Die Konstanzer Hundebesitzer schätzen Gaby Schenks Arbeit, deshalb hat sie, nach fünf Jahren, inzwischen 32 Hunde in Betreuung. An diesem Freitagmorgen sind es sieben, die hinter der Waldsiedlung mit Schenk und Mitarbeiterin Luise Sydow zwei Stunden lang draußen sind. Bis zu zehn Kilometer werden dabei gelaufen, aber nicht nur das. „Die Hunde werden bei uns gefordert mit Suchspielen, Gehorsams- und Sozialübungen“, sagt Schenk. Zudem müssen sie sich im Rudel zurechtfinden, „Menschen-und Hundesprache lernen“, wie Gaby Schenk es ausdrückt.
Danach seien die Hunde meist platt. Letzte Woche habe eine Hundebesitzerin geschrieben, sie sei um 15 Uhr nach Hause gekommen, da habe der Hund immer noch geschlafen. „Das ist für uns das größte Kompliment.“ Denn man könne einen Hund zwei Stunden neben dem Fahrrad herrennen lassen, „der ist nach einer Stunde wieder fit und will raus.“ Körper und Geist beanspruchen, darum gehe es. Und das ist Arbeit: Vertrauen aufbauen, die Hunde kennenlernen, ihr Sozialverhalten in der Gruppe beobachten, klare Anweisungen geben. Das brauche viel Zeit und Geduld. Und Interesse am Tier.
Jeder Hund hat ein individuelles Wesen
Auf der Wiese angekommen warten die Hunde geduldig, bis sie abgeleint werden, alle richten ihren Blick auf die beiden Hundeführerinnen. „Und los!“ Auf Kommando stürmen sie los. Da ist Larsson, ein 9 Jahre alter Viszla und Kunde Nummer Eins, seit sieben Jahren mit Schenk unterwegs. Oli, ein Schäfer-Viszla-Mix, fängt Streit mit Chabela, einem Malinois, an. Schenk zitiert beide her. Es gibt Ermahnungen, dann dürfen die beiden wieder los. Django legt dem Reporter einen Stock vor die Füße. Er soll werfen. Was er aber nicht tun soll. „Sonst fährt er zu sehr hoch und die Ressource Stock muss im Rudel verteidigt werden“, so Schenk. Schnell wird klar: Jedes Tier ist individuell – und will auch so behandelt werden.
Luise Sydow hat in Thüringen eine Ausbildung in der Landwirtschaft gemacht. Schweinemast war mit dabei. „Aber wenn man Tiere liebt…“, mehr gäbe es zu dem Thema nicht zu sagen. Und weil sie zu Hause einen schwierigen Hund hatte, ging sie zu einer sogenannten „Dogwalker“-Ausbildung ins hessische Babenhausen, wo sie Schenk traf, die „nach dreißig Jahren Umgang mit Hunden neuen Input, Austausch und so etwas wie eine Supervision“ wollte, wie sie selbst sagt. Und so kam Sydow 2020 mit nach Konstanz, machte ein Praktikum, und Schenk ging nicht mehr alleine Gassi. Ihre kleine Firma wuchs. Und Sydow sei „wunschlos glücklich“ in ihrem neuen Job.
Ilvy, ein Australian Shepard, hat sich mittlerweile in die Büsche verzogen, sitzt dort und beobachtet das Treiben auf der Wiese. Larsson hat angefangen zu buddeln und will nicht mehr aufhören. Er wird zurückgepfiffen – und gehorcht. Was mit Leckerlis belohnt wird.
Einst war sie das kleine Mädchen mit den lieben Hunden
Gaby Schenk ist in der Ortenau aufgewachsen, zu Hause gab es immer schon Hunde. „Die waren alle richtige Familienmitglieder, die aber dennoch Hunde blieben.“ Bald sei sie im Dorf „das kleine Mädchen mit den lieben Hunden“ gewesen, weil ihr auch die Nachbarn ihre Vierbeiner mitgaben. Nach Studium und Auslandaufenthalt sei sie nach Konstanz ins Paradies zurückgekehrt, habe auf die Annonce einer älteren Dame geantwortet, die jemanden für ihr Tier suchte. Der Startschuss für ihre eigene Firma.
„Irgendwann bin ich durchs Paradies gelaufen, habe die Hunde eingesammelt.“ Und dann ging es rüber ins Tägermoos. Für den Start ihres Unternehmens brauchte sie zunächst nur eines: „Ein Paar gute Outdoorschuhe.“ Inzwischen ist ein Auto dazu gekommen. Was jetzt noch fehlt: Ein kleines Büro im Paradies mit Parkplatz, weil aus ihrem Arbeitszimmer allmählich ein Kinderzimmer wird. Gaby Schenk ist nämlich letztes Jahr Mutter eines Sohnes geworden.
Beim Gassi gehen schaue Schenk immer darauf, dass es viel Platz gibt, viel freie Fläche. Dass es raus in die Natur geht. „Ich bin schon lange nicht mehr krank gewesen“, sagt Schenk. Frische Luft sei nicht nur für Hunde wohltuend. Eine Vormittags-und eine Nachmittagsrunde werden angeboten. Laufen bei Wind und Wetter. So wie an diesem Freitag, an dem es in Strömen gießt. Nach der Runde heißt es: trockenrubbeln, rein ins Auto, ab nach Hause, fressen, schlafen. So läuft es jeden Tag ab, wenn Gaby Schenk Gassi geht.