Besser als hier hätte es Rani, die zweijährige Bordercollie-Hündin, nicht treffen können. Denn Rani ist seit ihrer Geburt taub, nur haben die Menschen das erst viel später gemerkt. Sie war ein Geschenk der Kinder an Ulrike Gensle, die gemeinsam mit ihrem Mann Axel seit 21 Jahren den Gnadenhof in Wallhausen betreibt.
Kein besserer Ort für Rani
Birgit Niederhafner, die seit einigen Jahren dem Ehepaar unentgeltlich zur Hand geht, sieht das genauso: „Einen passenderen Ort für Rani hätte es nirgends gegeben!“ Ausgelassen tobt die Hündin auf dem großen Anwesen herum und freut sich, wenn ihr Spielgefährte – Niederhafners Terriermischling Johnny – dazukommt.

Überhaupt herrscht auf dem ehemaligen Bauernhof munteres Treiben. Katzen huschen umher, Ziegen laufen herum, Hasen kratzen im Stall, einzig die beiden Pferde scheinen es eher gemütlich anzugehen und schauen entspannt zu.
„Ich wollte schon immer gern einen Bauernhof, aber ich hatte Angst vor großen Tieren“, so Ulrike Gensle. „Im Gegensatz zu meinem Mann, der mit Tieren groß geworden ist, komme ich aus der Stadt. Ich war überhaupt kein Naturkind!“
Kaum ausgesprochen, muss sie selbst darüber lachen, wenn sie sich auf dem Hof umschaut. Bis zu 160 Tiere lebten hier anfangs gleichzeitig. Hühner, Gänse „und Schweine, die habe ich immer besonders gern gehabt“, erzählt die „Gnadenhofchefin“, wie die anderen sie liebevoll nennen. „Mit einer Sau bin ich sogar spazieren gegangen!“

Schuld daran, wenn man das überhaupt so formulieren darf, ist genau genommen ihre Tochter, die vor vielen Jahren zur Tierretterin wurde. „Sie war beim Konstanzer Weinfest mit einem Mann ins Gespräch gekommen, der unbedingt fünf Ziegen loswerden musste. Danach eröffnete sie mir, dass die Tiere, die sonst getötet worden wären, am nächsten Tag eintreffen“, erinnert sich Ulrike Gensle lebhaft an diesen besonderen Tag vor mehr als 20 Jahren.
Das Motiv für alles ist Tierliebe
„Meine Familie hat mir damals geholfen, denn die Ziegen mussten ja nicht nur irgendwo unterkommen, sondern auch gemolken werden. Und ja, wir haben dann sogar selbst Käse hergestellt“, erzählt Gensle. Damit war auch bei ihr die Tierliebe besiegelt – sie ist und bleibt das Motiv, das sie antreibt.
Über viele verschlungene Pfade und Kontakte zum Tierschutz kam sie dann mit ihrem Mann auf den jetzigen Gnadenhof, den sie seither gemeinsam mit ihm betreibt: „Viele Tiere kommen von Tierärzten zu uns, aber es gibt auch kuriose Begebenheiten. So wie die von dem Mann, der Ziegen beim Kartenspielen gewonnen hatte und dann einen Unterschlupf für sie brauchte“.
Der Klassiker sind natürlich Hasen, Meerschweinchen und Mäuse, die bei Familien aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr dazupassen.
„Ich kann ganz schlecht nein sagen, wenn es um Tiere geht“, sagt Ulrike Gensle – was dazu führt, dass immer wieder Tiere zu ihr gebracht werden. Davon kann mittlerweile auch Birgit Niederhafner ein Lied singen.
„Ich habe in Konstanz studiert, bin 2015 wieder hergezogen und in Wallhausen gelandet, gegenüber dem Hof“, erzählt sie. „Ich habe ihn sofort in mein Herz geschlossen und helfe so oft es geht aus.“ Außerdem trieb Niederhafner die Gründung des Gnadenhof-Vereins voran, „denn wir sind wirklich auf Spenden angewiesen!“
Alle Nutztiere, die auf dem Gnadenhof leben, seien angemeldet, betont Ulrike Gensle. „Wir bezahlen den Beitrag an die Tierseuchenkasse, die dann auch die verstorbenen Tiere abholt, was für uns jedes Mal aufs Neue ganz schlimm ist.“
Wie lange geht es noch weiter?
Apropos Ende: Angesprochen auf die Zukunft, will sich Gensle nicht konkret festlegen. „Wir wollen so lange auf dem Hof bleiben, bis alle Tiere verstorben sind“, sagt sie. Was wiederum, hört man Birgit Niederhafner einwerfen, schwierig werden könnte, da immer wieder neue Tiere dazukommen.
Und zwar sehr zur Freude von Emili Gieß und Alessia Monteleone. Die beiden Teenager verbringen jede freie Minute auf dem Hof, um zu helfen. „Ich mag große Pferde am liebsten, sie geben so viel zurück“, sagt Emili Gieß – und prompt wird das mit einem Wiehern ihrer Lieblinge quittiert.