Über Stock und über Stein muss man in Konstanz nicht gehen. Aber vereinzelt fehlt mal eine Fußgängerampel oder ein Zebrastreifen. Viel zu sehr habe man nach dem Zweiten Weltkrieg die Stadt autogerecht gebaut. So sieht es zumindest die Stadtverwaltung Konstanz und gelobt: Wir wollen eine Stadt der kurzen (Fuß-)Wege werden.
Eine Stadt, ein Wort: Das Handlungsprogramm (HaPro) Fußverkehr erblickte im November 2023 das Licht der Welt. Schnell unternahm die Stadt auch die ersten Schritte, um die Wege für Fußgänger zu verbessern. Das Arbeitsprogramm 2024 wurde verfasst – eine Liste mit 21 Maßnahmen, die vom Gemeinderat beschlossen wurde und öffentlich einsehbar ist. Umgesetzt sind allerdings nur sieben der Verbesserungsvorschläge. Was ist da schiefgelaufen?
Schiefgelaufen ist nicht direkt etwas, aber die Lage hat sich etwas ungünstig entwickelt. Das ist aus der Antwort von Elena Oliveira, Mitarbeiterin im städtischen Pressebüro, herauszulesen. „Die Sachbearbeiterin für den Fußverkehr hat die Stadt Konstanz im März 2024 verlassen. Die Stelle konnte erst zum 1. März 2025 (nach der dritten Stellenausschreibung) qualifiziert besetzt werden, sodass über die im Jahr 2024 umgesetzten Maßnahmen keine weiteren realisiert werden konnten“, erklärt sie auf SÜDKURIER-Nachfrage. Deshalb kehrte im HaPro Fußverkehr erst mal Stillstand ein.
2025 soll das Handlungsprogramm wieder anlaufen
Der gute Wille war also da, doch die tatkräftigen Hände haben gefehlt. Nun soll sich das ändern und die Stadt möchte dafür die Sieben-Meilen-Stiefel anziehen. Immerhin ist die Stelle für das HaPro Fußverkehr wieder besetzt. Elena Oliveira sagt daher: „Es ist davon auszugehen, dass die Maßnahmenliste 2025 zunächst die Maßnahmen umfasst, die 2024 nicht umgesetzt werden konnten.“
Ganz untätig war die Stadt allerdings nicht. Sieben Maßnahmen sind bereits realisiert worden. Eine davon ist ein Zebrastreifen an der Eichhornstraße Ecke Hebelstraße. „Eine Querungshilfe an dieser Stelle wurde vorgesehen, weil hier ein Schulweg quert“, schreibt die Stadtverwaltung im Juli 2024 zur Begründung, warum gerade dort eine Querungshilfe errichtet wurde.
Denn einige Anwohner sahen dort keinen Bedarf. Laut Stadtverwaltung kostete die Einrichtung des Fußgängerüberwegs einschließlich Beleuchtung etwa 30.000 Euro und wurde zu 75 Prozent vom Land gefördert.

Ebenfalls Teil der Maßnahmen, die bereits umgesetzt wurden, sind die verkehrsberuhigten Bereiche Friedrich-Pecht-Weg (Paradies), Höriblick (Wollmatingen), Marienhausgasse (Paradies), An der Steig, Lorettosteig, Kapellenweg und Oberstegle (jeweils Allmannsdorf).
Verkehrsberuhigte Bereiche dürfen von Fußgängern und Fahrzeugen gleichzeitig benutzt werden, schreibt die Stadtverwaltung in der entsprechenden Sitzungsvorlage. Zulässig ist in diesen Straßen dann nur Schrittgeschwindigkeit (vier bis sieben Kilometer pro Stunde); das gilt auch für Fahrradfahrer.

Im Herbst wird es eine neue Fußgängerampel geben
Und wie geht es weiter? Das nächste Projekt, für das der Weg praktisch frei ist, ist die Dunkelampel am Rheinsteig/Schreibergasse. Diese Ampel wird auf Wunsch durch das Drücken einer Taste ab Herbst Fußgängern die Überquerung der Straße ermöglichen und so ein neuer Eingang zu Niederburg sein. Aber warum kommt die Ampel erst im Herbst?
„Die Verwaltung möchte von Fördermitteln des Landes profitieren. Die Aufnahme ins Förderprogramm ist erfolgt und der Förderantrag gestellt, aber der Förderbescheid liegt noch nicht vor. Ein früherer Baubeginn ist nicht zulässig“, antwortet Elena Oliveira. Aber sobald dieser Stein aus dem Weg geräumt ist, geht es in Sachen Fußverkehr Schritt für Schritt weiter in Richtung Zukunft.