Tapfer kämpften Annika Christen und Klaus Vollmann am frühen Donnerstagabend vor dem Bodenseeforum gegen den starken Wind an und hielten mit Händen und Füßen ein Banner fest – mit Forderungen wie „Autofreier Stephansplatz„ und dem Aufruf „Legt endlich los!“ Christen und Vollmann stellten die coronakonforme Delegation der Konstanzer Ortsgruppe von Fridays for Future.

Botschaft der Klimaaktivisten: „Planen ist wichtig – Handeln auch“

Anlass war die Vorstellung des dritten Klimaschutzberichts der Stadt im Gemeinderat, der zudem über eine Vorlage zur „Intensivierung der Konstanzer Klimaschutzbemühungen„ abstimmen sollte.

Mit ihrem Protest im Miniformat kritisierten die Klimaaktivisten, dass im vergangenen halben Jahr kaum etwas beim Klimaschutz passiert sei. Vor Beginn der öffentlichen Sitzung wollten sie den Gemeinderäten den Leitspruch ihres Banners „Planen ist wichtig – Handeln auch“ mit auf den Weg geben.

Zu diesen beiden Tagesordnungspunkten gab es im Konstanzer Gemeinderat viel Redebedarf: Der dritte Klimaschutzbericht der Stadt und die ...
Zu diesen beiden Tagesordnungspunkten gab es im Konstanzer Gemeinderat viel Redebedarf: Der dritte Klimaschutzbericht der Stadt und die Beschlussvorlage zur „Intensivierung der Konstanzer Klimaschutzbemühungen“. | Bild: Marcel Jud

Doch als Annika Christen und Klaus Vollmann ihr Banner ausgerollt hatten, saßen die meisten Mitglieder des Gemeinderats bereits im Saal des Bodenseeforums oder waren per Videokonferenz digital zugeschaltet. Wie auch der SÜDKURIER erst vor Ort erfuhr, hatten sie bereits zuvor an einer Veranstaltung teilgenommen.

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Viel Diskussionsbedarf bei den Gemeinderäten

In der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats schließlich nahm das Thema Klima gleich zu Beginn viel Raum ein – mit den Tagesordnungspunkten: Klimaschutzbericht und Beschlussvorlage für weitere Klimaschutzbemühungen.

An deren Vorstellung schloss sich eine fast zweistündige Diskussion an, mit zahlreichen Wortmeldungen und Nachfragen seitens der Ratsmitglieder – unterbrochen nur durch eine kurze Bürgerfragestunde. Am Ende jedoch wurden alle Punkte der Beschlussvorlage mit großer Mehrheit gutgeheißen.

Was die Konstanzer Gemeinderäte beschlossen haben

Die Bürgerfragestunde nutzten auch die Klimaaktivsten von Fridays for Future, um sich noch einmal Gehör zu verschaffen. So kritisierte Zoe Blumberg, Klimaschutzbericht und geplante Maßnahmen seien Beweis dafür, „dass es nahezu keine Maßnahmen gibt, die schon jetzt real CO2 einsparen.“

Zoe Blumberg von der Konstanzer Ortsgruppe der Bewegung Fridays for Future kritisierte in der Bürgerfragestunde, dass der ...
Zoe Blumberg von der Konstanzer Ortsgruppe der Bewegung Fridays for Future kritisierte in der Bürgerfragestunde, dass der Klimaschutzbericht und die geplanten Maßnahmen der Beweis dafür seien, „dass es nahezu keine Maßnahmen gibt, die schon jetzt real CO2 einsparen.“ | Bild: Marcel Jud

Und Zoe Blumberg betonte weiter: „Die Sache wird auch nicht besser, wenn man wie beim Projekt Stadtradeln ohnehin mit dem Fahrrad zurückgelegte Wege als Fortschritte und CO2-Einsparungen beim Klimaschutz verkauft. Wir können uns solche Alibi-Maßnahmen und reines Planen in der Verwaltung nicht mehr erlauben.“

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Doch was steht denn im Konstanzer Klimaschutzbericht eigentlich drin?

Die Stadtverwaltung hebt mehrere Projekte hervor, die im vergangenen Jahr realisiert oder angegangen wurden. Darunter die erste Tagung des „Expertenrats Klimaschutz und Zukunftsstadt„, die Bewerbung als Standort für eine Klima-Universität, das Pflanzen von über 600 Jungbäumen, die Bemühungen um einen Ausbau von Photovoltaikanlagen und den Wärmenetzausbau am Beispiel des Wobak-Neubauprojekts „Am Pfeiferhölzle“.

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Zudem gibt der Klimaschutzbericht einen Ausblick auf anstehende Projekte und deren Kosten, die im Rahmen des Haushalts 2021 beschlossen werden sollen. Für den städtischen Haushalt wären klimaschutzrelevante Ausgaben von 9,3 Millionen Euro geplant. Vorgesehen sind laut Bericht auch 11 Millionen Euro an Ausgaben durch die Entsorgungsbetriebe EBK, die Stadtwerke Konstanz und im „Sondervermögen Hafner„.

Zu den Projekten zählen etwa die energetische Sanierung der Geschwister-Scholl-Schule sowie eine Photovoltaikanlage auf dem Verwaltungsgebäude Laube. Weiter werden im Bericht die sechs neuen Elektrobusse der Stadtwerke hervorgehoben und deren Plan, zwei elektrisch betriebene Passagierschiffe zu bauen, von denen das erste im Sommer 2022 an den Start gehen soll.