Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich: Mit dem Fahrradparkhaus am Bahnhof – dem Gemeinschaftsprojekt von Bahn und Stadt – geht es jetzt zügig voran. Jetzt soll die Entwurfs- und Genehmigungsplanung in Angriff genommen werden.
„Ich bin überrascht ob der Schnelligkeit“, bemerkt Stadtrat Heinrich Fuchs (CDU) in der Sitzung des Technischen und Umweltausschusses (TUA) und spricht vielen aus der Seele, wenn er sagt: „Dank an die Bahn! Ich hätte nicht gedacht, dass das noch in meiner Amtszeit passiert.“
Der Entwurf für den Neubau der Ladenzeile mit Fahrradparkhaus und Service-Station wurde bereits im Gestaltungsbeirat diskutiert. Das Gebäude wird knapp 10 Meter hoch werden, aber – im Gegensatz zum Status quo – zehn Meter Abstand vom Fürstenpavillon haben. Vorgesehen ist ein Gründach in Kombination mit flächendeckender Photovoltaik-Anlage.

Das ist im Inneren vorgesehen
Im Erdgeschoss des Gebäudes sind zwei Gastronomieeinheiten, Radladen und Radservice, gemeinschaftliche Technikräume und öffentliche Toiletten vorgesehen. Etwa in der Mitte des Gebäudes soll eine etwa 46 Meter lange Fahrradrampe mit etwa zehn Prozent Steigung erstellt werden, die ins Obergeschoss zum Fahrradparkhaus führen soll. Dort sind auch Lagerräume sowie Flächen für Werkstatt und Lagerräume für Leihräder, die dem Radservice im Erdgeschoss zugeordnet werden sollen, vorgesehen.
Das Fahrradparkhaus werde sich im Obergeschoss befinden. Vorgesehen sind 450 kostenlose Stellplätze sowie ein gesicherter Bereich für etwa 310 kostenpflichtige Fahrradstellplätze. Zusätzlich sind aktuell zehn Fahrradboxen sowie 52 Schließfächer zur Gepäckaufbewahrung vorgesehen. Das Fahrradparkhaus soll von der Stadtwerke-Tochter Konstanz mobil GmbH (KmG) gebaut und betrieben werden.

Auch Teileigentum verpflichtet
„Das Grundstück gehört der Bahn. Das Objekt soll als Teileigentum aufgeteilt werden“, erläutert Hannes Munk vom Amt für Stadtplanung und Umwelt (ASU). „Die Bahn will das komplette Erdgeschoss organisieren.“ Aktuell sei angedacht, das Gesamtobjekt in Teileigentum aufzuteilen, sodass die KmG Miteigentümerin wird. Bahn und KmG wären dann also eine Eigentümergemeinschaft: Jeder Partner würde dann über Teileigentum verfügen, Gemeinschaftsflächen und Betriebskosten würden geteilt.
Gemäß Sitzungsvorlage betrage der Flächenanteil der Stadt am Gesamtgebäude 52 Prozent. Darin enthalten sind neben dem Fahrradparken Flächen für Treppenhaus, Aufzug, Rampe und Durchgang im Erdgeschoss. Die Bahn verfüge unter anderem über die Flächen für die Gastronomiebetriebe mitsamt zugehörigen Nebenräumen, Radladen mit Lager, Brandmeldezentrale und öffentliche Toiletten.
Wird die Stadt etwa übervorteilt?
Die Mitglieder des TUA stehen alle hinter dem Fahrradparkhaus. Peter Müller-Neff (FGL) ist höchst zufrieden, dass das Fahrradparkhaus kommt. Er spricht von einem „städtebaulichen Mehrgewinn“, glaubt aber, dass 760 Fahrradstellplätze zu wenig sein könnten. Manch anderer Stadtrat hingegen wähnt trotzdem Arges.

Christian Kossmehl (Freie Wähler) kommt auf die Erdgeschoss-Nutzung mit Gastronomie und Fahrradgeschäft zu sprechen: „Die Flächen, mit denen man Geld verdienen kann, hat dann die Bahn“, kritisiert er. Der Stadtwerke-Tochter KmG bliebe lediglich das Fahrradparkhaus. „Sie trägt das Risiko. Schließlich ist die Frage: Wird es sich mal tragen?“

„Teileigentum bringt mehr Sicherheit für uns. Alle Parkplätze sollten in städtischer Hand sein“, stellt Jürgen Ruff (SPD) fest. „Aber die Betriebskosten könnten ein Knackpunkt werden. Im laufenden Betrieb könnte ein Minus entstehen“, befürchtet auch er, da die 450 kostenfreie Fahrradabstellplätze kein Geld brächten und es nur 310 kostenpflichtige vorgesehen seien. Und er fragt sich auch, ob es nicht zu viele kostenpflichtige Plätze seien. „Die Mehrheit will sicher kostenfrei ihre Räder abstellen“, mutmaßt Ruff.

„Wir hätten keine Einnahmen, müssten aber für Unterhalt und Sanierungskosten mit aufkommen“, gibt Achim Schächtle (FDP) zu bedenken. „Die Bahn hätte sämtliche Mietflächen, sogar den Fahrradladen mitsamt Lager, den wir von der Bahn mieten müssten. Die Aufteilung ist so nicht in Ordnung“, findet Schächtle und fasst zusammen: „Die Flächen kosten in Zukunft nur Geld.“

Eben diese Fragen werden die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses in der öffentlichen Sitzung am Dienstag, 7. Mai, um 17 Uhr im Ratssaal sicherlich dezidiert diskutieren, auch wenn jetzt erst eine Entscheidung über die Finanzierung von Entwurfs- und Genehmigungsplanung ansteht.