An der Riedstraße, gegenüber von Edeka Baur, sammeln sich immer mehr Fußgänger. Sie wollen über die Fahrbahn, doch der Verkehr ist dicht. Irgendwann hat ein Autofahrer Erbarmen und hält an, obwohl er das nicht müsste, denn hier ist kein Zebrastreifen.

Genau das bemängelt Alexander Tasdelen, Stadtrat beim Jungen Forum Konstanz (JFK). „Ich kenne die Stelle seit vielen Jahren“, sagt er. „Immer wieder kommt es hier zu gefährlichen Situationen, wenn Menschen über die Straße wollen. Oft beobachte ich, dass sich ein paar Leute ansammeln, damit sie gemeinsam rüberkommen.“

Tatsächlich ist die Einmündung an der Kreuzung Riedstraße/Zergleweg/Fürstenbergstraße mit dem Gefälle und dem querenden Radweg unübersichtlich. Dazu kommt, dass hier viele Fußgänger unterwegs sind, denn außer dem Supermarkt befinden sich dort eine Apotheke, eine Sparkasse und Ärzte.

Auch das kommt häufig vor: Busse befahren die Riedstraße in beiden Richtungen. Alexander Tasdelen wartet eine Lücke ab, um die ...
Auch das kommt häufig vor: Busse befahren die Riedstraße in beiden Richtungen. Alexander Tasdelen wartet eine Lücke ab, um die Riedstraße in Richtung Edeka zu überqueren. Schwierig für Menschen mit Rollator und Rollstuhl ist auch die abschüssige Rampe rechts im Bild, die von der Fürstenbergstraße zur Riedstraße führt. | Bild: Kirsten Astor

Mehr Querungsmöglichkeiten gefordert

Das Quartier sei auch durch die Wohngebiete Öhmdwiesen und Zergle stark gewachsen, ohne dass zusätzliche Fußgängerüberwege eingerichtet worden sind, so Alexander Tasdelen: „Dieses Zentrum ist für Fußgänger abgeschnitten.“ Hier sieht er Handlungsbedarf, genauso wie ein paar Meter weiter an der Kreuzung Riedstraße/Drechslerweg/Berliner Straße.

Wer die Riedstraße beim Drechslerweg/Berliner Straße überqueren will, tut dies auf eigenes Risiko. Denn hier gibt es ebenfalls keinen ...
Wer die Riedstraße beim Drechslerweg/Berliner Straße überqueren will, tut dies auf eigenes Risiko. Denn hier gibt es ebenfalls keinen Zebrastreifen. | Bild: Kirsten Astor

Die einzige Ampelanlage in der Riedstraße befindet sich an der Kreuzung mit der Allensteiner Straße/Breslauer Straße. „Hier spielte früher das Leben mit einer Ladenzeile, außerdem geht es dort zur Berchenschule, deshalb wurde eine Ampel eingerichtet“, sagt der Stadtrat. „Doch in einer Straße, die laut Pressemitteilung der Stadtverwaltung in der Spitzenstunde von 450 Fahrzeugen in jede Richtung befahren wird, muss es mehr Querungsmöglichkeiten geben.“

Die Stadtverwaltung hat selbst erkannt, dass Fußgänger in der gesamten Stadt sicherer unterwegs sein müssen, und hat das Handlungsprogramm Fußverkehr aufgelegt. In einer Prioritätenliste stehen fünf Maßnahmen für die Riedstraße: Je ein Zebrastreifen am Zergleweg/Fürstenbergstraße, in der Berliner Straße/Drechslerweg und auf Höhe der Karlsruher Straße sowie zwei Gehwegverbreiterungen.

Der Zebrastreifen an der Berliner Straße/Drechslerweg wurde mit der höchsten Dringlichkeitsstufe versehen. Dennoch wird dort keine ...
Der Zebrastreifen an der Berliner Straße/Drechslerweg wurde mit der höchsten Dringlichkeitsstufe versehen. Dennoch wird dort keine Querungshilfe eingerichtet. | Bild: Kirsten Astor

Im Arbeitspaket für das Jahr 2024 taucht davon nur noch der Zebrastreifen an der Berliner Straße/Drechslerweg auf. Er wurde von der Verwaltung mit der höchsten Dringlichkeitsstufe versehen, liegt auf einem Schulweg und es gab hier schon Unfälle. Dennoch wird dort keine Querungshilfe eingerichtet.

Das verwundert das Junge Forum. Die Fraktion stellte eine Anfrage an die Verwaltung und wollte wissen, warum diese Stelle und auch ein Überweg an der Fürstenbergstraße/Zergleweg nicht in den Realisierungsplänen auftauchen.

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Auch der SÜDKURIER hakte nach und erfuhr vom Amt für Stadtplanung und Umwelt: „Die Querung auf Höhe der Berliner Straße wird aufgrund der Nähe zur an der Allensteiner Straße vorhandenen Fußgängerampel von der Polizei abgelehnt.“ Und was ist mit der Stelle gegenüber dem Edeka?

Hierzu schreibt die städtische Pressestelle: „Einige Punkte sprechen für die Priorisierung einer Querung auf Höhe Zergleweg: Einerseits die Nähe zur Bushaltestelle Bodan/Riedstraße und zum Supermarkt, andererseits die große bestehende Netzlücke für den Fußverkehr.“

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Es gibt eine Lösung – vielleicht

Problem erkannt, Problem beseitigt? Nicht unbedingt, denn weiter schreibt die Verwaltung: „Die Sichtverhältnisse nahe der Kuppe stellen eine Herausforderung dar: An der Einmündung Fürstenbergstraße wartende Fahrzeuge können Personen an der Ostseite der Querungsstelle so verdecken, dass der von Wollmatingen kommende Verkehr keine Sicht auf sie hätte.“ Deshalb seien Abstimmungen zwischen Stadtplanungsamt, Polizei, Straßenverkehrsbehörde und Tiefbauamt im Gang.

Und dann folgt der Satz, der Alexander Tasdelen enttäuscht: „Auch wenn eine Lösung gefunden wird, kann es sein, dass Stellen in anderen Stadtteilen zunächst höher priorisiert werden. Obwohl die Querungen der Riedstraße mit Dringlichkeit 1 im Handlungsprogramm Fußverkehr stehen, teilen sie sich diesen Status mit einer Vielzahl an anderen Maßnahmen.“

Alexander Tasdelen: „Man erkennt eine Stelle als gefährlich an und dann kann es trotzdem sein, dass sich nichts tut? Es darf nicht sein, ...
Alexander Tasdelen: „Man erkennt eine Stelle als gefährlich an und dann kann es trotzdem sein, dass sich nichts tut? Es darf nicht sein, dass andere Projekte bevorzugt werden.“ | Bild: Moritz Stein | SK-Archiv

Der JFK-Stadtrat sagt empört: „Man erkennt eine Stelle als gefährlich an und dann kann es trotzdem sein, dass sich nichts tut? Und falls es doch eine Lösung gibt, wird diese Maßnahme vielleicht erst später umgesetzt? Es darf nicht sein, dass andere Projekte bevorzugt werden.“

Denn das Motto an dieser Stelle sei „Mut zur Lücke“. Nur, wer lange genug auf eine Unterbrechung des Verkehrsflusses warte und dann schnell genug sei, komme unbeschadet über die Riedstraße, sagt Tasdelen. „Für alle unter acht und über 80 Jahre ist das besonders gefährlich.“

An der Einmündung zur Karlsruher Straße entsteht derzeit ein Zebrastreifen, auch der Belag wird erneuert, Blindenleitplatten eingebaut.
An der Einmündung zur Karlsruher Straße entsteht derzeit ein Zebrastreifen, auch der Belag wird erneuert, Blindenleitplatten eingebaut. | Bild: Kirsten Astor

An einer Stelle in der Riedstraße wird die Stadt aber derzeit aktiv: An der Kreuzung zur Karlsruher Straße wird ein Zebrastreifen errichtet. Laut Pressestelle wird zudem der Belag erneuert, Blindenleitplatten werden eingebaut.

Voraussichtlich seien die Arbeiten Ende Mai 2025 beendet. „Mit größeren Behinderungen bei Rad- und Autoverkehr ist nicht zu rechnen, Fußgänger müssen auf die andere Gehwegseite wechseln“, so die Stadt. Und wie? Mut zur Lücke!