Nachdem der Bodensee-Pegel in der vergangenen Woche zunächst bis auf 4,85 Meter zurückging, sorgten starke Regenfälle für einen erneuten Anstieg des Wasserstands. Am Freitagnachmittag, 28. Juni, liegt der Pegel bereits wieder bei 5,05 Metern. Tendenz steigend. Auch der Seeuferweg in Konstanz zwischen Yachthafen und Bodensee-Therme war nicht einmal eine Woche geöffnet, bis er schon wieder wegen Überschwemmung gesperrt werden musste.

Schmilzt der Schnee in den Bergen nun auch noch?

Hinzu kommt: Es liegt deutlich mehr Schnee in den Alpen als normalerweise zu dieser Zeit. „Die Schneemengen liegen in allen Höhenlagen deutlich über dem langjährigen Mittel“, erklärt Rebecca Mott-Grünewald, wissenschaftliche Mitarbeiterin des WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF). Dadurch sei ebenfalls deutlich mehr Wasser in der auf 2500 Metern Höhe liegenden Schneedecke gespeichert.

Normalerweise läge der Mittelwert bei 80 bis 100 Millimetern, in diesem Jahr seien es allerdings 200 bis 250 Millimeter. Dies entspricht einer aktuellen Schneedecke von ungefähr zwei bis zweieinhalb Metern. Die Schneeschmelze ist abhängig von den Temperaturen in den Bergen. Rund 100 Liter pro Quadratmeter seien in den vergangenen sieben Tagen im Gebiet des Alpenrhein geschmolzen. Wann der restliche Schnee schmelzen wird, hinge laut Mott-Grünewald von der Wetterlage der kommenden Zeit ab.

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Wird der Bodensee-Pegel noch ansteigen?

Auch wenn noch verhältnismäßig viel Schnee in den Bergen liegt, sei dies bloß noch ein Fünftel der Schneemenge, die sich dort noch Ende April befand. Zudem solle es in der nächsten Woche voraussichtlich nicht sehr warm werden – besonders nicht in Gebieten auf einer Höhe von über 2500 Metern.

Aus diesen Gründen sei aktuell nicht davon auszugehen, dass der Schnee so bald schmelzen wird, erläutert Manfred Stähli, Leiter der Forschungseinheit Gebirgshydrologie und Massenbewegung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). „Somit beurteile ich den Beitrag der Schneeschmelze zu einem möglichen Pegelanstieg im Bodensee in den nächsten Tagen als eher mäßig“, erklärt Stähli.

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Der Schnee sei außerdem weniger relevant als die Wetterlage. „Aus meiner Sicht wird der Bodensee-Pegel in den kommenden Tagen viel mehr vom Niederschlags-Geschehen abhängen“, so der Leiter der Forschungseinheit. Die vorhergesagten Regenmengen seien noch ungewiss, würden aber einen stärkeren Einfluss auf den Wasserstand haben als der schmelzende Schnee.

Wie wird das Wetter in den kommenden Tagen?

Das Wetter der kommenden Tage wird noch regnerisch. Auch im Monat Juli zeichnet sich bislang keine Schönwetterperiode ab. „Im Laufe des Samstags kommt eine Gewitterfront von Südfrankreich in Richtung Bodensee“, berichtet Britta Siebert-Sperl von Wetterkontor dem SÜDKURIER. Am Abend sei dann mit ersten Regenschauern über dem Bodensee zu rechnen.

In der Nacht zum Sonntag müsse in der Region auch mit Starkregen und Sturm gerechnet werden. Doch am Sonntag wird die Unwetterlage voraussichtlich zwar vorbei sein, der Regen wird aber wohl bis in die erste Juliwoche hinein bleiben. Das bedeutet leider auch: Der Bodensee-Pegel wird in den kommenden Tag wohl weiterhin ansteigen.