Anfang August war die Hoffnung noch groß, dass es mit der Fertigstellung der neuen Fähre mit Flüssiggasantrieb der Konstanzer Stadtwerke doch noch auf absehbare Zeit klappen könnte. Die mit dem Ausbau des Schiffs beauftragte Hamburger Werft Pella Sietas war zwar Ende Juli in die Zahlungsunfähigkeit gerutscht, wie der SÜDKURIER berichtete. Dann teilte der zuständige Insolvenzverwalter jedoch vor rund zwei Monaten mit, dass die meisten Werft-Mitarbeiter ihren Lohn bis und im September in Form von Insolvenzgeld ausgezahlt bekommen. Dadurch könnten die Arbeiten an den aktuellen Aufträgen weiter laufen, hieß es damals.
Nun mehrten sich in den vergangenen Wochen aber Meldungen aus Hamburg, die nichts Gutes erahnen lassen: So berichtete unter anderem der Norddeutsche Rundfunk NDR Mitte September, dass laut dem vorläufigen Insolvenzverwalter das Insolvenzgeld verbraucht sei und wohl fast allen Werft-Mitarbeitern gekündigt werden müsse. Zudem sei bisher kein potenzieller Investor gefunden worden, der bereit sei, die vorhandenen Aufträge zu den vereinbarten Konditionen fortzuführen.
Derzeit finden keine Arbeiten auf der neuen Bodenseefähre statt
Was bedeutet das alles für die Gasfähre der Konstanzer Stadtwerke, die nach den ursprünglichen Plänen bereits seit Frühjahr 2020 zwischen Konstanz und Meersburg hätte verkehren sollen? Die Arbeiten auf der LNG-Fähre (LNG=Liquefied Natural Gas, verflüssigtes Erdgas) ruhen, seit die Hamburger Werft Insolvenz angemeldet hat, wie Pressesprecher Josef Siebler von den Stadtwerken auf SÜDKURIER-Nachfrage mitteilt.

„Es werden durch die Stadtwerke allerdings kurzfristig kleinere Arbeiten durchgeführt, um das Schiff winterfest zu machen“, so Siebler. Der Pressesprecher bestätigt zudem, dass ein Betretungsverbot für Werft-Arbeiter ausgesprochen wurde, aus „versicherungstechnischen Gründen“. Mitte September hatten die Stadtwerke dem Südwestrundfunk SWR erklärt, man habe auch Sorge, dass womöglich Werkzeuge abtransportiert werden. Pressesprecher Siebler betont: „Selbstverständlich haben Vertreter der Werft oder des Insolvenzverwalters mit uns gemeinsam Zugang zum Schiff.“
Wie geht es mit der Konstanzer Gasfähre nun weiter?
Wie es nun konkret mit der Konstanzer Gasfähre weitergeht, ist noch offen. Die Stadtwerke hatten gegenüber dem SÜDKURIER mehrfach betont, dass es einen „Plan B“ gebe, sollte feststehen, dass Pella Sietas das Schiff nicht fertig ausbauen wird. Doch das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Pella Sietas GmbH ist bisher nach Kenntnissen der Stadtwerke noch nicht eröffnet worden.
Und somit stehe auch eine endgültige Aussage des zuständigen Insolvenzverwalters zum Weiterbau des Schiffes weiter aus, erklärt Pressesprecher Siebler. Die Anfrage des SÜDKURIER beim zuständigen Insolvenzverwalter am vergangenen Freitag, wann mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu rechnen sei, blieb bisher unbeantwortet.
„Plan B könnte erst in Kraft treten, wenn rechtsverbindlich geklärt ist, ob die Werft an dem Schiff weiterbaut oder nicht“, erläutert Siebler von den Stadtwerken. Und wie sieht dieser Plan B nun genau aus? Der Plan könnte sein, so der Pressesprecher, „ein anderes Unternehmen mit der Fertigstellung der LNG-Fähre zu beauftragen.“