Mit Schildern mit der Aufschrift „Sei a Mensch“ (jiddisch für: Sei ein Mensch) brachten am Jahrestag des Angriffs auf Israel Mitglieder der jüdischen Gemeinde und einige Unterstützer ihre Solidarität mit Israel zum Ausdruck. Einige Teilnehmer hielten Bilder der Geiseln der Hamas in den Händen oder wendeten sich mit Plakaten und Transparenten gegen Antisemitismus.

Rund 100 Menschen fanden sich laut Polizei am Montag, 7. Oktober, auf dem Konstanzer Münsterplatz ein, um an den Anschlag auf Israel ein Jahr zuvor zu erinnern. Zu der Kundgebung hatte das Bündnis gegen Antisemitismus aufgerufen.

Der Wunsch, dass die Geiseln heimkehren

Der Vorsitzende der Synagogengemeinde Konstanz, Gabriel Albilia, erinnerte zu Beginn der Kundgebung daran, dass sich immer noch israelische Geiseln in Gaza befinden. Darunter seien auch kleine Kinder, die einen Großteil ihres Lebens in der Gefangenschaft verbracht hätten. „Sie sollen nach Hause kommen“, sagte Albilia. Er hofft, dass er diese Forderung im nächsten Jahr nicht mehr stellen muss.

Der Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde Konstanz Gabriel Albilia spricht auf der Kundgebung über die Geiseln der Hamas.
Der Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde Konstanz Gabriel Albilia spricht auf der Kundgebung über die Geiseln der Hamas. | Bild: Hanser, Oliver

Immer wieder werden auch Erfahrungsberichte und Gedichte von Israelis über den Anschlag und die Zeit danach vorgetragen. Zwischendurch spielen zwei Musiker – mit Klarinette und Flöte.

„Ich dachte, Judenhass gehört in die Geschichtsbücher“

Der in Israel geborene Assaf Zeevi berichtet von seinen Erfahrungen als Jude in Deutschland und dass er das Land als wenig antisemitisch erlebt hat. „Ich dachte, Judenhass gehört in die Geschichtsbücher“, erzählt der Nachfahre von Holocaust-Überlebenden. Seit dem 7. Oktober 2023 habe sich das geändert, auch wenn Antisemitismus oft unterbewusst passiert.

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Dennoch sei Deutschland nicht mehr so, wie in den 1930ern. Heute schütze die Polizei und der Verfassungsschutz die Juden, so die Einschätzung des ehemaligen Mitarbeiters der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Dennoch betonte er, wie wichtig ein jüdischer Staat sei: „Israel ist ein sicherer Hafen für Juden und dafür ist es da.“

Kleine Gruppe von Palästina-Unterstützern bei der Demo

Neben der Demonstration stand eine kleine Gruppe von fünf Personen, die teilweise Palästinensertücher trugen. Ein Mann mit Palästinensertuch hatte sich mitten in Kundgebung gestellt und filmte jeden Wortbeitrag mit.

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Es blieb jedoch friedlich. Die Polizisten vor Ort, darunter auch Beamte einer Einsatzhundertschaft, behielten die Situation jedoch genau im Blick. Im Anschluss an die Veranstaltung wurden von zwei Personen die Personalien festgestellt.

Rabbiner ruft zur Menschlichkeit auf

Zum Ende der Veranstaltung sprach der Rabbiner der Synagogengemeinde Konstanz, Avraham Yitzchack Radbil. Er appellierte an die Menschlichkeit und erzählte von einer Unterhaltung, die er mit einem Palästinenser hatte.

Avraham Yitzchack Radbil erzählt von einem Gespräch mit einem Palästinenser und dem Schmerz, den beide Seiten im Konflikt erleben.
Avraham Yitzchack Radbil erzählt von einem Gespräch mit einem Palästinenser und dem Schmerz, den beide Seiten im Konflikt erleben. | Bild: Hanser, Oliver

Nach einem intensiven Gespräch und Geschichten über das Erlebte der beiden Familien hätten sie sich beide umarmt, so der Rabbiner: „Ich will damit zeigen, dass es geht, auch wenn man leidet“, sagt Radbil.