Es ist nur ein kleines, schwarzes Rohr. Es ist gerade mal so dick wie ein Oberarm. „Das ist das Herz der Therme“, sagt Robert Müller, stellvertretender Betriebsleiter der Bodensee-Therme Konstanz. Er knipst ein Licht an. Obwohl das schwarze Rohr nun im Scheinwerferlicht steht, glaubt man immer noch nicht, dass durch diese Leitung alle zehn Becken des Thermalbades mit Wasser befüllt werden.

Robert Müller liebt seinen Job. Seit 26 Jahren arbeitet er als Techniker im Bad. Zuerst im Freizeitbad Jakob – den alteingesessenen Konstanzern besser als Jaköble bekannt. 2007 wurde an der Stelle des alten Freibades die Bodensee-Therme eröffnet. Seither ist Müller fast jeden Tag dort. „Die Therme ist schon irgendwie mein Baby“, sagt er, als er durch die unterirdischen Gänge des Schwimmbades geht. Überall zischt, rattert und blubbert es. An der einen Stelle riecht es nach Maschinenöl, ein paar Schritte weiter nach Chemikalien. Die Temperatur schwankt. In den Gängen ist es warm, aber im Heizraum ist es noch deutlich wärmer.
Wie Adern ziehen sich die Heizungsrohre durch den ganzen Keller hinauf in das Schwimmbad und den Saunabereich. Gaskessel, Blockheizkraftwerke und Wärmepumpen sind hier verbaut. Falls die Heizung ausfallen sollte, wird kein Besucher im Schwimmbad im kalten Wasser schwimmen müssen oder eisige Füße in den Saunen bekommen.
Fünf Techniker, ein Sanitärmeister und ein Hausmeister halten alles am Laufen. Sie alle tragen dunkelblaue T-Shirts mit dem Logo der Therme. Sie arbeiten eher im Hinter- oder genauer gesagt im Untergrund. Das Personal mit den weißen T-Shirts ist eher im oberen Bereich tätig: Bademeister, Kassenpersonal oder Reinigungskräfte.
Einer im dunkelblauen T-Shirt ist James Ruhland. „Das ist unser neuester Techniker. Eigentlich ein Seilbahntechniker, aber jetzt ist er bei uns. Ein echter Glücksgriff“, sagt Müller stolz. Der junge Mann sitzt auf einem Stuhl etwas versteckt. Ein Gewirr aus Rohren, der Heizkreisverteiler, verdecken ihn. Er ist gerade dabei, 35 Wärmemengenzähler auszutauschen. Dazu hat er einen der winzigen Schaltkästen geöffnet. „Ich muss jetzt alles verdrahten“, sagt er und schnitzt sich einen Draht zurecht.

Ostwind ist ein wahrer Energiefresser
Robert Müller übernimmt wieder das Reden und tippt auf das Display eines bereits installierten Zählers. „Damit können wir besser Energie einsparen“, erklärt er. Damit es immer warm ist, braucht die Therme sehr viel Energie. „Besonders deutlich merken wir das, wenn Ostwind herrscht“, sagt er. Dann ziehe der kalte Wind dem Außenbecken, das auf 35 Grad Celsius aufgeheizt wird, schnell Wärme. „Das sieht man dann daran, wenn die Nebelschwaden so weggetragen werden“, sagt Müller. Immer, wenn Ostwind herrsche, gehe der Energieverbrauch hoch. Dann müsse mehr geheizt werden.
Neben täglichen Wartungen und Reparaturen sind die Techniker der Konstanzer Therme immer mit Modernisierungsarbeiten beschäftigt. „Wir suchen immer nach Möglichkeiten, Energie einzusparen. Wobei wir wirklich gut aufgestellt sind. Viele andere Bäder besuchen uns, um zu fragen, wie wir das machen“, sagt Müller und winkt weiter. Er möchte an einem Beispiel zeigen, wie das geht.

Im Büro von Müller steht ein PC – er ist das Gehirn des Bades. Von hier aus kann der Betriebsleiter fast alles kontrollieren und steuern. Die Wassermenge und Temperatur, den PH- und Chlorwert des Wassers, wie oft das Wasser gereinigt werden soll, wie stark die Massagedüsen eingestellt sein sollen. Auf einer schematischen Schautafel kann er jedes Becken ansteuern. „Das geht sogar von zu Hause auf dem Sofa“, sagt er und lacht. Ja, manchmal mache er das auch.

Zum Beispiel dann, wenn es Starkregen gibt und die Becken des Freibades volllaufen. Dann kann er genau sehen, wie voll die sogenannten Schwallbecken schon sind. Das sind die Becken, welche das Wasser auffangen, das im Schwimmbad über den Rand schwappt. Dieses Wasser wird nämlich wieder aufbereitet und wieder zurück ins Becken befördert.

Der Kreislauf des Wassers
Das allerdings erst, wenn es einen bestimmten Kreislauf durchlaufen hat. Im Keller gibt es für jedes Becken ein Schwallbecken. Durch große Bullaugen kann man das Wasser einfließen sehen. Dort wird das überschüssige Wasser zunächst gesammelt, dann mittels Pumpe in einen Filter mit Sand geschleust. Dadurch werden Schmutz, wie beispielsweise Laub, Federn, Schmuck und Pflaster aus dem Wasser entfernt. „Uhren und Ohrringe finden wir häufig im Filter. Ich habe aber auch schon mal einen Badeanzug darin gefunden“, sagt Müller und lacht.

Während das Wasser mindestens zweimal durch den Sandfilter läuft, wird es nebenbei auch beprobt. Stimmt der PH-Wert? Muss Chlor hinzugefügt werden? Automatisch reguliert die Filteranlage die Werte. Sollte es doch irgendwas nicht passen, können die Mitarbeiter des Bades händisch die Dosierungen anpassen oder direkt über den Computer. 4000 Datenpunkte im ganzen Bad helfen dabei.

Doch all diese kleinen digitalen Helfer, sowie die Techniker des Schwimmbades, sind so gut wie unsichtbar für den Badegast. Genauso unscheinbar wie das kleine schwarze Rohr in der hintersten Ecke des Kellers. Doch ohne all das könnte keiner im Thermalbad entspannt abtauchen.