Herr Meser, Sie haben den Sprung von Niedersachsen ins Bodensee-Wasser gewagt. Sie sind der neue Chef der Konstanzer Bädergesellschaft. Welches Schwimmbad gefällt Ihnen am besten?
Mir gefallen alle Bäder. Jedes Bad hat was besonders. Als ich im Juli hier hergezogen bin, bin ich morgens zum Sonnenaufgang mit dem Rad nach Litzelstetten gefahren. Einfach wunderschön. Wallhausen hat eine sehr große Fläche. Dingelsdorf in Verbindung mit dem Campingplatz ist sehr schön.
Das Hörnle als das größte Strandbad und mit den meisten Besuchern hat natürlich auch seinen Charme. Die Bodensee-Therme mit der Lage, das angrenzende Freibad, das Schwaketenbad für ganze Familie mit Spaß und Action – also jedes Bad für sich hat was für sich. Ich kann mich nicht entscheiden.
Sie scheinen ein Fan der Strandbäder zu sein. Werden diese unter ihrer Leitung weiterhin keinen Eintritt kosten?
Das ist eine lang gepflegte Tradition, an der ich ungern rütteln möchte. Aber natürlich muss man sich bewusst machen: Da stecken enorme Kosten drin, welche die Bädergesellschaft, Stadtwerke und Stadt tragen müssen. Die riesigen Flächen müssen ja bewirtschaftet werden. Im Endeffekt ist das eine politische Entscheidung. Aktuell möchte man es tragen und den Weg gehe ich gerne mit.
Bleiben wir mal beim Hörnle. Immer wieder gibt es dort Klagen über die alten und schmutzigen Sanitäranlagen und Umkleidekabinen. Kennen Sie die Örtlichkeiten?
Ja, ich kenne sie und ja, da müssen wir tätig werden. Nicht heute oder morgen, aber mittelfristig. Der Sanitärbereich, die Umkleiden und die Spinde könnten besser sein. Dabei könnten wir auch neue Einnahmen generieren – zum Beispiel mit schöneren und größeren Mietspinden, in die auch Klappstühle reinpassen.

Sie wollen also ins Hörnle investieren?
Etappenweise ja. Aber man muss auch immer bedenken, dass das ein kostenloses Angebot ist. Und: Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht selbst kannibalisieren.
Wie meinen Sie das?
Man muss es auch wirtschaftlich betrachten. Wir können nicht Millionen in die kostenfreien Strandbäder investieren, wenn wir gleichzeitig einen Besucherschwund in der Therme haben. Das Freibad der Therme soll auch weiterhin das Vorzeige-Freibad sein. Es soll super ausgestattet und gepflegt sein.
Das heißt nicht, dass die anderen Einrichtungen nicht gepflegt sind, aber man muss schon im Rahmen der Investitionen gucken, was wir machen. Sanitärbereiche müssen vorhanden und gepflegt sein, aber überspitzt gesagt: Da müssen keine goldenen Wasserhähne angebracht sein.
Goldene Wasserhähne könnte sich die Bädergesellschaft bei dem aktuellen Defizit auch gar nicht leisten. Sie ist mit über 8 Millionen tief in den roten Zahlen.
Ich muss mich auch an den roten Bereich gewöhnen. Meine Tätigkeit davor war in einem rein privaten Bad, da haben wir schwarze Zahlen geschrieben. Das war eine Soletherme für Gesundheit und Erholung. Aber hier hat die Stadt einen Auftrag für die Daseinsvorsorge. Da wird man es nie schaffen, schwarze Zahlen zu schreiben.
Es gibt laut der Deutschen Gesellschaft für Badewesen 7.126 Bäder in Deutschland, nur 1,7 Prozent davon schreiben schwarze Zahlen. Und das sind hauptsächlich private Bäder. Sobald ich im Rahmen der Daseinsvorsorge tätig bin und Schul- und Vereinsschwimmen anbiete, komme ich auf einen Erlös von 50 Cent pro Eintritt. Damit kann ich nicht wirtschaftlich agieren.
Ein gutes Stichwort: Daseinsvorsorge. Darunter kann man auch das Schwimmen lernen verstehen. 2023 gab es leider einen tragischen Schwimmunfall im Hallenbad am Seerhein, bei dem ein Junge gestorben ist. Wollen Sie Schulen und Vereinen da mehr Möglichkeiten für Unterricht anbieten?
Ich habe schon die ersten Gespräche mit Vereinen geführt. Wir haben auch eine Änderung seit September vorgenommen. Vereine zahlen jetzt nur noch pro benutzter Bahn und nicht mehr pro Kopf. Das ist der bessere Weg, da es doch viele Ausfälle gibt. Wir wollen gemeinsam mit den Schulen und Vereinen zu einer besseren Nutzung und Auslastung und dadurch auch zu einem größeren Angebot für Schwimmkurse kommen.
Eine letzte Frage: Seit Juli hat die Bädergesellschaft die Eintrittspreise um durchschnittlich 5 Prozent erhöht. Auch andere vergünstigte Tickets wie das 90-Minuten-Schwimmen am Wochenende im Schwaketenbad oder der Abendtarif im Thermalbad sind weg. Bleibt das so?
Die Auswertungen dazu laufen. Wir beobachten das und werden dann zielgerichtet die Entscheidung treffen, ob wir bestimmte Produkte wieder aktivieren oder ob wir es so lassen.