Die Grenze ist seit gestern wieder ohne Quarantäne-Verpflichtung problemlos in beide Richtungen zu überqueren. Die vielen Autos, die heute über die Grenze strömten, hatten vornehmlich ein Ziel: Supermärkte und Discounter in der Stadt Konstanz, ebenso Schnellrestaurants.

Die Parkplätze vor den Lebensmittelgeschäften waren schon am Morgen belegt. Aus den Verkaufsräumen wurden schnell Bilder über Soziale Medien verbreitet, die unzählige Menschen zum Teil Schulter an Schulter vor den Regalen mit Obst, Nudeln oder Süßigkeiten zeigten.

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Im Konstanzer Einzelhandel sorgen solche Bilder für schlechte Stimmung – auch wenn ab Samstag die Maßnahmen gelockert und wieder Kunden im Laden begrüßt werden dürfen. „Wir zum Beispiel dürfen maximal drei Kunden hineinlassen“, sagt Andy Böhm von Böhm Sport.

Andy Böhm (rechts) und sein Sohn im unteren Verkaufsraum ihres Geschäftes. Pro Verkäufer darf ein Kunde hinein – ansonsten wäre ...
Andy Böhm (rechts) und sein Sohn im unteren Verkaufsraum ihres Geschäftes. Pro Verkäufer darf ein Kunde hinein – ansonsten wäre die Grenze überschritten. | Bild: Schuler, Andreas

„Aber ein Lebensmittelladen lässt zehnmal so viele rein. Das verstehe ich einfach nicht. Das ist unmöglich und nicht fair.“ Zusammen mit seinem Sohn Kevin führt er seit vielen Jahren das Sportgeschäft. „Wir halten uns ja an die Regeln. Schön wäre es, wenn die aber für alle gelten würden.“

Unternehmer: „Die dürfen machen, was sie wollen“

Was ihn außerdem rückblickend maßlos stört: „Wir durften monatelang unsere Sportartikel nicht verkaufen. Doch die Lebensmittelläden schon. Damit wurde sogar gezielt Werbung gemacht. Das ist doch verrückt, dass dabei alle zuschauen.“ Er kommt zu dem Schluss: „Bei uns sind alle abhängig von den großen Lebensmittelketten. Die dürfen machen, was sie wollen. Da hängt so viel Werbung dran, dass sich niemand von der Politik traut, etwas zu sagen.“

Einzelhändler wie er durften monatelang ihre Produkte nicht verkaufen, während der Discounter ums Ecke genau dies machen durfte – nur weil er auch und vornehmlich Lebensmittel verkauft. „Wo ist das die Logik?“, fragt er und gibt sich selbst die Antwort: „Da gibt es keine Logik. Da stimmt etwas nicht im System und mit unserer Politik.“

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Oberbürgermeister Uli Burchardt appellierte am Freitagnachmittag in seiner Video-Botschaft an die Bürger der Stadt, sich trotz aller Öffnungen an die Regeln zu halten: „Wer in in die Innenstadt kommen möchte, sollte sich bitte testen lassen“, sagte er. „Man sieht, dass Leben zurückkehrt in die Stadt.“

Leider habe sich die Situation ergeben, dass der Landkreis Konstanz mit seinen niedrigen Zahlen derzeit wie eine Insel sei, „denn die angrenzenden Landkreise haben höhere Zahlen und daher strengere Regeln. Daher gilt auch, wenn es bei uns so bleiben soll: Treffen nur mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten, bitte nur mit Test und Nachverfolgungen in Gastronomie oder Einzelhandel und bitte die Luca- und Corona-App nutzen.“ Hygieneregeln sowie Abstand und Masken seien sowieso obligatorisch.

Kaufland: „Wenn möglich alleine einkaufen gehen“

Das Kaufland in der Carl-Benz-Straße erinnerte bereits am Morgen an die Zeiten vor Corona – Hygieneregeln existierten zwar, wurden aber nur marginal umgesetzt. Die Pressestelle des Unternehmens schrieb auf SÜDKURIER-Anfrage: „In allen Bundesländern stehen wir mit den zuständigen Behörden in Kontakt und setzen alles daran, behördlich auferlegte Zugangsreglementierungen zeitnah und pragmatisch umzusetzen.“

Über die Zustände in der Konstanzer Filiale äußert sich die Presseabteilung folgendermaßen: „Zur Umsetzung der aktuellen Beschränkung begrenzen wir in unserer Filiale in Konstanz, Carl-Benz-Straße, aktuell die Einkaufswagen auf eine entsprechende Zahl und bitten jeden Kunden, einen Einkaufswagen zu nutzen.“

Das Unternehmen appelliere an seine Kunden, „wenn möglich alleine einkaufen zu gehen sowie die gesamte Dauer unserer Öffnungszeiten zu nutzen und insbesondere montags, dienstags und mittwochs einkaufen zu gehen“.

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