Jazz-Musiker Paul Amrod aus Konstanz tritt am Donnerstag und Freitag im K9 auf. Wir haben uns mit ihm über sein Programm und die Corona-Krise unterhalten.
Herr Amrod, wie haben Sie als Profi-Musiker die Zeit ohne Auftritte erlebt?
Ich bin untergetaucht und habe an meinen alten Partituren gearbeitet. Ich habe sie studiert und gespielt. Dabei habe ich meine Vergangenheit ins Gedächtnis geholt. Und ich habe sehr viel Zeit mit meiner Familie verbracht: mit meiner Frau Bernadette, meiner Tochter Juliana und ihrem Mann Marvin oder mit meiner Enkelin Melina, mit der wir im Hörnle waren. Die Zeit mit ihr ist wunderbar, das genieße ich sehr. Und ich glaube, sie auch (lacht).
Was erwartet das Publikum am Donnerstag und Freitag?
Ich werde Jazz in unterschiedlichen Richtungen spielen: New Orleans, Classic, Latino, Hard Rock, Rhythm and Blues. Doug Ellington werde ich genauso spielen wie Thelonious Sphere Monk. Musik von 1963 bis heute. Wir freuen uns, dass es endlich wieder losgeht.
Sie sind Amerikaner aus New York, wohnen aber schon lange in Konstanz. Was denken Sie über das, was derzeit dort passiert?
Ich bin als Künstler und als Mensch völlig entsetzt über Präsident Donald Trumps Verhalten und wie er friedliche Demonstranten mit Tränengas und Polizeigewalt vertreiben lässt, nur um ein Foto mit einer Bibel in der Hand vor einer Kirche machen zu können. Ich bin aber auch froh, dass es seit wenigen Tagen keine schlimmen Ausschreitungen mehr gab, denn ich unterstütze die friedlichen Demonstrationen gegen Rassismus. Es darf nur keine Gewalt mehr geben. Ich finde es fabelhaft, dass mittlerweile auf der ganzen Welt so viele Menschen ihre Meinung sagen und gegen Rassismus demonstrieren. Das ist toll.
Ihr Heimatland hat es in der Corona-Krise sehr, sehr hart getroffen.
Donald Trump hatte nie einen echten Plan, um Corona zu bekämpfen. Seine labile Reaktion auf das Virus war schlimm, er hat alles auf die Governors der einzelnen Staaten geschoben, anstatt selbst etwas richtig zu machen. Es hat sich wieder gezeigt, dass Amerika ein schlechtes Gesundheitssystem hat. Mir tut das so leid für viele Menschen, die trotzdem arbeiten mussten, um überhaupt überleben zu können. Das hat die Ausbreitung des Virus begünstigt.
Fragen: Andreas Schuler