Vor der Wallgutschule steht eine große Gitterbox. Es handelt sich um ein Radparkhaus, in dem Anwohner und in der Nähe Beschäftigte einen sicheren Stellplatz für ihr Fahrrad mieten können. In Anbetracht der leeren Stadtkasse regt sich Unmut in der Bürgerschaft. Zumal das Gerücht kursiert, dass die Kosten wesentlich höher seien, als die Stadtverwaltung veranschlagt habe. Stimmt das etwa?

„Mit Erstaunen habe ich das neue Radhaus Wallgut gesehen: ein Stahlkäfig für zwölf Fahrräder zum Preis von 18.000 Euro (Stand 2019)“, schreibt SÜDKURIER-Leser Siegfried Däschle, der anfügt: „Zum Preis von etwa 1500 Euro hätten hier auch Fahrradanlehnbügel zum Abstellen und Abschließen von mindestens zwölf Fahrrädern installiert werden können.“

Das kleine Radhaus kostet viel mehr

Bei diesem sogenannten Radhaus handelt es sich um ein Pilotprojekt der Stadt Konstanz, das durch das Bundesförderprogramm Klimaschutz durch Radverkehr unterstützt wird, wie die Stadt vor einigen Monaten per Pressemitteilung bekannt gab. In der Sitzung des Technischen und Umweltausschusses im Oktober 2023 hatte die Verwaltung die Kosten für ein solches auf rund 25.000 Euro pro Standort geschätzt.

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Die Stadt hat sich verschätzt

„Die Kosten des Radhaus Wallgut belaufen sich auf etwa 52.000 Euro“, teilt die Pressestelle der Stadt Konstanz auf SÜDKURIER-Anfrage fest. Das heißt: Die Rad-Box wird mehr als doppelt so teuer wie veranschlagt. Was ist an der Gitterbox so teuer? Von den 52.000 Euro „entfallen etwa 42.000 Euro auf die Leistungen des Schlossers, der die Anlage gefertigt und aufgestellt hat“, so die Pressestelle.

„Der Rest verteilt sich auf Leistungen eines Statikers, die grafische Gestaltung, die Beklebung, das Schließsystem und das Nutzungsrecht für das Modell aus Saarbrücken“, erläutert die Pressestelle und schreibt weiter: „Ein Teil dieser kleineren Beträge fiel einmalig beim Pilotstandort an und wird bei künftigen Standorten entfallen.“

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Die Kosten und die Miete

Zwölf Fahrräder und ein Lastenrad oder zwei Kinderanhänger haben in dem Radhäuschen Platz. Die Miete beträgt laut Homepage der Stadt neun Euro im Monat oder jährlich 80 Euro. Ohne Fördergelder bräuchte es durch monatliche Mieteinnahmen etwa 37 Jahre, bis sich die Investition amortisiert hätte; würden alle Plätze mit der vergünstigten Jahresmiete angesetzt, wären es gar 50 Jahre.

Wie viele Radstellplätze wurden bislang angemietet? Die Vermietung laufe gerade erst an. Stand 18. Dezember seien vier Mietverträge abgeschlossen worden, weitere seien in Vorbereitung, so die Pressestelle. Weitere Radhäuser sollen im Stadtgebiet noch folgen. Wie viele es sein werden und an welchen Orten? Dazu heißt es: „Hierzu wird es Anfang 2025 eine Bürgerbeteiligung geben, in der der Bedarf ermittelt wird.“

Auf einem Schild wird erklärt, wozu das Radhaus dient.
Auf einem Schild wird erklärt, wozu das Radhaus dient. | Bild: Scherrer, Aurelia