Lukas Ondreka und Franziska Reichel

Das Laugelegumper

Bild 1: Blätz, Frichtle, Seegeist: Der Narr im Häs macht die Konstanzer Fasnacht zu etwas Besonderem. Aber wer steckt hinter der Maske?
Bild: Lukas Ondreka

1954 traten die Laugelegumper mit ihren Larven und Fischen das erste Mal in Konstanz in Erscheinung. Das die Zunft lebendig ist, beweist die kleine Gumperin Philippa Gruben. Wenn man es genau nimmt: Philippa-Erna-Klara. Gleich drei Vornamen trägt die 10-Jährige, die für uns die Maske lüftet.

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Bild: Lukas Ondreka

Wie so vielen gebürtigen Konstanzern ist ihr die Fasnacht in die Wiege gelegt, sie ist die Tochter der Obergumperin. „Fasnacht ist für mich tanzen, singen und Freude haben“, sagt die Schülerin.

Der Blätzlebueb

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Die unverkennbare Blätzfigur ist eine traditionsreichsten der Konstanzer Fasnacht. Das Häs trägt Ulrich Topka, der Kulturbeauftragte und Brauchtumsexperte der Blätzlebuebe-Zunft. Der 61-Jährige erforscht die Fasnacht und verwandte Maskenbräuche in aller Welt.

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Der studierte Informatiker trat im Jahr 1982 den Blätzlebueben bei, nach mehr als 10 Jahren im Narrenrat wurde er 2019 zum Ehrenrat ernannt. „Fasnacht ist Vertrautheit und Heimat“, sagt Ulrich Topka. Für Ulrich Topka ist die Fasnacht mehr als eine große Party, auch die Traditionen müssten hochgehalten werden.

Der Moorschrat

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Der Moorgeist mit seinem Binsenwedel ist ein Wahrzeichen der Fasnacht in Dettingen-Wallhausen. Hinter der handgeschnitzten Holzmaske steckt Marina Lehmann. „In der Narrenzunft Moorschrat bin ich, seit ich denken kann“, sagt sie.

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Marina Lehmann ist an einem Fasnachtsdienstag in eine närrische Familie in Dettingen geboren, seither ist sie im Häs der Zunft, dem Schrat, unterwegs. „Das Schöne an der Fasnacht, vor allem in Konstanz, ist die große Vielfalt – die Straßenfasnacht und die Saalfasnacht, die unzähligen Gruppen“, sagt Marina Lehmann.

Der Seewolf

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Der Seewolf ist ein Fabelwesen, halb Wolf halb Fisch. Mit seinen 12 Schellen macht der Seewolf Radau, der Fuchsschwanz dient zum Strählen. Hinter der Maske steckt Aljoscha Bronner. Der 20-Jährige nennt sich selbst ein „Fasnachtskind“, sein Vater ist der Gründer der Konstanzer Seewölfe.

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Auch wenn er in einer närrischen Familie aufgewachsen ist, für Aljoscha Bronner ist die Fasnacht mehr Freiheit als Verpflichtung. „Trotz Tradition kann jeder Neues ausprobieren“, sagt der junge Mann, der gerade ein FSJ beim Kulturamt der Stadt macht.

Der Seegeist

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Der Seegeist verdeckt sein Gesicht unter einer handgeschnitzten Lindenholzmaske. Hinter dem faltigen Seegeistergesicht verbirgt sich Claudia Dannecker, die Präsidentin der Seegeister-Zunft. Für sie ist Fasnacht „Ausnahmezustand“ im besten Sinne des Wortes.

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„Wenn ich als Kind am Schmutzigen die ersten Fanfaren hörte, hielt mich nichts mehr zu Hause, dann musste ich auf die Gasse“, erinnert sich Claudia Dannecker. Im Jahr 1999 trat sie der Zunft bei. Für Claudia Dannecker ist es wichtig, dass die Kinder früh an die Fasnacht herangeführt werden, damit die Tradition lebendig bleibt. „Immer mehr Regeln helfen da nicht, die Fasnacht ist oft schon eine toternste Sache.“

Die Münsterhexe

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Sie strählen, binden Schuhbändel zusammen und „entführen“ andere Mäschgerle: die Münsterhexen. Unter der Hexen-Maske aus Pappmaché verbirgt sich Thomas Hess. Außerhalb der Fasnacht ist er Projektmanager bei der Credit Suisse Bank. Während der Fasnacht ist der 57-Jährige aus Konstanz eine Hexe.

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Als Teil der katholischen Jugend der Münsterpfarrei kam er 1974 zu den Hexen. Für Thomas Hess ist Fasnacht Zusammensein und Fröhlichsein. „Konstanz ohne Fasnacht kann ich mir nicht vorstellen.“ Viele Sicherheitsvorschriften würden das Fasnachtsvergnügen für ihn etwas trüben, sagt der Projektleiter. „Aber es ist toll, dass sich immer wieder neue Gruppen finden, welche mit viel Aufwand und Ehrgeiz ihren Beitrag zu einer gelungenen Fasnacht leisten.“

Die Wüeschte

Bild 13: Blätz, Frichtle, Seegeist: Der Narr im Häs macht die Konstanzer Fasnacht zu etwas Besonderem. Aber wer steckt hinter der Maske?
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Die Wüeschte Sierche mit ihren schaurigen Masken und buten Kostümen sind über Konstanz hinaus bekannt. Unter dem handgefertigten Unikat steckt Nicole Bauer. Die 48-Jährige arbeitet im Klinikum Konstanz in der Patientenaufnahme, durch Familie und Freunde kam sie zu den Sierchern.

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Seit 20 Jahren ist sie mittlerweile in der Zunft aktiv, heute als Kassiererin. Nicole Bauer liebt die Fasnacht. Was ihr Sorgen macht, sind die vielen Auflagen: „Die Vereine müssen immer mehr Kosten stemmen und die Bürokratie nehme zunehmen Zeit in Anspruch“, sagt die gebürtige Konstanzerin.

Der wilde Farren

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Farren, das ist ein alter Begriff für Zuchtstiere. Nicht verwunderlich, dass die Mäschgerle der Wilden Farren eine Maske tragen, die wie ein Stierkopf anmutet. Unter der Pappmaske mit teuflischen Zügen steckt in diesem Fall ein junger Bursche, Elia Bronner. Der 12-Jährige ist der Sohn vom Farren-Chef.

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Der junge Konstanzer liebt Rollerfahren und Judo, aber ganz besonders mag er die Fasnacht. Noch hat er keine gewichtige Rolle in der Zunft wie der Papa. Fasnacht ist für ihn einfach Lustigsein, erklärt Elia Bronner. „Ich kann michverkleiden, das macht mir Spaß.“

Der Hansele

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Eine aus Eschenholz geschnitzte Pritsche, ein geflochtener Weidenkorb und Holzmaske sind Erkennungszeichen der Hästräger der Alt-Konstanzer Hansele. Als Hansele andere Bürger verulken, das ist die Leidenschaft von Claudia. „Seit vielen Jahren schnurre und strähle ich durch die Konstanzer Gassen“, sagt die zweite Vorsitzende der Zunft.

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Beim Schnurren und Strählen veräppelt der Narr im Schutze der Anonymität einen Mitbürger. Weil jedes Hansele-Häs ein Unikat ist und Claudia fürchtet, man könnte sie identifizieren, bleibt die Närrin für das Foto unter Sonnenbrille und Perücke. „Die Konstanzer Fasnacht ist für mich eine Tradition, die ich mit viel Herzblut lebe, die Generationen verbindet und niemals untergehen darf“, sagt sie.

Der Troll

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Mit Wuschelkopf, langer Nase und einem Grinsen im Gesicht, so ziehen die Trolle durch die Gassen. Die Maske aus grob geschnitzten Lindenholz trägt der Konstanzer Stefan Stojic. Der 50-Jährige ist Bauzeichner und hat die Zunft mit Freunden ins Leben gerufen.

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Der Obertroll liebt vor allem die Vereinskultur, „Trollfamilie“ nennt er das. Für die Fasnacht nimmt sich der bekennende Borussia-Dortmund-Fan extra Urlaub. „Spaß auf der Gasse, Pflege des Brauchtums und schöne Momente mit Gleichgesinnten – das macht für mich die Fasnacht aus“, sagt Stefan Stojic.

Das Frichtle

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Mit schelmischem Lächeln schmeißt sich das Frichtle während der Fasnacht in Pose. Matze heißt das Ober-Frichtle der Zunft, in dem Häs steckt Marina Frey, die 2009 die Geschicke der beinahe 70 Jahre alten Vereinigung in die Hand nahm.

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Die Grundschullehrerin genießt vor allem die Straßenfasnacht. In den vergangenen Jahren habe sich die Fasnacht stark verändert, es werde mehr gefeiert und weniger geschnurrt, sagt die 43-Jährige. Trotzdem sei die Tradition weiter lebendig: „Es ist toll, dass es so viele verschiedene Zünfte gibt und dass immer wieder neue erfunden werden.“

Der Schneeschreck

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Mit der Rätsche machen sie Lärm und mit dem Pferdehaar-Wedel fuchteln sie den Leuten im Gesicht herum: Das sind die Schneckenbürgler Schneeschrecke. Für Franca Lovisi kam nie eine andere Zunft in Betracht, schon die Eltern waren furchteinflößende Schneeschrecke.

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2014 wird Franca Lovisi Schneeschreck, zusammen mit ihren beiden Kindern. Fasnachterin war sie aber schon immer: „Ich bin schon seit ich denken kann närrisch“, sagt die gebürtige Konstanzerin. Die 44-Jährige ist Verwaltungsangestellte an der Universität Konstanz. Franca Lovisi sagt, sie wolle ihren Teil dazu beitragen, dass die Konstanzer Fasnacht lebendig bleibt.

Die Riedhexe

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Zur Fasnacht treiben die Wollmatinger Riedhexen in Konstanz ihr Unwesen. Wenn sie nicht als Hexe durch die Konstanzer Gassen zieht, arbeitet Marion Beck bei der Staatsanwaltschaft als Vollstreckungsbeamtin.

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Für die 46-Jährige Konstanzerin ist die Fasnacht von Kindesbein an ein wichtiger Teil ihres Lebens. Vor 17 Jahren tritt sie den Wollmatinger Riedhexen bei. „Mir war immer sehr wichtig, das Brauchtum zu pflegen“, sagt die zweifache Mutter. „Die Fasnacht ist so viel mehr als sich eine Tarnkappe aufziehen und Saufen.“