Allen Widrigkeiten zum Trotz hat Mäx Kessler lange Zeit durchgehalten. Doch nun geht es nicht mehr: Erst im März 2022 hat der Konstanzer das Restaurant Terrasse eröffnet, ein gemütliches Lokal am Ortseingang mit einem Außenbereich unter massiven Platanen.

Ende März 2023 endet der Pachtvertrag, weil Kessler gesundheitlich eingeschränkt ist. Zwar hat er die Leukämie im vergangenen Jahr final besiegt, dafür spielt jetzt seine Lunge nicht mehr mit. Seit einigen Jahren kämpft der Wirt mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD).

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Kessler: „Das hat meine Lunge total zerbröselt“

Vor Weihnachten kommt er mit einer Lungenentzündung ins Krankenhaus und infiziert sich dort mit dem RS-Virus. „Das hat meine Lunge total zerbröselt“, sagt er. Nun ist er an ein Sauerstoffgerät gebunden – damit ist an die Arbeit in einem gut gefüllten Restaurant mit ständigem Hin-und-her-Laufen nicht mehr zu denken.

„Ich glaube, der liebe Gott will einfach nicht, dass ich eine Wirtschaft führe“, sagt Kessler und lacht sein ansteckendes Lachen. Er sitzt mit dem Sauerstoffgerät neben sich im Innenbereich der Terrasse und macht seinem Ruf als Frohnatur trotz vieler Hindernisse alle Ehre.

Mäx Kessler mit dem Sauerstoffgerät auf dem Stuhl (rechts im Bild) neben sich: „Ich glaube der liebe Gott will einfach nicht, dass ...
Mäx Kessler mit dem Sauerstoffgerät auf dem Stuhl (rechts im Bild) neben sich: „Ich glaube der liebe Gott will einfach nicht, dass ich eine Wirtschaft führe.“ | Bild: Simon Conrads

„Das war schon heftig, die letzten drei Jahre bei mir“, sagt er und zeichnet seinen Weg als Gastronom nach. Seinen früheren Beruf als Handwerker muss er wegen der Staubbelastung aufgeben. 2019 erfüllt er sich anstatt dessen den Traum von der eigenen Kneipe.

Zunächst pachtet er das Siedlerheim in der Reichenau-Waldsiedlung. Hier bleiben Mäx Kessler und Küchenchefin Heike Hühnlein aber nicht lange. Sie übernehmen 2020 die Pacht der Gastronomie des MSC-Konstanz am Bettenberg, in der Hochzeit der Pandemie. Ihre Wirtschaft hier heißt „Treffpunkt mit Herz“.

„Da war ich wirklich am Ende“, sagt der Wirt

„Und dann kommt das Hochwasser“, sagt Mäx Kessler. Im Juni und Juli 2021 wird die Wirtschaft viermal überflutet – beim letzten Mal steht das Wasser fast kniehoch im Biergarten und in den Innenräumen. „Da war ich wirklich am Ende. Da habe ich echt gedacht, ich habe kein Geld mehr zum Investieren“, so Kessler.

Zwar helfen nach der Flut viele Freiwillige beim Aufräumen. Trotzdem will Kessler den Standort mit Überflutungsgefahr verlassen. Ende 2021 schließt also die Gastronomie beim Motorsportclub, dafür wird die Terrasse frei. Ein Glücksfall. Der Traum von der Gastronomie geht weiter. Vorerst.

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„Die ganzen Dingelsdorfer, der Stammtisch – ich hab‘ die so ins Herz geschlossen“, sagt er. Auch aus dem Konstanzer Stadtgebiet kommen die Gäste zu ihm: Die wüssten ja von der Fasnacht, dass es bei Mäx immer lustig zugehe.

Er war lange Zeit aktiv bei den Narrengemeinde Hofpeter, auch daran sei aber mit der eingeschränkten Lungenfunktion nicht mehr zu denken. Im Innenraum der Terrasse finden etwa 50 Menschen Platz, draußen noch einmal so viele. Bis Ende März kümmern sich Kessler und sein Team noch um Gäste – dann ist Schluss.

Die Gastronomie am Ortseingang von Dingelsdorf hat bereits neue Pächter.
Die Gastronomie am Ortseingang von Dingelsdorf hat bereits neue Pächter. | Bild: Simon Conrads

Von der Zeit in der Terrasse schwärmt Kessler. Direkt im vergangenen März zur Eröffnung sei der Laden gut gelaufen, der Sommer sei „gigantisch“ gewesen. Die Platanen spenden einen natürlichen Schatten und sorgen für ein angenehmes Klima im Außenbereich, sagt er. Immer wieder unterbricht er seine Ausführungen, um sein Bedauern über das Ende der Zeit auszudrücken. Auch Kundschaft und Pächter hätten ihm ihre Trauer über seine Kündigung bekundet.

Dass ihm ohne Wirtschaft langweilig wird, glaubt Mäx Kessler aber nicht. Im Garten seines Elternhauses sei immer etwas zu tun. Seine Mutter werde ihn dort sicherlich einspannen wollen. „Die wird sagen: Endlich ist er wieder daheim, der Bube“, so Kessler. Zuletzt sei viel der Arbeit an seinem Bruder hängengeblieben, den er jetzt ein wenig entlasten könnte.

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Mäx Kesslers ansteckender Optimismus bleibt

Dabei muss er natürlich auf seine Lunge Acht geben, ein Bekannter habe ihm aber Mut gemacht. „Das ist so ein wenig mein Vorbild“, sagt Kessler. Der Mann sei zwischenzeitlich ebenfalls auf ein Sauerstoffgerät angewiesen gewesen.

Durch stetig längere Spaziergänge ohne Unterstützung habe er sich Stück für Stück von dem Gerät unabhängig gemacht. Es graut Kessler allerdings vor der Geduld, die man für dieses Training brauche: „Bei mir muss es immer gleich funktionieren.“ Positiv stimmt ihn das Beispiel trotzdem.

Der Traum von der Gastronomie ist vorbei: Mäx Kessler muss das Restaurant in Dingelsdorf aufgeben.
Der Traum von der Gastronomie ist vorbei: Mäx Kessler muss das Restaurant in Dingelsdorf aufgeben. | Bild: Simon Conrads

Der Rest des Teams der Terrasse, darunter Heike Hühnlein, will an einem anderen Ort weitermachen, wahrscheinlich in einer etwas kleineren Lokalität. Den Erfolg der gemeinsamen Restaurants schreibt Mäx Kessler zu großen Teilen ihrer Küche zu: „Heike kocht einfach gigantisch.“

Für die Terrasse gibt es bereits neue Pächter. Und auch Kessler bleibt den Dingelsdorfern erhalten. „Ich komme dann zum Stammtisch und schaue mir die Sache von der anderen Seite an“, sagt er. Und lacht.