Klimaaktivisten der Gruppe Extinction Rebellion haben in Konstanz Werbekästen aufgebrochen und dort gefälschte Plakate des Energieunternehmens EnBW aufgehängt. In einer Pressemitteilung, die die Aktivisten am Donnerstagmorgen inklusive Bilder an den SÜDKURIER schickten, bekannten sie sich zur Protestaktion.
Die Protestplakate befanden sich unter anderem in Werbekästen der Bodanstraße, am Zähringerplatz und am Sternenplatz. Insgesamt seien vier Standorte betroffen gewesen, wie der Inhaber der Werbeflächen, die Firma Schwarz Außenwerbung, auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärte. Mittlerweile seien diese aber abgenommen worden.
Was steckt hinter der Aktion?
Mit der Protestaktion wollen die Aktivisten gegen die Umrüstung des Konzerns von Kohle auf Erdgas am Fernwärmekraftwerk in Stuttgart-Münster protestieren. Dort will das Unternehmen bis 2025 auf Erdgas und bis 2035 auf grünen Wasserstoff umsteigen.
„Für uns ist das eine Farce“, sagt Sabrina Müller, Pressesprecherin der Aktion, zum Vorhaben des Konzerns. „Mit Klimaschutz hat der Umstieg auf Erdgas nichts zu tun.“ Erdgas sei aufgrund der Methanemissionen entlang der Produktions- und Lieferkette ähnlich schädlich wie Kohle, so Müller.
Protest gegen „Werbung, der man nicht entkommen kann“
Die Aktivisten hätten sich für die Protestplakate entschieden, da Konzerne wie EnBW ihrer Meinung nach nicht den öffentlichen Raum nutzen dürften, um Greenwashing zu betreiben oder einen Lebensstil mit fossilen Brennstoffen zu glorifizieren, so Pressesprecherin Müller. „Werbung im öffentlichen Raum ist Werbung, der man nicht entkommen kann.“
Rechtslage zur Protestaktion
Konstanz sei als Ort des Protests ausgewählt worden, da die Konstanzer Stadtwerke den Bau einer zweiten Gasleitung erwogen. Dies stehe jedoch im Widerspruch zum Plan der Stadtverwaltung, den Gasverbrauch bis zum Jahr 2035 deutlich zu reduzieren, um bis dahin klimaneutral zu sein, so die Aktivisten.
Wie reagiert der Konzern auf die Plakataktion?
Wie die Pressestelle von EnBW auf SÜDKURIER-Anfrage erklärt, sei dem Unternehmen die Protestaktion der Gruppierung bereits bekannt. „In ganz Baden-Württemberg haben wir von rund zehn bis 15 Plakaten Kenntnis erlangt“, sagt die Konzernsprecherin Angela Brötel.
Bereits am vergangenen Wochenende seien diese erstmals in Karlsruhe entdeckt worden. Der Konzern wolle aber keine Anzeige erstatten, erklärt die Konzernsprecherin. „Dies sehen wir den Betreibern vorbehalten, deren Eigentum beschädigt wurde.“
Einladung an Klimaaktivisten zum Dialog
Was den Protest der Aktivisten betrifft, verweist Brötel darauf, dass sich der Konzern in den vergangenen Jahren Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien getätigt hätte. „Erdgas sehen wir dabei als Brückentechnologie“, sagt sie mit Verweis auf den Protest zum Standort Stuttgart-Münster.
Bei der Umstellung der Energieträger gehe man auf die Öffentlichkeit zu, um konkrete Vorschläge vorzustellen und zu diskutieren. Dieses Gesprächs- und Informationsangebot steht allen offen, auch den Klimaaktivisten, so Konzernsprecherin Brötel.
„Wir laden deshalb auch die Urheber dieser Aktion ausdrücklich dazu ein, gemeinsam über einen weiteren verantwortungsvollen Umbau des Energiesystems unter Berücksichtigung aller dafür relevanten Aspekte zu diskutieren.“
Aktivisten: Keine Einladung zur Diskussion von EnBW erhalten
Auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärt Sabrina Müller, Pressesprecherin der Protestaktion, dass die Aktivisten keine Einladung von EnBW erhalten hätten. „Deshalb fällt es uns schwer, das Angebot anzunehmen.“
Dass EnBW dem SÜDKURIER gegenüber eine Offenheit für ein solches Treffen angebe, wundere Müller aber nicht. „Eine wirkliche Einladung nehmen wir natürlich gerne an, solange die Diskussion öffentlich erfolgen kann“, sagt Müller.
So reagieren die Inhaber der Werbeflächen
Wie eine Mitarbeiterin der Firma Schwarz Außenwerbung, der Anbieter der Werbeflächen, auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärte, habe man am Montag von der Protestaktion erfahren. Am Dienstag seien sämtliche Standorte im Stadtgebiet überprüft worden. „Hierbei wurde festgestellt, dass in Konstanz insgesamt vier Standorte betroffen waren und die Plakate unverzüglich entfernt.“ Die Plakate hätten somit keine 24 Stunden gehangen.

Die Firma plane nun eine Anzeige wegen Sachbeschädigung und der widerrechtlichen Nutzung fremden Eigentums zu erstatten. „Des Weiteren wird ein Schadensersatzanspruch geltend gemacht, sofern Kunden uns gegenüber entsprechende Gutschriften für den verkürzten Aushang fordern“, so die Mitarbeiterin.
Zweiter Vorfall von Plakatfälschungen
Es ist nicht das erste Mal, dass Aktivisten von Extinction Rebellion im Zuge einer Protestaktion gefälschte Plakate in Konstanz aufgehängt haben. Bereits im Februar 2021 befestigten sie insgesamt 13 vermeintliche CDU-Wahlplakate. Nachdem diese entdeckt worden waren, hängten Mitarbeiter des kommunalen Ordnungsdienstes die Fälschungen ab, der CDU-Stadtverband Konstanz erstattete anschließend Anzeige.
Wie Mandy Krüger, Pressesprecherin der Stadtverwaltung auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärte, seien Mitarbeiter des Ordnungsdienstes am Donnerstag zur Überprüfung an den betroffenen Werbekästen gewesen. Außerdem habe man die Firma Schwarz Außenwerbung informiert, welche die Plakate bereits ausgetauscht hatte. Ein weiteres Vorgehen seitens der Stadt, sei nicht geplant, so Krüger.