2017 kehrten die Biber zurück. Und stifteten einigen Unfrieden, zernagten Bäume und auch mal Zaunpfosten und stauten den Bachlauf.

2017 kamen auch die Bohland Biber. Und stifteten einigen Unfrieden. So, dass es den Ala-Bock schon ein wenig lästig wurde.

Von der Idee zur Gründung

„Mein Vater hatte im Ortschaftsrat einen Vortrag über die Rückkehr der Biber gehalten“, berichtet Patrick Romer von den Anfängen, „dann kam der Schmotzige Dunschtig und bei der Befreiung redete er nochmal über den Biber“. Die Idee war platziert. Partick Romer und seine Freunde beschlossen, eine neue Narrenzunft zu gründen. Das war am Fasnachtssonntag 2017.

Seither ist der Biber mal wieder bedroht. Also, der Bohland-Biber. 2019 gaben die Ala-Bock den Slogan aus: „Rettet die Wälder, esst mehr Biber!“ Das war eine Kampfansage. Die Bohland-Biber wissen bis heute nicht so richtig, ob sie das witzig finden sollen.

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Wer sind sie eigentlich, die Biber?

Inzwischen sind 26 Dingelsdorfer bei den Bibern engagiert und einen Narrenrat haben sie auch. „Der Narrenrat hat aber nur zehn Mitglieder, weil im Moment der Präsident fehlt“, räumt Patrick Romer ein. Bis der Posten wieder besetzt ist, sei er selbst geschäftsführend tätig. Die Bohland Biber sind alle ziemlich jung – „aber unser ältestes Mitglied ist 75!“, wendet Jannik Martin, 23, rasch ein, bevor der Narrengruppe noch Unerfahrenheit vorgeworfen werden kann. Das gilt auch für den Präsidenten. Die Bohland Biber wollen einen erfahrenen Chef – und sind dafür auch bereit, noch etwas zu warten. Einen heißen Kandidaten gebe es schon, sagt Romer.

Jannik Martin (links) und Patrick Romer zeigen die Flagge des Bohland Biber. Auch 2020 wird er sein Unwesen auf dem Bodanrück treiben
Jannik Martin (links) und Patrick Romer zeigen die Flagge des Bohland Biber. Auch 2020 wird er sein Unwesen auf dem Bodanrück treiben | Bild: Wagner, Claudia

Die jungen Fasnachter kennen sich alle über den Musikverein Dingelsdorf. Als dessen Mitglieder sind sie ohnehin bei der Fasnacht dabei, beim Befreien und beim Rathaussturm – früher als Begleitung für den Narrenverein Ala-Bock, jetzt als selbstständige Gruppe. „Als Bigband machen wir beim Wecken mit, mit Musik ist das attraktiv“, sagt Jannik.

Und wie kommt das bei den etablierten Narren an?

Die Ala-Bock beäugen ihre neue Konkurrenz offenbar mit skeptischem Interesse. Man kabbelt sich, man ignoriert sich auch gegenseitig. Aber bei den wichtigen Ereignissen am Schmotzigen Dunschtig seien die Biber nun nicht mehr auszuladen und nach dem Narrenbaumstellen gingen auch alle miteinander feiern.

Mit der Musik fangen die Biber die Menschen

„Die Leute reagieren sehr positiv auf uns. Eben, weil wir musikalische Begleitung haben“, sagt der 24-jährige Patrick Romer. Die Narrenvereine aus der Umgebung zeigten sich ebenfalls aufgeschlossen, ob Liggeringer Moofanger, die Litzelstetter Kuckuck oder die Konstanzer Blätzlebuebe. Von allen hätten sie bereits Einladungen, manchmal schaffen es die Biber gar nicht, allen nachzukommen.

Und wie ist das mit der jahrhundertelangen Tradition?

Mit ihr nehmen es die jungen Männer nicht so genau – oder eben gerade doch. Seit sie sich in die Heiligtümer der ehrwürdigen Zünfte vorgewagt haben, wächst ihr Selbstbewusstsein – und die Zahl ihrer Mitglieder. Sie wissen, dass vor allem sie die Fähigkeit haben, junge Leute an die Tradition zu binden.

Tradition mit wenig Jugend

„Die Straßenfasnacht in den Dörfern ist in den vergangenen Jahren schon sehr zurückgegangen“, sagt Patrick Romer. Wenn eine junge Zunft wie die Biber daran teilnehme, sei die Chance vielleicht größer, dass die Jugend in Dingelsdorf bleibe und nicht nach Konstanz zum Feiern abwandere.

Bisher geht es auch ohne Verband

So steht den aufmüpfigen Traditionswahrern nun die dritte aktive Fasnachtssaison bevor. Im Moment fühlen sie sich völlig ausgelastet. Daher sei auch eine Mitgliedschaft in der Narrenvereinigung gerade kein Thema, schließlich hätten sie nicht den Ehrgeiz, am Konstanzer Umzug teilzunehmen. Doch für die Zukunft schlössen sie nichts aus, sagt Romer.

Der Biber ist schließlich eine hartnäckige, vielleicht auch verbissene Art: Er nagt sich fest – und irgendwann fällt der Baum. Das passt den Bohland Bibern ganz gut. Ihr neues Verbreitungsgebiet werden sie so schnell nicht mehr verlassen.