Diese Aussage ist Simon Reiner fast schon ein wenig peinlich. „Ja, ich habe vom Lockdown profitiert“, sagt der Metzger-Meister aus dem Konstanzer Vorort Dettingen, der im September 2019 die Geschäfte von Johannes Hierling übernommen hat. Doch muss es ihm peinlich oder unangenehm sein, wenn er einfach nur seiner Arbeit nachgeht und niemandem Böses will?
„Die Menschen konnten ab November ja nicht mehr in die Restaurants gehen. Also haben sie bei uns Metzgern gute regionale Qualität eingekauft und mehr selbst daheim gekocht.“ Nein, gibt er nach kurzem Nachdenken zu, schämen müsse es sich dafür eigentlich nicht.
Zu normalen Zeiten beliefert Hierling aber auch Restaurants und Hotels, die nun seit knapp zwei Monaten geschlossen sind, mit seinen Produkten. „Das macht aber nur rund zehn Prozent aus“, erklärt Simon Reiner. „Im Sommer wegen der Biergärten mehr als im Winter.“
Weggefallen ist auch der Party-Service im November und Dezember, „da ja keine Weihnachtsfeiern stattfinden durften“. Und trotzdem gab es keine Einbußen. „Ab Mitte Dezember haben die Menschen für Weihnachten eingekauft. Wir hatten dermaßen viel zu tun – da waren wir froh, als wir über Weihnachten endlich ein paar Tage Pause hatten.“
So wie es aussieht wird es nicht weniger für die 32 Mitarbeiter in den drei Standorten und Filialen in Dettingen und Dingelsdorf: Ab Januar hat die Metzgerei Hierling einen Stand auf dem Konstanzer Wochenmarkt auf dem Stephansplatz und auf dem Gebhardsplatz. Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag wird der Wagen aus Dettingen dort stehen, am Donnerstag auch noch auf dem Wollmatinger Markt.

Ein wenig mulmig ist Simon Reiner vor dieser neuen Herausforderung schon – immerhin hoffte sein Vorgänger Johannes Hierling viele Jahre vergeblich darauf, einen Platz auf dem Markt zu erhalten. „Aller Anfang ist schwer“, sagt Simon Reiner. „Wir schließen im Januar extra für drei Wochen unser Haupthaus in Dettingen, um uns voll darauf konzentrieren zu können.“
