Diese Konstellation hätte man sich nicht besser vorstellen können: Der Engländer Peter Hoad kommt zum ersten Mal nach Konstanz und dann auch noch zur Fasnacht. Und wo wohnt der Mann aus Brighton, der auf Malta wohnt? Bei Kurtle Köberlin in Allmannsdorf. Kein Zufall, denn seine Lebensgefährtin heißt Steffie Köberlin, die Tochter des großen Konstanzer Fasnachters Kurtle. Wo, wenn nicht beim Meister persönlich, lernt man die närrischen Gepflogenheiten im Land der großen Liebe am besten kennen?
„Das kenne ich aus England nicht“
„Das ist fantastisch“, sagt Peter Hoad. „Das kenne ich aus England oder Malta nicht, auch wenn es auf Malta Karneval gibt.“ Das aber sei nicht zu vergleichen mit dem, was hier am Bodensee abgeht. „Ich habe unsere Malteser schon gut vorbereitet“, berichtet Kurtle Köberlin laut lachend. Der große Mann der Fasnacht bringt mit großer Freude auch seiner Konstanzer Enkelin Lena die wunderbare Tradition der fünften Jahreszeit bei. Sie tritt bereits auf der Bühne der Quaker auf – sehr zur Freude der Großeltern. Die Malteser Fraktion der Familie reist am kommenden Mittwoch, pünktlich zum Ende der Fasnacht, weiter nach England, bevor es nach einer weiteren Woche zurückgeht nach Malta.

Der Mann von der Insel und seine Lebensgefährtin vom Bodensee waren erstmals seit der Geburt ihrer sechs Monate alten Tochter Lillie am Bodensee. Am Abend vor dem Schmotzige Dunschtig landete ihr Flugzeug in Zürich. Wenn Peter Hoad gewusst hätte, dass die erste Nacht nach wenigen Stunden schon von einem lauten Trommelfeuerwerk beendet werden würde, wäre er womöglich früher ins Bett gegangen. „Unsere Tochter war zwar wach und daher wir auch“, erzählt er. „Aber es war schon überraschend, als ich die Musik von der Straße gehört habe.“ Überraschend – aber auch schön, weil ungewohnt.
„Irgendwie scheinen sich alle zu kennen“
Nach dem Frühstück ging es mit dem gesamten Köberlin-Clan in die Grundschule Allmannsdorf zum Narrenbaumstellen und zur Party der Quaker. „Ich liebe es, dass hier alle gemeinsam diese tolle Tradition feiern“, sagte er am Vormittag des Schmotzigen Dunschtig, als er auf einer Bank der Sporthalle saß und das närrische Treiben beobachtete – die Vorführungen auf der Bühne, die Musik, die Kostüme. „Und irgendwie scheinen sich alle zu kennen. Das ist wunderbar.“
„...als sei sie nie weg gewesen“
Alle paar Minuten traf er neue Menschen, die ihm die Hände schüttelten. Menschen, die seit vielen Jahren seine Lebensgefährtin kennen – die meisten aus gemeinsamen Jugendzeiten. „Sie wohnt seit fünf Jahren nicht mehr hier und trotzdem ist es so, als sei sie niemals weg gewesen“, berichtet Peter Hoad. „Das ist so familiär, das gefällt mir sehr.“ Steffie Köberlin war vor rund fünf Jahren vor ihrem Wegzug nach Singapore und später nach Malta selbst auf dem besten Weg, in die Fußspuren ihres Vaters zu treten: Zuletzt organisierte sie an der Seite von Mario Böhler das Narrenspiel der Niederburg.
Und, ja, Peter Hoad hatte bereits am Vormittag ein Bier getrunken. Sogar zwei. Mehr aber nicht. „Ich möchte Fasnacht heute noch mehr kennen lernen. Und mit einer kleinen Tochter geht auch nicht mehr.“ Steffie Köberlin lächelte bei diesen Worten. Lillie auch. Ho Narro.