Auch früher schon macht Gregor Malkmus den Weihnachtsmann. Er setzt sich in entsprechender Montur aufs Motorrad, fährt durch die Stadt und verteilt Schokolade an Menschen, mit denen es das Leben nicht gut meint. „Schon immer gibt es bei mir den Wunsch, mich sozial einzubringen“, sagt der 36-Jährige, und diesmal will er die Sache größer aufziehen.

Seine 32-jährige Lebenspartnerin, mit der er seit sechs Jahren zusammen und seit einem Jahr verheiratet ist, unterstützt ihn: Gemeinsam verpassen sie ihrem 30 Jahren alten Suzuki Carry eine weihnachtliche Dekoration und funktionieren den Kleintransporter zur rollenden Suppenküche um. Mit im Gepäck befinden sich Kleider und Lebensmittel, die das Paar an Weihnachten in Obdachlosenheimen verteilen möchte.

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Ziel der ersten Tour am 23. Dezember ist die Unterkunft im Haidelmoosweg, am ersten Weihnachtsfeiertag wird das Obdachlosenheim in der Hafenstraße angefahren. Auch an Heiligabend sind die beiden unterwegs: Als Weihnachtsmann und Weihnachtsfee verteilen sie in Konstanz Infos über die Aktion, unter anderem mit dem Hinweis auf das Abschlusstreffen am zweiten Weihnachtsfeiertag bei der Dreifaltigkeitskirche. Von 16 bis 19 Uhr soll es hier noch einmal etwas zu essen und bei Bedarf etwas aus dem Kleidervorrat geben.

Aktion bewegt die Menschen

Vor allem aber geht es um die Seele. Die Menschen sollen Ansprache erhalten und das Gefühl, dass sie nicht alleine sind. Das Konzept geht auf. „Es ist dann doch länger gegangen als geplant und wurde richtig lustig und gemütlich“, berichtet Gregor Malkmus über das Treffen im Umfeld des Gotteshauses, was nicht zuletzt an der Aufmerksamkeit von Kirchgängern und dem ein oder anderen Passanten liegt. Offensichtlich ist das Ehepaar nicht allein mit dem Bedürfnis Gutes zu tun und sich sozial zu engagieren. Man will wissen, was da los ist, kommt ins Gespräch, hört einander zu.

Ein echter Hingucker: Die rollende Suppenküche von Claudia und Gregor Malkmus sorgt bei der weihnachtlichen Tour durch Konstanz allein ...
Ein echter Hingucker: Die rollende Suppenküche von Claudia und Gregor Malkmus sorgt bei der weihnachtlichen Tour durch Konstanz allein durch die Dekoration für Aufmerksamkeit. | Bild: Oliver Hanser

Eine Erfahrung, die Claudia und Gregor Malkmus an den vier Tagen machen, ist die Scheu der Obdachlosen. 100 Portionen Chili con Carne bereitet Claudia Malkmus für die Weihnachtsaktion vor, doch nur ein Drittel davon werden ausgegeben. „Ich denke, dass hinter der Zurückhaltung vor allem Scham steckt“, sagt Gregor Malkmus.

Die Bedürftigkeit der Obdachlosen steht für ihn dabei außer Frage, denn die Kleider und Lebensmittel werden ebenso dankend angenommen wie Sonderartikel wie etwa Masken zum Schutz vor einer Ansteckung mit Corona. Die Spenden füllen 14 Kartons und die Obdachlosen können sich in einem offenen Basar selbst aussuchen, was sie gerne hätten. Viel übrig geblieben ist nach Angaben des 36-Jährigen von der Ware nicht.

Alles in allem dürften er und seine Frau mit ihrer Initiative etwa 50 bis 60 von Obdachlosigkeit betroffene Menschen erreicht haben. Es handelt sich um Männer, Frauen, manchmal Kinder – und aus den Gesprächen zieht Gregor Malkmus die Erkenntnis, dass sie alle einerseits durch ein individuelles Schicksal in Not geraten sind und andererseits sich kaum jemand gefeit fühlen sollte, nicht ebenfalls in eine ähnliche Lage zu geraten. Aus den Gesprächen nimmt er außerdem die Überzeugung mit, dass der Ausweg aus der Obdachlosigkeit ein sehr schwieriges Unterfangen ist.

Eben deshalb soll die private Initiative keine einmalige Aktion bleiben. „Wir werden das definitiv wieder machen“, so Gregor Malkmus, wobei er sich durchaus eine vergleichbare Aktion an Ostern vorstellen kann. Allerdings will er künftig bei der Organisation für eine größere Effizienz sorgen. Dazu zählt er die Einbindung kirchlicher Einrichtungen wie etwa der Lutherkirche, die bereits über Kontakteinrichtungen für Obdachlose verfügen.

Ein Dank für die Unterstützung

Dass das Paar insgesamt auf eine breite Unterstützung in der Bevölkerung und von gesellschaftlichen beziehungsweise kirchlichen Einrichtungen setzen kann, gehört ebenfalls zu den Erfahrungen der fahrenden Suppenküche. Claudia und Gregor Malkmus haben die Aktionen an den Obdachlosenunterkünften zuvor mit der Stadtverwaltung abgesprochen, beim Sammeln von Spenden liefen sie beispielsweise bei einem Getränkemarkt und einem Großhändler offene Türen ein, hinzu kam eine große Spendenbereitschaft bei Freunden und Bekannten.

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Die Arbeitgeber des Paares waren ebenfalls mit von der Partie: Claudia Malkmus ist Köchin im Hegne-Kloster, durfte die dortige Großküche für die Zubereitung der Essensportionen nutzen und bekam Zutaten gratis dazu; und Gregor Malkmus wurde von der Spitalstiftung als seinem Arbeitgeber mit einigen Schutzmasken-Päckchen versorgt.