In Konstanz liefert die Zählstation an der Fahrradbrücke valide Zahlen, um auf den Fahrradverkehr in der Stadt zu schließen. Nachdem das Jahr mit deutlich mehr Zählungen begann als noch das Jahr 2019, fiel die Kurve ab dem 9. März bis zum 29. März dramatisch ab – von fast 7500 Radlern auf nur noch ungefähr 3000 täglich.

Zum Vergleich: Vergangenes Jahr hatten in der letzten Märzwoche noch ungefähr 9000 Radler täglich die Zählstelle passiert. Seit Jahresbeginn 2020 bis Dienstag, 2. Juni, verzeichnete die Zählstation 971.126 Fahrten, der Jahresdurchschnitt liegt bei 6306 am Tag.

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Walter Rügert, Pressesprecher der Stadt Konstanz, sieht den Grund für die gesunkenen Zahlen im Lockdown – also Homeoffice und geschlossenen Schulen und Hochschulen. Seit Beginn der Lockerungen, beziehungsweise seit dem 26. April, steigen die Zahlen wieder stark an.

Fahrrad durch Corona-Krise auf dem Siegeszug

Diese Entwicklung deckt sich mit dem Ergebnis einer Studie des Instituts GfK Marktforschung. Zwar hat die gesamte Mobilität um 30 Prozent abgenommen und der Bewegungsradius ist deutlich kleiner geworden.

Allerdings verbringen die Deutschen seit Beginn der Pandemie mehr als doppelt so viel Zeit auf dem Fahrrad. Die Zeit in Bus und Bahn hat insgesamt um 20 Prozent abgenommen und war zwischenzeitlich sogar noch deutlicher gesunken.

Unfallstatistik in Konstanz

Doch wie sieht es nun mit den Unfällen in Konstanz aus? Aus den Akten der Polizei Konstanz geht hervor, dass sich im Zeitraum März bis Ende Mai 2020 zehn Prozent mehr Unfälle mit Fahrrädern ereigneten als im Jahr davor. An 139 Unfällen im Konstanzer Vekehr waren 45 rad- und pedelecfahrende Personen beteiligt.

Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren an 206 Unfällen 41 Fahrrad- und Pedelecfahrer verwickelt. Das bedeutet also, dass sich zwar zehn Prozent mehr Unfälle mit Fahrrädern ereigneten, aber deutlich weniger Verkehrsunfälle insgesamt. Dies ist möglicherweise wiederum auf die gesunkene Mobilität der deutschen Bürger während der Corona-Krise zurückzuführen.

Am Bahnübergang auf der Petershauser Straße nach der Fahrradbrücke sammeln sich bei geschlossenen Schranken immer viele Radler.
Am Bahnübergang auf der Petershauser Straße nach der Fahrradbrücke sammeln sich bei geschlossenen Schranken immer viele Radler. | Bild: Timm Lechler

Ein weiteres Detail: Dass zwei Radfahrer miteinander kollidierten, passierte im vergangenen Jahr in lediglich zwei Fällen. Dieses Jahr sind hier bereits sechs Unfälle bekannt. Zusammenstöße zwischen Radfahrern und Autos kamen vergangenes Jahr 13 Mal vor, dieses Jahr lediglich fünf mal.

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Auch diese Fallzahlen der Polizei untermauern die Studie der GfK. Immer mehr Menschen ließen ihr Auto stehen und stiegen auf das Fahrrad. Bus und Bahn wurden weniger genutzt. Daher könnten die höheren Zahlen von Unfällen rühren, in die Drahtesel verwickelt waren.

Die Unfallursachen

Sandra Kratzer von der Polizei Konstanz sagt: „Ein Großteil der Unfälle ist sicherlich auf Unaufmerksamkeit, also Blick aufs Smartphone, Musik über Kopfhörer oder ähnliches zurückzuführen. Auf dem zweiten Platz der häufigsten Unfallursachen befindet sich die zu hohe Geschwindigkeit.“

Das sagen Radladenbesitzer

Luciano Rosetti, Inhaber von „Rocco der Fahrradladen“, der direkt an der Fahrradstraße liegt, sieht vor der Tür nicht mehr Unfälle als sonst. Es gebe auch keinen nennenswerten Anstieg an Reparaturen nach Unfällen.

Ein Mitarbeiter von Rosetti sagt aber: „Trotzdem wird das Verhältnis zwischen Auto- und Fahrradfahrern immer schlimmer. Die Menschen provozieren sich gegenseitig, anstatt ihren Menschenverstand zu benutzen.“ Wenn sie dies täten, käme es sicherlich auch zu weniger Unfällen.

Die Fahrradstraße ist in Konstanz stark befahren. Immer wieder kommt es hier zu Auseinandersetzungen zwischen Fahrrad- und Autofahrern.
Die Fahrradstraße ist in Konstanz stark befahren. Immer wieder kommt es hier zu Auseinandersetzungen zwischen Fahrrad- und Autofahrern. | Bild: Timm Lechler

Martin Elbs von Radsport Radial kann ebenfalls nicht bestätigen, dass es mehr Unfallschäden zu reparieren gebe. Er sagt: „Wahrscheinlich wird es jetzt bei dem Regen und den schmierigen Pollen auf der Straße aber mehr werden.“