Die Konstanzer laufen gerne: Das ist das Ergebnis der Mobilitätsstudie des Steinbeis Kompetenzzentrums. Demnach gehen 58 Prozent der Befragten täglich zu Fuß. Aber auch auf das Fahrrad schwingen sie sich gerne. 33 Prozent der Umfrageteilnehmer treten jeden Tag in die Pedale. Der Stadtbus ist nicht ganz so beliebt in der Trias der umweltfreundlichen Fortbewegungsmittel. Nur 13 Prozent der Befragten nutzt den Bus täglich, aber immerhin 38 Prozent steigen mehrmals die Woche oder im Monat in den Bus.

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Aber wie können die eigenen Füße, das Rad oder der Bus noch beliebter werden? Diese Frage haben die Forscher auch den Befragten gestellt – und es kamen reichlich Verbesserungsvorschläge.

So schnüren sich die Konstanzer öfter die Wanderschuhe

Eine ordentliche Trennung von Fuß- und Radwegen, eine bessere Beleuchtung und Querungsmöglichkeiten – das wünschen sich die Befragten. Eigentlich bescheidene Wünsche, aber sind diese auch umsetzbar? Der dringlichste Wunsch, die bauliche Trennung von Fuß- und Radwegen, kann jeder Fußgänger und Radfahrer wohl gut nachvollziehen, der schon einmal auf dem Bodensee-Radweg entlang der Bahngleise zwischen Petershausen und Wollmatingen unterwegs war. Beide Parteien teilen sich einen Weg. Keine Linie auf dem Boden trennt die schnellen Radler von den langsamen Spaziergängern.

Der Bodensee-Radweg zwischen Petershausen und Wollmatingen ist sowohl bei Fußgängern und Radfahrern beliebt. Sie müssen sich den drei ...
Der Bodensee-Radweg zwischen Petershausen und Wollmatingen ist sowohl bei Fußgängern und Radfahrern beliebt. Sie müssen sich den drei Meter breiten Weg teilen. | Bild: Kerstin Steinert

Auch die Stadt Konstanz sieht dort Handlungsbedarf. Das sagt Elena Oliveira aus dem städtischen Pressebüro: „Auf dem bahnbegleitenden Fuß- und Radweg im Bereich zwischen Schneckenburgstraße und Petershauser Straße soll künftig durch Markierungen verstärkt an die gegenseitige Rücksichtnahme appelliert werden.

„Auf dem bahnbegleitenden Fuß- und Radweg im Bereich zwischen Schneckenburgstraße und Petershauser Straße soll künftig durch ...
„Auf dem bahnbegleitenden Fuß- und Radweg im Bereich zwischen Schneckenburgstraße und Petershauser Straße soll künftig durch Markierungen verstärkt an die gegenseitige Rücksichtnahme appelliert werden“, sagt Elena Oliveira vom Presseamt der Stadt Konstanz | Bild: Scherrer, Aurelia

Allerdings liege die Schwierigkeit dort in der „erforderlichen Breiten für getrennte Rad- und Fußwege“, um die „Sicherheit insbesondere für den Fußverkehr zu gewährleisten.“ Damit ein Fuß- und Radweg getrennt werden kann, muss mindestens eine Breite von 2,50 Metern vorliegen. Der Weg ist auf Höhe der Bahnstation Wollmatingen drei Meter breit.

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Intelligente Beleuchtungen

Und was ist möglich beim Thema Beleuchtung? Auch daran arbeite die Stadt konsequent. Zusammen mit den Stadtwerken wolle man die Beleuchtung von Fußwegen verbessern, „insbesondere in Bereichen, die von Kindern, Senioren und Menschen mit Behinderungen frequentiert werden.“ Um die Sicherheit weiter zu erhöhen, hat die Stadt in ihrem Handlungsprogramm Fußverkehr verschiedene Maßnahmen vorgesehen, die auch den Wünschen der Befragten entgegenkommt.

Im Industriegebiet an der Fritz-Arnold-Straße Ecke Robert-Bosch-Straße sollte ein Fußgängerüberweg gebaut werden. Dort befindet sich ...
Im Industriegebiet an der Fritz-Arnold-Straße Ecke Robert-Bosch-Straße sollte ein Fußgängerüberweg gebaut werden. Dort befindet sich auch die freie Walldorfschule. | Bild: Kerstin Steinert

Ein Beispiel gefällig? Am linksrheinischen Seeufer hat die Stadt ein Pilotprojekt gestartet: 45 sensorgesteuerte LED-Leuchten wurden dort installiert. „Diese Leuchten passen ihre Helligkeit automatisch an, wenn sich Personen nähern, und tragen so zur Energieeinsparung und CO₂-Reduktion bei“, erklärt die Stadtsprecherin.

Noch mehr mit dem Fahrrad durch die Konzilstadt

Starten, radeln, bremsen, an einer Ampel anhalten, warten, wieder starten. Dieses Stop-and-Go-Spiel geht vielen Radlern in Konstanz gehörig auf die Nerven. Darin steckt aber auch Potenzial, wenn man der Umfrage des Steinbeis Kompetenzzentrums glauben darf. Würde das verbessert werden, würden auch mehr Bürger aufs Rad steigen. Laut der Stadt Konstanz gibt es sogar schon Ampelschaltungen, die Radler bevorzugen: „Beispielsweise am St.-Stephans-Platz und der Schulstraße bekommt der Radverkehr deutlich vor dem Kfz-Verkehr Grün.“

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Aber was ist mit Schlaglöchern? Ein Graus für jeden Radfahrer. Besonders negativ hervorsticht da die Schützenstraße – im Übrigen eine offizielle Fahrradstraße. Das gibt die Stadt auch zähne knirschend zu. Dort lasse sich die „die Belagsqualität verbessern“. Eine Fahrbahnsanierung sei dort in der Tat angebracht, allerdings stehen im Haushalt dafür aktuell keine Mittel zu Verfügung. „Gefahrenstellen werden natürlich dennoch beseitigt“, sagt Elena Oliveira.

Um die Gefahrenstellen zu identifizieren, würden die Technischen Betriebe Konstanz (TBK) regelmäßig das Wegenetz begutachten. Der Turnus sei wie folgt: wöchentliche Überprüfung im Bereich der Altstadt, zweiwöchentliche Überprüfung im Bereich der Hauptverkehrsstraßen sowie Überprüfung alle drei Monate im restlichen Straßen- und Wegenetz.

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Ab in den Bus – so könnte es gelingen

Auch der Stadtbus, der von den Stadtwerken Konstanz betrieben wird, zeigt laut der Steinbeis-Umfrage Verbesserungspotenzial auf. Die meisten Befragten wünschen sich günstigere Tickets. Das Einzelticket (Erwachsene) kostet 3,10 Euro, Kurzstrecke 1,90 bis 2,20 Euro und Tagesticket (Erwachsene) 6,10 Euro. In anderen Städten (wie zum Beispiel Radolfzell) gibt es Busticket für einen Euro, sogar den Seehas und das Seehäsle innerhalb der Stadtgrenzen kann man seit Kurzem damit nutzen. Auch die Schweizer Stadt Kreuzlingen hat ein ähnliches Pilotprojekt: das 1-Franken-Ticket. Warum gibt es das in Konstanz nicht?

„Die Nachfrage im ÖPNV bewegt sich in Konstanz auf einem vollkommen anderen Niveau als in Radolfzell“, erklärt Josef Siebler, ...
„Die Nachfrage im ÖPNV bewegt sich in Konstanz auf einem vollkommen anderen Niveau als in Radolfzell“, erklärt Josef Siebler, Pressesprecher der Stadtwerke Konstanz | Bild: Stadtwerke Konstanz

Diese Frage geht an die Stadtwerke Konstanz. Josef Siebler, Pressesprecher des städtischen Unternehmens, antwortet: „Die Nachfrage im ÖPNV bewegt sich in Konstanz auf einem vollkommen anderen Niveau als in Radolfzell. Damit hätte ein solches Tarifmodell in Konstanz finanziell wesentlich extremere Auswirkungen, bei gleichzeitig deutlich geringerem Potenzial für Fahrgast-Steigerungen.“ Man befürchte, dass durch die Einführung eines solchen Angebots Mindereinnahmen von 5,3 Millionen Euro, da Bestandskunden und Einzelnutzer umschwenken würden.

Erfahrungen aus anderen Städten hätten gezeigt, dass die Einführung eines 1-Euro-Tickets die Nachfrage insbesondere auf bereits gut genutzten Linien erhöhe. Allerdings müssten bei einer höheren Nutzung von rund zehn Prozent auch die Buskapazitäten gesteigert werden. „Mindereinnahmen von 5,3 Millionen Euro sowie zusätzlichen Buseinsatzkosten stehen Mehreinnahmen von circa 1,4 Millionen Euro bei beispielsweise zehn Prozent höherer Nachfrage gegenüber“, erklärt Josef Siebler die Rechnung der Stadtwerke. Das sei der Grund, weswegen das 1-Euro-Ticket in Konstanz wohl keine Chance hat.