Freie Gänge, die Treppe, die zu den Klassenräumen führt: sauber und menschenleer. Von aufgeregtem Schulalltag ist man in der Gemeinschaftsschule Gebhard noch weit entfernt. In den Fluren regieren Stille und Vorsicht.

Klebebänder machen auf Abstände von 1,50 Meter aufmerksam.
Klebebänder machen auf Abstände von 1,50 Meter aufmerksam. | Bild: Wagner, Claudia

Die Ruhe aber täuscht. In einem der Klassenzimmer, die in Betrieb sind, hat die zehnte Klasse Mathe-Unterricht bei Jan Schneider. Die Schüler sitzen an Einzeltischen. Wer das Klassenzimmer verlässt, muss Mundschutz tragen.

Die Schüler der zehnten Klasse in der GMS sitzen nach Corona-Regeln im Klassenzimmer – zur Sicherheit auf Distanz.
Die Schüler der zehnten Klasse in der GMS sitzen nach Corona-Regeln im Klassenzimmer – zur Sicherheit auf Distanz. | Bild: Wagner, Claudia

Schüler sind froh, in der Schule zu sein

„Ich glaube, wir sind schon alle froh, wieder hier zu sein“, sagt Annika Christen, Schülerin der zehnten Klasse, und dürfte damit vielen aus dem Herzen sprechen. Die Zeit des Heimunterrichts sei machbar, aber schwierig gewesen. „Vor allem bei Themen, in denen man nicht so gut ist, wenn der Ansprechpartner nicht gleich erreichbar war“, sagt Christen. Bestimmte Fächer seien deutlich leichter in Eigenarbeit zu erarbeiten als andere, da sind sich die Schüler einig. „In Mathe war es schwer, ins Lernen reinzukommen und sich die Themen selbst zu erarbeiten“, sagt die 15-jährige Letizia Lozito.

So ist Schule zu Corona-Zeiten organisiert

Was so elegant wirkt – Pfeile und Abstandshalter auf den Treppen und Gängen – ist auch das Ergebnis einer intensiven Vorbereitung. Konrektorin Charlotte Dresen gibt Einblick in die Organisation: Unterrichtet werden die Abschlussklassen, an der Gemeinschaftsschule die neunten, zehnten und zwölften Klassen. Die zehnten Klassen hat man wiederum in jeweils zwei Gruppen eingeteilt, die voneinander getrennt in zwei Räumen unterrichtet werden – der Lehrer pendelt zwischen den Gruppen.

In der Oberstufe findet der meiste Unterricht vor Ort statt

„In der Oberstufe kann es anders laufen, die Kursgrößen sind überschaubar“, erläutert Dresen. Dafür werden hier mehr Fächer unterrichtet. Neben den Kernfächern Deutsch, Mathe, Englisch erhalten die Zwölftklässler auch Unterricht in ihren Leistungsfächern. „Sie haben also bereits wieder bis zu 21 Wochenstunden Unterricht„, sagt Dresen.

Wichtiges Detail: Mundschutzmasken für Schüler und Lehrer an der Gemeinschaftsschule
Wichtiges Detail: Mundschutzmasken für Schüler und Lehrer an der Gemeinschaftsschule | Bild: Wagner, Claudia

In Zeiten, in denen ein Virus den Alltag bestimmt, muss jede Organisation neu bedacht werden. Neben den Laufrichtungen, die durch Pfeile vorgegeben sind, gibt es Aufsichtspersonen, die darauf achten, dass die wenigen Schüler im Haus die Distanzregeln beachten. Die Pausen finden in den Klassenräumen statt. Bislang ist die Disziplin der Schüler groß.

Prüfungen machen mehr Angst als Corona

Die Zehntklässler haben im Moment jedenfalls mehr Respekt vor den Prüfungen als vor Covid-19. „Ein bisschen Angst habe ich jetzt vor der Prüfung bekommen“, sagt Letizia Lozito, „aber ich werde komplett durchlernen.“ Annika Christen ergänzt, dass die Angst, andere anzustecken, deutlich größer sei als jene vor der eigenen Erkrankung.

Auch an der Geschwister-Scholl-Schule ist viel an Logistik gefeilt worden. Dringend notwendig, denn die Schule hätte in Vollbesetzung etwa 1400 Schüler. Im Moment dürfen 400 zum Unterricht kommen. Die Schule hat sieben Eingänge, fünf davon sind in Betrieb, erläutert Schulleiter Thomas Adam. Die Eingänge sind markiert: einer fürs Gymnasium, daneben der Ausgang, ein anderer für die Realschule.

Georg Herrenknecht demonstriert eines der Gebote der Pandemie-Zeit: regelmäßig Desinfektionsmittel nutzen.
Georg Herrenknecht demonstriert eines der Gebote der Pandemie-Zeit: regelmäßig Desinfektionsmittel nutzen. | Bild: Wagner, Claudia

„Im Gebäude gilt das Gebot, rechts zu gehen, wie im Straßenverkehr“, erläutert Georg Herrenknecht, Abteilungsleiter Realschule und Sicherheitsbeauftragter. Vor jeder Toilette führt ein Lehrer Aufsicht und weist Schüler zum Warten an.

Refrendar Valentin von Witzleben ist beauftragt, die Disziplin bei den Distanzregeln zu überwachen. Auch jeder Toilettengang wird ...
Refrendar Valentin von Witzleben ist beauftragt, die Disziplin bei den Distanzregeln zu überwachen. Auch jeder Toilettengang wird sorgfältig protokolliert. | Bild: Wagner, Claudia

Eines ist überall gleich: Die Schüler haben sich auf die Schule gefreut. „Nach sieben Wochen ist es doch recht langweilig geworden“, bekennt Kevin Bart, Elftklässler an der GSS, „es ist schon seltsam, dass wir alle mit Maske herumlaufen“. Auch Marlena Böckmann ist froh, Unterricht zu haben: „Das hat wieder für Struktur gesorgt.“ Auch das Soziale spielt eine große Rolle: „Es ist schön, die Leute wiederzusehen.“

Auch an der Geschwister-Scholl-Schule herrscht am ersten Schultag große Disziplin, was die Einhaltung der Distanzregeln angeht, hier ...
Auch an der Geschwister-Scholl-Schule herrscht am ersten Schultag große Disziplin, was die Einhaltung der Distanzregeln angeht, hier eine elfte Klasse. | Bild: Wagner, Claudia
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Wie es weiter geht, wissen die Rektoren derzeit noch nicht. „Ich rechne mit allen Varianten“, sagt Elke Großkreutz, Leiterin der Gemeinschaftsschule. Der Druck der Eltern auf die Politik sei hoch und dieser werde an die Schulen weitergegeben. Thomas Adam wiederum ist sich sicher, dass die GSS räumlich an ihrer Kapazitätsgrenze ist. „Wesentlich mehr Menschen werden wir im Gebäude nicht unterbringen, wenn wir die Distanzregeln einhalten“. Zustimmung erhält er von Jürgen Kaz, Direktor am Humboldt-Gymnasium. Dort werden 240 von knapp 1000 Schülern unterrichtet. „Wir hoffen, dass wir mit dem jetzigen Konzept stabile Gesundheitsverhältnisse hinbekommen“, sagt er.

Die Zwangspause vom persönlichen Unterricht hat bewirkt, dass ein weiterer Berufsstand nun weiß, dass er systemrelevant ist. „Hier lernt man viel mehr als zu Hause“, bekennt der 17-jährige GSS-Schüler Philipp De Sluca. „Die Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler im Klassenzimmer ist viel einfacher.“ Vielleicht trägt diese Erkenntnis eine ganze Weile als Motivation für Schüler und Lehrer.