Der Protest zweier Mitglieder von Extinction Rebellion (XR) sollte die geplanten Baumfällarbeiten auf dem Gelände verhindern. Zuvor hatte die Stadt Konstanz angekündigt, vor dem Museum fünf Bäume fällen zu lassen. Dort sollen auf dem Areal der alten Klosterkirche neue Sitzgelegenheiten entstehen, die die Ausmaße des alten Gebäudes erlebbar machen sollen, erklärte Anja Gabor, Architektin des Amts für Stadtplanung und Umwelt.
XR-Demonstrant: „Jetzt sollen hier wieder Bäume gefällt werden“
Die XR-Demonstranten wollten das Vorhaben stoppen. „Wir demonstrieren, weil hier ohne Not ein Ort, an dem die Natur noch aufatmen konnte, zerstört wird“, so Felix Müller, Mitglied von Extinction Rebellion. Auf dem Gebiet habe es seit über 40 Jahren keine Pläne zur Bebauung gegeben. Deshalb sei es eine der letzten und wichtigsten Grünflächen der Stadt, die erhalten werden müsse.
„Vor zwei Jahren war hier noch überall dichtes Unterholz – das ist mittlerweile weg. Und jetzt sollen hier wieder Bäume gefällt werden. Dadurch geht die Biodiversität dieser Fläche verloren“, klagte Müller, der im vergangenen Jahr zunächst noch bei der OB-Wahl kandidiert hatte, seine Kandidatur dann aber zurückzog.
Dem pflichtete auch Noemi Mundhaas, die als Mitglied von Fridays for Future ebenfalls vor Ort war, bei: „Es geht nicht nur um die einzelnen Bäume. Der Protest ist auch ein Signal an die Stadt, die erst den Klimanotstand ausruft und jetzt wegen eines Bauprojekts Bäume fällt und das Unterholz zurückdrängt.“ Auch wenn der Protest eigentlich von XR organisiert worden sei, teile ihre Gruppe das Anliegen. „Wir unterstützen alle Aktionen, die sich mit dem Erhalt der Umwelt beschäftigen“, erklärte sie.
Architektin: „Wären die Bäume gesund, würden wir sie nicht entfernen“
Architektin Anja Gabor erklärte dagegen: „Die Bäume werden entfernt, da sie absterben und Äste abwerfen.“ Deshalb würden sie die Verkehrssicherheit gefährden und die Stadt habe die Pflicht, die Bäume zu fällen. „Die beiden Demonstranten verbinden die Fällarbeiten zu Unrecht mit dem Bauprojekt„, sagt Gabor. Dabei habe das überhaupt nichts miteinander zu tun. „Wären die Bäume gesund, würden wir sie nicht entfernen“, versicherte sie.
Drei der Bäume seien vom sogenannten Eschentriebsterben befallen und werden absterben. Sie müssten daher entnommen werden. In diesem Zusammenhang werden auch zwei Birken entfernt, die direkt daneben stehen und ebenfalls nicht mehr besonders vital seien, so die Mitarbeiterin der Stadt.
Felix Müller sagt, er verstehe auch, dass die Klosterkirche als historisch wichtige Keimzelle von Petershausen sichtbar gemacht werden müsse. „Aber das geht auch, ohne das Wäldchen zu zerstören“, klagt er.
Gabor betont jedoch, es sei nicht die Absicht der Stadt, das komplette Wäldchen zu fällen, sondern kranke Bäume zu entfernen. „Wir bauen es nur um und pflanzen natürlich auch neue Bäume.“ Die neuen Sitzelemente sollen sogar mit Bäumen überstellt sein – auch Mitten im Bereich des ehemaligen Altarraums. „Es soll ein Raum mit und unter Bäumen werden – kein versiegelter Platz“, sagt Gabor.
Das Unterholz müsse aber dennoch gerodet werden. Und langfristig sollen auch Bäume wie die Koniferen und die Kirschlorbeeren, die nicht standortgerecht seien, entfernt werden. „Dass kranke Bäume entfernt werden, kann ich nachvollziehen“, sagt daher auch Umweltschützer Müller.
Zum Teil gehe es wegen der Baumaßnahme aber darüber hinaus, wie es die Stadt in ihrer Pressemitteilung geschrieben habe. Er fordert: „Ich glaube, es ist Zeit etwas zu tun. Wir erleben das sechste große Massenaussterben der Erdgeschichte.“ Das letzte Mal habe es so einen Verlust der Biodiversität beim Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren gegeben.
Polizei: „Sie dürfen sie natürlich weiter demonstrieren“
Da die beiden Klimaschützer sich weigerten, das Gelände zu verlassen, räumte die Polizei das zum Sicherheitsgebiet erklärte Areal direkt vor den Bäumen nach etwa einer Stunde. Die beide Demonstranten wurden durch Beamte vom Gelände geführt. Der Einsatzleiter erklärte: „Außerhalb des Bereichs dürfen sie natürlich weiter demonstrieren. Es gilt Meinungsfreiheit und sie halten sich ja an die Corona-Auflagen.“
Felix Müller ist überzeugt, ein wichtiges Zeichen gesetzt zu haben. „Wir hoffen, mit dem Protest Diskussionen anzuregen, damit die Stadt noch einmal die Pläne überdenkt und mit allen Beteiligten, also auch den Naturschutzverbänden, Gespräche sucht und eine zeitgemäße Lösung findet, um die Artenvielfalt zu stärken und dennoch die Aufenthaltsqualität des Areals zu erhalten „, so Felix Müller.