„Einen Moment“, sagt Matthias Vogt, verschwindet in seinem Wohnwagen, schnappt sich zwei Klappstühle und baut sie auf dem Döbele-Parkplatz auf. Eine ungewöhnliche Gesprächssituation, doch was ist noch gewöhnlich in diesen Tagen, in denen von allen viel Flexibilität gefordert wird. Und darum geht es bei diesem Austausch mit Matthias Vogt aus Konstanz.
Behörde soll, so sein Wunsch, ein Auge zudrücken
Er wünscht sich, dass die Straßenverkehrsbehörde ihm eine Ausnahmegenehmigung erteilt, damit er in seinem Wohnwagen auf dem Parkplatz am Hörnle-Strandbad stehen darf. Denn seit die Corona-Pandemie ausgebrochen ist, hat er sein Homeoffice in seinen Wohnwagen verlagert. Neben Ruhe, die zuhause nicht möglich ist, wie er sagt, braucht er für seinen Beruf eine gute Verbindung zum Schweizer Mobilfunknetz. „Hier am Döbele ist es laut und das Netz schlecht“, sagt er – obwohl sich der Parkplatz näher an der Grenze befindet als der am Hörnle. Deshalb stellte er sich mit seinem Wohnmobil zunächst auf den ebenfalls grenznahen Schänzle-Parkplatz.
Eine Woche habe er dort gearbeitet, bis eines Abends die Polizei geklopft habe. „Die Beamten erklärten, dass ich dort nicht stehen dürfe und empfahlen mir, auf den Parkplatz am Strandbad Horn zu wechseln und bei der Stadt eine Ausnahmegenehmigung zu beantragen.“ Dort stand er bis der Kommunale Ordnungsdienst kam.
Stadt antwortet – und argumentiert mit Gleichbehandlungsgesetz
Der Mitarbeiter habe gedroht, ins Wohnmobil einzudringen, wenn Vogt nicht wegfahre. „Ich kann nicht verstehen, wie man in so einer Ausnahmesituation nicht Fünfe gerade sein lassen kann“, ärgert er sich. Ein Sprecher der Stadt teilt mit: „Flexibilität spielt eine wichtige Rolle, um die Herausforderungen in dieser schwierigen Zeit bewältigen zu können.“ Deshalb sei der Döbele-Parkplatz für alle kostenfrei geöffnet, da sei auch das Schweizer Netz gut. Neben Flexibilität sei auch das Einhalten von Regeln wichtig. Beide Augen bei verkehrswidrigem Verhalten zuzudrücken, sei „vor dem Hintergrund des Gleichbehandlungsgesetzes nur schwer vermittelbar“.