Konstanz und Eigeltingen – zwei Orte im Landkreis Konstanz, die wohl auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben. Das eine ist ein urbanes Zentrum, direkt am Bodensee. Das andere ist eine ländliche Gemeinde im Hegau mit knapp 4000 Einwohnern. Auf den zweiten Blick wird dieser Unterschied noch deutlicher. Denn in Eigeltingen wird wesentlich öfter das Auto genutzt als in Konstanz. In der Konzilstadt ist dagegen das Fahrrad eines der beliebtesten Fortbewegungsmittel.

Quelle: Steinbeis Kompetenzzentrum, Mobilitätsbefragung des Landkreises Konstanz 2024.
Quelle: Steinbeis Kompetenzzentrum, Mobilitätsbefragung des Landkreises Konstanz 2024. | Bild: Steller, Jessica

Woher dieses Wissen stammt? Es stammt aus einer Reihe mühevoll zusammengetragener Daten des Steinbeis Kompetenzzentrums Konstanz. Das Forschungsinstitut, welches an der Universität Konstanz angesiedelt ist, hat im Auftrag des Landkreises Konstanz das Mobilitätsverhalten seiner Bevölkerung untersuchen lassen. Die Ergebnisse wurden nun auf über 1000 Seiten veröffentlicht.

Maximilian Fischer ist der Herr der Grafiken, welche die gesammelten Umfrageergebnisse veranschaulichen. Der Leiter der Steinbeis-Studie erklärt: „Wir haben datengetrieben Potenziale sichtbar gemacht.“

Quelle: Steinbeis Kompetenzzentrum, Mobilitätsbefragung des Landkreises Konstanz 2024.
Quelle: Steinbeis Kompetenzzentrum, Mobilitätsbefragung des Landkreises Konstanz 2024. | Bild: Steller, Jessica

Was heißt das? Es soll heißen, dass die Studie zunächst den Ist-Zustand im Landkreis darstellen möchte, um im nächsten Schritt strategische Lösungsansätze aufzuzeigen. Aber, das betont der Datenanalyst: „Es ist nicht das Ziel der Studie, konkrete Einzelbaumaßnahmen vorzuschlagen.“ Das sei die Aufgabe der politischen Entscheidungsträger.

Gute Straßen, aber ein mieser Zugfernverkehr

Eigentlich sind die befragten Einwohner des Landkreises relativ zufrieden mit ihrer Situation. „Sie ist weder besonders gut, noch besonders schlecht. Es ist ein guter Mittelwert“, sagt Maximilian Fischer bei der Präsentation. Der öffentliche Nahverkehr sei besser ausgebaut worden – genauso wie das Radwegenetz. Auch die Straßen und Fußwege geben wenig Grund zum Schimpfen. Die B33, auf der zurzeit zwischen Allensbach-Mitte und Hegne gebaut wird, taucht selten in den Befragungen als Ärgernis auf.

Quelle: Steinbeis Kompetenzzentrum, Mobilitätsbefragung des Landkreises Konstanz 2024.
Quelle: Steinbeis Kompetenzzentrum, Mobilitätsbefragung des Landkreises Konstanz 2024. | Bild: Steller, Jessica

Allerdings fallen bei näherer Betrachtung doch ein paar Probleme auf. „Besonders häufig wurde zurückgemeldet, dass es getrennte Rad- und Fußwege geben sollte“, sagt Fischer. Ebenso negativ fällt auf, dass es wenige durchgängige und sichere Verbindungen für den Alltagsradverkehr gibt oder eine schlechte Anbindung beim Umstieg vom Individualverkehr (privates Auto oder Fahrrad) zum öffentlichen Verkehrsnetz. Ein Beispiel ist, dass es an der Bahnstation in Petershausen keine Busstation gibt.

Quelle: Steinbeis Kompetenzzentrum, Mobilitätsbefragung des Landkreises Konstanz 2024.
Quelle: Steinbeis Kompetenzzentrum, Mobilitätsbefragung des Landkreises Konstanz 2024. | Bild: Steller, Jessica

„Obwohl der ÖPNV in den letzten Jahren ausgebaut wurde, bestehen weiterhin erhebliche Defizite in der Erreichbarkeit und Kapazität, insbesondere in den ländlicher geprägten Teilen des Landkreises“, heißt es in der Studie. Die knappe Zusammenfassung: Je ländlicher ein Gebiet geprägt ist, desto weniger gut ist es an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Und desto öfter nutzen die Menschen vor Ort ein privates Auto und verursachen somit Staus zu Stoßzeiten, zum Beispiel auf der B33.

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Ein Vorschlag, wie der ländliche Bereich besser angeschlossen werden könnte: mehr Ruftaxis. „Dieses Angebot gibt es dort ohnehin schon und wird genutzt. Wenn man dieses ausbauen würde, auch in Hinblick auf Erreichbarkeit, könnte man mehr Menschen zum Umstieg bewegen“, ist sich Maximilian Fischer sicher. Eine Takterhöhung in den Gebieten würde nicht den gewünschten Effekt bringen.

Konstanzer fühlen sich beim Fernverkehr abgehängt

Am schlechtesten schneiden im Landkreis Konstanz aber die Fernzugverbindungen wie zum Beispiel die Gäubahn ab. „Vor allem Konstanz fühlt sich bei den Fernzugverbindungen abgeschnitten“, sagt Maximilian Fischer. Die nächste Sperrung ist übrigens hier zwischen dem 20. Juni und 25. Juli vorgesehen.

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Was ebenfalls ein Ergebnis der Studie ist: Überproportional häufig fallen Züge wegen Unwettern aus. Im Juli und im Dezember 2023 konnten die Züge mehrere Tage wegen Baumschäden an den Gleisen nicht fahren. „Unwetter, Streiks und Eingleisigkeit sind die häufigsten Ursachen für Zugverspätungen oder Ausfälle“, sagt der Studienleiter. Hier liege die Lösung eigentlich auf der Hand: eine bessere Vegetationspflege durch die Deutsche Bahn und der Ausbau des Schienennetzes.

Nicht alle Region im Landkreis Konstanz sind gleich gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. In den markierten Bereichen gibt ...
Nicht alle Region im Landkreis Konstanz sind gleich gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. In den markierten Bereichen gibt es Probleme. | Bild: Kerstin Steinert

Die Ergebnisse sollen jetzt dazu dienen, den Nahverkehrsplan des Landkreises Konstanz zu optimieren. Das sagt auch Landrat Zeno Danner. Der Nahverkehrsplan sieht vor, dass gezielt der ÖPNV ausgebaut wird. Unter anderem ist geplant, die Taktfrequenzen zu erhöhen, die Einführung von Schnellbuslinien und die
Optimierung der Linienführung.