Zu auffallend früher Stunde war der Stephansplatz zum viertägigen Konstanzer Weinfest gut besucht. Nicht einmal Regenschauer hielten viele von einem Besuch ab. Nikolas Brinkschulte und Jörg Dudy von der Konstanzer Weinfest GbR gehen von mehr als 25.000 Menschen aller Generationen während der vier Veranstaltungstage aus. Warum ist das Interesse an dieser Freiluftveranstaltung so groß? Warum braucht es überhaupt ein Fest? Und welche Kritik gibt es? Veranstalter und Standbetreiber haben Antworten.
Fest ist auch eine wichtige Einnahmequelle
„Es ist wichtig, wieder präsent zu sein“, stellt Stephan Düringer von der Spitalkellerei Konstanz fest. Die Pandemie-Jahre sind auch an dem Traditionsunternehmen nicht spurlos vorübergegangen, gerade was die Umsatzeinbußen anbelangt.

Die Einnahmen, die die Spitalkellerei-Verantwortlichen mit dem Stand beim Konstanzer Weinfest generieren, hatten sie stets fest einkalkuliert. „Mit den Einnahmen decken wir einen Teil der Leselöhne“, so Düringer. Bei den Löhnen, die bei der Weinlese im Herbst anfallen, handle es sich „schon um einen Riesenbatzen“.
Sie wollen für den Wein begeistern
Den Gewerbetreibenden benötigten nicht nur die Einnahmen, vielmehr sei die Präsenz auf diesem Konstanzer Traditionsfest eine gute Werbung. „Es ist wichtig, sich ins Gespräch zu bringen. Und die Weinliebhaber kommen gezielt, um die Jahrgänge auszuprobieren“, so Düringer.

Andreas Fritz von der Weinkellerei Andreas Fritz, der seit dem ersten Fest mit von der Partie ist, kann das nur bestätigen. „Es ist eine Riesenkontaktfläche, wo wir für unsere Produkte begeistern können“, sagt er. Es sei wichtig, die Stammkunden zu halten und neue Kunden zu generieren, zumal sein Laden in der Niederburg etwas versteckt liege.
Leute haben sich nach dem Weinfest gesehnt
„Und außerdem: Es macht einfach riesig Spaß – vom Auf- bis zum Abbau“, so Andreas Fritz im Brustton der Überzeugung. „Außerdem fördert eine solche Veranstaltung das Miteinander, die Gemeinschaft“, so Fritz. Und zwar nicht nur die Gemeinschaft unter den Standbetreibern, sondern auch unter den Besuchern, wie auch Stephan Düringer betont.
Beide haben die Erfahrung gemacht, dass sich die Leute auf dieses Treffen gefreut und sich danach gesehnt hätten. Zudem sei es gerade in diesen schwierigen Zeiten wichtig, „auch den blöden Alltag mal für einen Moment vergessen zu können und wegzulächeln“, findet Düringer.

Polizei meldet ruhige Festtage
Zufrieden und erleichtert sind die Veranstalter Jörg Dudy und Nikolas Brinkschulte. „Wir sind froh, dass niemandem etwas passiert ist. Keiner wurde verletzt und das ist das Wichtigste. Es ist eine unheimlich große Verantwortung, die wir tragen“, so Dudy. Einen friedlichen Festverlauf bestätigt Thorsten Kölling vom Polizeipräsidium Konstanz auf SÜDKURIER-Nachfrage. „Es gab keine Auffälligkeiten“, sagt er. Nicht eine Körperverletzung sei angezeigt worden.
Am Samstag gab es kurzzeitig Einlass-Stopp
Es sei an allen vier Veranstaltungstagen ein angenehmes Kommen und Gehen gewesen. Lediglich am Samstag zwischen 21 und 22 Uhr sei die Kapazitätsgrenze erreicht worden. Gemäß Auflage der Stadt Konstanz dürfen sich maximal 8.000 Besucher gleichzeitig auf dem Festgelände befinden. Kurzzeitig gab es dann einen Einlass-Stopp, der bei einigen für Unmut sorgte. Sie mussten warten, bis Festgäste das Gelände verließen, damit sie Einlass bekamen. Hierfür bitten die Veranstalter um Verständnis.
Es sei eine Mammutaufgabe gewesen, nach zweijähriger Pause die Veranstaltung wieder auf die Beine zu stellen, berichtet das Veranstalter-Duo. Manche Firmen seien nicht mehr am Markt, bei anderen habe es Mitarbeiterwechsel in führenden Positionen geben. Es habe zudem Vereine gegeben, die kurzfristig aufgrund Mitarbeitermangels abgesprungen seien. Aber es ist letztlich gelungen, weshalb sich die Veranstalter bei allen Helfern und Unterstützern, insbesondere bei Malteser Hilfsdienst, Sicherheitsfirma, katholischer Kirche, der Stephansschule und der Polizei für die gute Zusammenarbeit bedanken.
Hoffen auf Toleranz: Es ist das einzige Fest dort
Bedauerlich finden es die Veranstalter, dass einige Anwohner sich an dem Fest per se stören. „Wir haben von uns aus versucht, im vornherein Probleme zu lösen“, so Nikolas Brinkschulte und Jörg Dufy ergänzt: „Klar verstehen wir die Anwohner, dass es nervig ist. Aber es ist in diesem Jahr die einzige Abendveranstaltung auf diesem Platz.“ Er hofft auf eine gewisse Toleranz. Er selbst wohne in der Rheingutstraße bei den Studentenwohnheimen, wo es regelmäßig laute Partys gebe. „Da mache ich dann einfach das Fenster zu“, so Dudy.
Samstag war für Organisator der schönste Tag
Doch das Positive überwiege. „Es war wunderschön, die vielen fröhlichen Menschen zu sehen“, sagen Brinkschulte und Dudy unisono. „Der Samstag war sensationell; der schönste Tag“, schwärmt Jörg Dudy. Denn nachmittags hatten die Kinder, die mit Eltern und Großeltern kamen, ihren Plausch, danach seien die Studenten gekommen. Und eben dieser generationsübergreifende Moment sei das, was das Fest auszeichne.