In einer unscheinbaren Ledermappe liegt das Goldene Buch der Stadt Konstanz, wenn es gebraucht wird. Ansonsten lagert das Dokument, dass auch die Geschichte der Stadt erzählt, sicher verschlossen im Rathaus. Hervorgeholt wird es immer dann, wenn sich wichtige oder berühmte Gäste darin eintragen. Zuletzt war das die Düsseldorfer Rockband Die Toten Hosen.

Neben den Musikern stehen darin die Unterschriften von Politikern, Menschen aus den Bereichen Kultur, Religion und Sport, und auch die ein oder andere Unterschrift des Adels ist zu finden. Der SÜDKURIER hat nachgeschaut, wer bereits unterschrieben hat – und warum einzelne Seiten frei bleiben sowie manche Unterschriften fehlen.
Für ihr Konzert im Bodenseestadion waren Die Toten Hosen bereits zum siebten Mal in der Konzilstadt. Bei dieser Gelegenheit durften die Rockmusiker sich im Goldenen Buch der Stadt verewigen. Das Besondere: Die Noten auf der Seite sind ein Gitarrenriff aus einem Lied der „Hosen“. Für die Musiker wurde das Buch sogar eigens in den Backstage-Bereich gebracht. „Ist uns eine Ehre“, schrieb die Band zusätzlich.
Die vorherigen Einträge machen deutlich, wie viele Veranstaltungen durch die Corona-Pandemie ausfallen oder verschoben werden mussten. Denn seit dem Beginn der Pandemie wurden nur drei Einträge vorgenommen: Acep Somantri, der Generalkonsul der Republik Indonesien, der Eintrag zur 60-jährigen Städtepartnerschaft mit Fontainebleau und der Antrittsbesuch des Bürgermeisters der Partnerstadt Tabor, Štěpán Pavlik.
Mehrere Beiträge aus Politik und Kultur
Politiker aus dem In- und Ausland stehen Seite an Seite im Goldenen Buch der Stadt Konstanz. Bürgermeister von Partnerstädten, Besuche von Konsulen und ehemalige Bundeskanzler und Bundespräsidenten finden sich hier wieder. Besonders häufig sieht man die Unterschrift von regionalen Politikern, wie etwa den jeweiligen Ministerpräsidenten der Zeit. Die wohl größten Namen aus der Politik, die sich im Goldenen Buch finden lassen, sind Willy Brandt und Helmut Kohl.

Die Toten Hosen sind nicht die erste Rockband, die sich auf dem Papier verewigt. So wird am 5. Juli 2007 der Kölner Rockband BAP diese Ehre ebenfalls zuteil. Anlass war damals das Konzert der Band um Frontmann Wolfgang Niedecken beim Zeltfestival.

Andere Einträge in der Chronik wirken dagegen in der heutigen Zeit anlässlich des Ukraine-Krieges beinahe zynisch: Die beiden Theaterkünstler Jewgeni Grischkowez aus Russland und Vladislaw Troitsky aus der Ukraine trugen sich im April 2009 in das Buch ein. Anlass war das vom Konstanzer Stadttheater veranstaltete Festival der Neuen Russischen Dramatik, wo unter dem Motto „Die Russen kommen“ russische Ensembles, Regisseure und Autoren zu Gast waren.

Sportler mit Höchstleistungen
Auch aus dem Bereich Sport finden sich verschiedene Vertreter. So zum Beispiel Alina Rosenberg, die sich am 17. November 2016 dort verewigte. Bei den Paralympics in Rio de Janeiro gewann sie die Silbermedaille mit dem deutschen Reitdressur-Team. Außerdem erreichte die in Konstanz geborene Sportlerin in der Einzel-Kür den 4. Rang.

Derweil ist die Verbindung zwischen dem schwedischen Adel und Konstanz bereits bekannt. Das dürfte der Grund dafür sein, dass auch das Königshaus Konstanz mehr als einmal besuchte. Königin Silvia von Schweden hat seit 1998 drei Mal im Goldenen Buch der Stadt unterschrieben, König Carl XVI. Gustaf von Schweden zwei Mal: 1998 und 1999, zur Ehrenbürgerschaft von Lennart Graf Bernadotte. Im Mai 2009, zum Anlass des 100. Geburtstages des Grafen, waren Königin Silvia und Kronprinzessin Victoria von Schweden in der Konzilstadt und haben sich ebenfalls eingetragen.
Leere Seiten und fehlende Unterschriften
Beim Durchblättern fällt gelegentlich auf, dass einzelne Seiten nicht beschriftet sind. Der Grund dafür ist nicht, dass zu weit geblättert wurde, sondern ein alltägliches Problem. So kommt es vor, dass die Schrift der vorherigen Seite durchscheint. Wenn also bei normalen Einträgen die rechte Buchseite beschriftet wird, die linke aber leer bleibt, stellt das kein Problem dar. Sollen beide Seiten ausgefüllt werden, wird das Durchscheinen zum Problem.
Fehlende Unterschriften sind ebenso einfach zu erklären: Für die Gestaltung einer Seite ist eine Vorlaufzeit von mindestens zwei Wochen nötig. In dieser Zeit kann es vorkommen, dass einzelne Gäste wieder absagen, ihre Namen aber schon vorgemerkt sind.
Doppelseiten werden vor allem für Anlässe gestaltet, bei denen viele Personen kommen. Wenn neben der Unterschrift noch zusätzliche Anmerkungen geschrieben werden, kann der Platz selbst auf zwei Seiten knapp werden.