Bisher sind es 59 Unterzeichner. „Es werden aber immer mehr“, sagt Yvonne Frick, die zusammen mit ihrem Mann Waldemar und mit Taija Schmidt in Konstanz eine Elterninitiative gründete. Die Eltern möchten die neue Pooltest-Strategie an städtischen Kindertagesstätten und Schulen nicht hinnehmen. Die Initiative repräsentiert aber angesichts von rund 8000 Schülern und 2500 Kitakindern in Konstanz eine verschwindend geringe Anzahl an Familien. Rund 4000 dieser Schüler sind im impffähigen Alter.

In diesen Tagen werden an Grundschulen und weiterführenden Schulen der Stadt Konstanz PCR-Pooltests als neuer Standard eingeführt. Bei diesen auch Lollitests genannten Tests nehmen die Schüler einen Stab in den Mund und lutschen ihn 30 Sekunden lang. Maximal 15 dieser Wattestäbchen bilden eine Pool-Probe, die im Labor Brunner mittels PCR auf SARS-CoV-2 untersucht wird.

Ist der Besuch einer Teststation „für Familien illusorisch“?

Die Alternative für Eltern und Schüler, die nicht daran teilnehmen möchten, ist der Gang zu einer offiziellen Teststation dreimal pro Woche. „Für Familien ist das illusorisch“, so Yvonne Frick. „Außerdem müssen ab Januar auch Kinder für die Tests in den Stationen zahlen. Und ohne Test dürfen Schüler die Schule nicht betreten, Heimunterricht ist nicht mehr erlaubt. An Kitas sind die PCR-Pooltests für die Kinder bislang freiwillig.“

Yvonne Frick.
Yvonne Frick. | Bild: Oliver Hanser

Frank Schädler, Leiter des städtischen Amts für Bildung und Sport, ist davon überzeugt, die beste Lösung mit den Pool-Tests gefunden zu haben. „Unser übergeordnetes Ziel ist grundsätzlich der Schutz unserer Kinder“, sagt er. „Das Land gibt uns zwei Möglichkeiten: dreimal pro Woche den Antigen-Test im Testzentrum oder die Pool-Tests. Wir haben das Vorgehen mit den Schulleitern besprochen.“

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Bei einer Pressekonferenz führten Frank Schädler und der Leiter des Gesundheitsamts im Kreis Konstanz sowie ein Vertreter des auswertenden Labors Brunner aus: Mit der Pool-PCR-Methode würden Infektionen deutlich früher erkannt als mit den bisher benutzten Antigen-Schnelltests. Somit könnten Infektionsketten schneller durchbrochen werden. Außerdem seien die Lolli-PCR-Tests weitaus zuverlässiger. Die Antigen-Schnelltests dagegen zeigten häufig falsch positive Ergebnisse an.

Doch die Initiative kritisiert: „Aus unserer Sicht fühlen sich viele Eltern und Kinder genötigt, der fragwürdigen Poolteststrategie unter Druck und ohne eine realistische Wahloption zustimmen zu müssen“, schreiben sie. Dabei erwähnen sie nicht, dass es in Konstanz weiterhin zehn offizielle Corona-Teststationen gibt – eine umfassende Übersicht hat der SÜDKURIER erst vor wenigen Tagen veröffentlicht.

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Die PCR-Pooltests sind in den Augen der Eltern unangemessen. „Wir können nicht nachvollziehen, dass der Spielraum, den die Landesverordnung im Gesetzestext explizit vorsieht, vom Schulträger Stadt Konstanz nicht ausgeschöpft wird“, schreibt die Elterninitiative.

Kritiker meinen: Pool-Tests sind teuer, bringen nicht viel und bergen Risiken

Taija Schmidt erläutert ihre weiteren Kritikpunkte: „Unsere Vorbehalte der erheblich invasiven Pooltestung gegenüber reichen von einer nicht überzeugenden Risiko-, Nutzen- und Kostenabwägung bis zu Fragen zur Durchführungsverantwortung und datenschutzrechtlichen Bedenken bzw. der Frage, welches Interesse an den riesigen Datenpools bestehen könnte.“

Taija Schmidt.
Taija Schmidt. | Bild: Oliver Hanser.

Im Vergleich zu den Pooltests habe sich ihrer Meinung nach das häusliche Testen an den Grundschulen bewährt: Es sei nicht zu unbemerkten Infektionen gekommen, auch hielten sich Aufwand und Kosten für die Schulen bei häuslichen Testungen in Grenzen. Frank Schädler kontert: Der Datenschutz sei gesichert im Sinne der Europäischen Datenschutzverordnung.

Sie stellten gemeinsam die komplizierte Logistik für die Pool-Testung an Konstanzer Kitas und Schulen auf die Beine (von links): ...
Sie stellten gemeinsam die komplizierte Logistik für die Pool-Testung an Konstanzer Kitas und Schulen auf die Beine (von links): Bürgermeister Andreas Osner, Hannes Winterer vom Gesundheitsamt Landkreis Konstanz, Johannes Zander vom Labor Dr. Brunner, Schulamtsleiter Frank Schädler, Joachim Krieg vom Sozial- und Jugendamt, Rektoren Frank Raddatz und Patrick Hartleitner mit Lolli-Tests. | Bild: Kirsten Astor

Am Montag, 25. Oktober, 16 Uhr, übergeben die Eltern ihre Forderungen an Frank Schädler. In ihrem Schreiben steht unter anderem: „Wir fordern von den Amtsinhabern unserer Stadt, die sich offiziell Bürgerbeteiligung, Förderung von Pluralität und Antidiskriminierung groß auf die Fahnen schreiben, dass sie dies auch in solchen Entscheidungen leben. Dies würde konkret bedeuten, dass den Familien, die nach reiflicher Abwägung eine Teilnahme an der Pooltestung nicht verantworten können, weiterhin die realistische Wahlmöglichkeit eingeräumt wird, ihre Kinder per Antigentest zu Hause zu testen.“

Manche Argumente der Initiative sind auch aus der Querdenker-Szene zu hören

Die Elterninitiative findet weitere Argumente, wie sie auch aus der Querdenker-Szene zu hören sind: Es liege eventuell eine gesundheitliche Gefährdung der Kinder durch die chemisch desinfizierten Stäbchen vor. Die Initiatoren befürchten, dass bei Stäbchen gewisser Herkunft Ethylenoxid verwendet wurde. „Es kann uns niemand garantieren, dass beim Lutschen davon nichts in den Mund gerät“, so Waldemar Frick, der im Kantonsspital St. Gallen als Intensivpfleger arbeitet.

Frank Schädler.
Frank Schädler.

Frank Schädler sieht hier kein Problem: „Die Stäbchen sind EU-zertifiziert und unbedenklich.“ Das Labor Brunner stelle außerdem sicher, dass das zuständige Schulpersonal medizinisch geschult sei. „Also ist auch von dieser Seite alles abgedeckt.“ Er habe zwar Verständnis, dass die Eltern irgendwann einmal ihre Ruhe haben wollen, „doch wir können versichern, dass wir nach Abwägung sämtlicher Argumente aus unserem Blickwinkel das beste Verfahren einsetzen.“