaurant gut besucht ist, denn die Lohnkosten sind gerade wegen der Lohnnebenkosten wahnsinnig.“ Ihn – aber auch seine Kollegen – schmerze, dass die Kosten für den Gastronomen hoch sind, doch das was nach Steueranzug übrigbleibe, für die Mitarbeiter kaum ausreiche. „Es ist schwierig für Kleinbetriebe“, stellt er fest.
Deshalb kann er seine Kollegen verstehen, die nur noch eine kleine Speisekarte hätten und auf Selbstbedienung umstellten, weil sie entweder keine Mitarbeiter fänden oder aber weil die Lohnkosten für sie zu hoch seien.
Eine Weile hat Hartmut Binder schon das Restaurant Zum Pfannkuchen geschlossen. Ist es so schwer, einen Nachfolger zu finden? „37 Jahre und dann soll man plötzlich ein Restaurant verpachten. Da war ich ein wenig unbedarft“, sagt er offen. Dann seufzt er doch ein klein wenig, als er anfügt: „Ich gebe es nicht so gerne aus den Händen.“ Ja, er hängt an seinem Lokal.
Auf das künftige Konzept komme es ihm auch an. „Und der Vertrag muss stimmen, sonst liegt man plötzlich mit einer anderen Braut im Bett“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Zwischenzeitlich habe er möglicherweise den richtigen Pächter gefunden. Gespräche würden bereits laufen, aber überstürzen will Hartmut Binder nichts. Jetzt stehe erst einmal die Renovierung des Lokals an. Er geht davon aus, dass gegen Ende des Sommers oder Anfang Herbst das Restaurant mit einem neuen Pächter an den Start gehe.